Das Düsseldorfer Unternehmen hat Probleme, die im Oktober fällige Raten zu bezahlen. Capricorn-Chef Robertino Wild sieht sich als Opfer von Politik und Medien, die Anteile hat er einem Treuhänder übergeben.

Nürburg. Fans des Nürburgrings dürfte es vorkommen wie ein wiederkehrender Alptraum. Erneut ist die insolvente Rennstrecke in den Schlagzeilen, droht die Finanzierung einer besseren Zukunft zu scheitern, ist von einer möglichen Stilllegung der weltberühmten Eifel-Rennstrecke die Rede. Vor kurzem noch schien sie nach dem Verkauf an den Düsseldorfer Autozulieferer Capricorn in ruhigere Fahrwasser gekommen zu sein. Doch nun kann möglicherweise vom Käufer eine Rate nicht bezahlt werden. Das sorgt in Mainz für Rumoren – sogar innerhalb der rot-grünen Koalition von Rheinland-Pfalz.

Capricorn-Chef Robertino Wild ist in Turbulenzen geraten. Er spricht von anhaltend negativer Berichterstattung in den Medien über sein Unternehmen, die das Ganze ausgelöst habe. Angebliche Probleme bei der Bonität hätten Geschäftspartner nervös gemacht. Kreditvolumina bei Banken seien verloren gegangen. Zudem sieht Wild sich und sein mittelständisches Unternehmen als Opfer der mitunter giftig geführten politischen Diskussion in Rheinland-Pfalz rund um den Nürburgring.

Probleme bereitet die Zahlung einer zweiten Kaufpreisrate von fünf Millionen Euro bis Ende Oktober. Wild räumt ein, dass auch sein Unternehmen vor Problemen stehen könnte, sollte er dies nicht finanzieren können. Vorsorglich übertrug er daher seine Anteile an der Ring-Besitzgesellschaft an einen Treuhänder. Damit wolle er für den schlimmsten Fall Schaden vom Ring und seinen Mitarbeitern abwenden. Derzeit glaube er aber noch fest an ein gutes Ende. „Ich persönlich arbeite mit Hochdruck daran.“

„Es ist eine furchtbare Situation“, sagt Wild. Rückblickend sei es ein „Riesenfehler“ von ihm gewesen, sich nur um die Rennstrecke selbst zu kümmern und nicht um die Politik. „Der Ring ist ein Sumpf von Partikularinteressen.“ Entscheidend könnte nun Wilds Kaufpartner, die Motorsportfirma Getspeed, werden. Während der Capricorn-Chef bislang zwei Drittel der Rennstrecke hielt, gehört Getspeed der Rest. Entsprechend wird auch dort daran gebastelt, die Kurve zu bekommen und Financiers zu finden, wie die Ring-Sanierer bestätigen.

Im schlimmsten Fall droht ein drittes böses Ende am Ring: 2009 ging der Versuch der damaligen SPD-Alleinregierung, den Ring-Ausbau samt Freizeitpark mit Hilfe windiger Investoren zu stemmen, krachend schief. Das führte letztlich auch dazu, dass Ex-Finanzminister Ingolf Deubel (SPD) im April 2014 wegen Untreue zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt wurde. Er kündigte Revision an. Die frühere SPD-Regierung experimentierte am Ring dann mit den Pächtern Kai Richter und Jörg Lindner. Doch das mündete 2012 in der Insolvenz der Rennstrecke.

Der Finanzskandal erschüttert erneut das politische Mainz. CDU-Oppositionschefin Julia Klöckner verlangt nun den Rücktritt von Innenminister Roger Lewentz und Finanzminister Carsten Kühl (beide SPD) sowie den Rückzug von SPD-Fraktionschef Hendrik Hering. Die Grünen-Fraktion geht derweil auf Distanz zum Koalitionspartner. Ihr Chef Daniel Köbler erwartet von SPD-Regierungschefin Dreyer ein klares Signal, „dass in der Vergangenheit Fehler gemacht wurden“. Die jahrelange Dauersubventionierung der Rennstrecke sei falsch gewesen.

Fakt ist, wenn die Ringkäufer den Vertrag nicht erfüllen können, wird die Rennstrecke voraussichtlich neu ausgeschrieben und muss dann innerhalb von Monaten veräußert werden – sonst droht nach Angaben der Sanierer die Stilllegung. Die betonen öffentlich, der Kaufvertrag habe nach wie vor Gültigkeit und man gehe von einer Lösung mit Wild, Getspeed, dem Treuhänder oder einem anderen Investor aus.

Gleichwohl sagt Ring-Sanierungsgeschäftsführer Thomas Schmidt: „Ich bin enttäuscht über das, was an das Tageslicht gekommen ist.“ Dabei geht es vor allem darum, dass Wild seinerzeit als Sicherheit unter anderem eine Kunstsammlung angab, die er jedoch bereits beliehen hatte. Das sei falsch gewesen, sagt der Unternehmer selbst.

Die Sanierer unterstreichen fast gebetsmühlenartig, es gebe derzeit zwar Wirbel auf Ebene der Gesellschafter. Das operative Geschäft des Rings sei davon aber unberührt und auch für die Mitarbeiter ändere sich nichts. In ein paar Wochen nach Ende der Frist für die zweite Rate wird Klarheit herrschen, wohin der Weg führt. Wild sagt: „Das Spiel ist erst zu Ende, wenn der letzte Ball gespielt ist.