Ein falscher Handgriff reicht, um sich mit dem Ebola zu infizieren. Hat sich eine US-Krankenschwester einen fatalen Fehler geleistet? Die US-Gesundheitsbehörde ist alarmiert und befürchtet weitere Fälle.

Dallas/Madrid. Nach der Infektion einer Krankenschwester bei einem Ebola-Patienten in den USA läuft die Suche nach der Ursache auf Hochtouren. Trotz Schutzkleidung und strenger Sicherheitsvorkehrungen seien die Vorschriften in Dallas im Bundesstaat Texas zu irgendeinem Zeitpunkt nicht eingehalten worden, sagte der Chef der US-Seuchenbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention), Tom Frieden. Schon ein einziger Fehler könne zur Ansteckung führen. Tests hatten die Infektion der Frau am Sonntagabend (Ortszeit) bestätigt. Präsident Barack Obama forderte eine rasche Aufklärung.

Nach Informationen des Senders CNN will die Behörde nun einerseits prüfen, ob die Krankenschwester sich während der Dialyse oder der Intubation zur Beatmung des inzwischen verstorbenen Patienten ansteckte. Mit beiden Maßnahmen sollte der Mann, der die Krankheit aus Afrika in die Vereinigten Staaten gebracht hatte, gerettet werden. Vergangenen Mittwoch war er in Dallas gestorben. Beide Verfahren gelten als äußerst ansteckend und deshalb riskant.

Andererseits wolle die Behörde untersuchen, ob die Krankenschwester sich beim Ablegen ihrer Schutzkleidung infizierte. So reicht schon ein einziger falscher Handgriff beim Ausziehen kontaminierter Handschuhe oder Schutzbrillen, um mit dem Erreger in direkten Kontakt zu kommen. Erst kürzlich hatte sich eine Pflegehelferin in Spanien bei einem Ebola-Patienten angesteckt. Sie soll sich beim Ausziehen des Schutzanzugs mit einem Handschuh ins Gesicht gefasst haben.

Der Hund der Krankenschwester soll – im Gegensatz zum Hund der erkrankten spanischen Krankenpflegerin – laut US-Medien nicht eingeschläfert werden. Nach einem Bericht der Zeitung „USA Today“ wird er aus der Wohnung der Patientin an einen anderen Ort gebracht und dort auf das Wiedersehen mit seiner Besitzerin warten. In Spanien hatte das Einschläfern des Tieres einen heftigen Streit ausgelöst.

Es ist das erste Mal, dass Ebola in den USA von Mensch zu Mensch übertragen wurde. Der Gesundheitszustand der Patientin sei stabil, hieß es vom Krankenhaus. CDC-Chef Frieden zufolge enthält das Blut der Frau erst wenige Viren, daher sei die Hoffnung auf Genesung groß. Die Frau hatte am Freitag leichtes Fieber gemeldet.

Obwohl die Krankenschwester sofort isoliert wurde, wollte die CDC neue Übertragungen nicht ausschließen. „Ich will es klar sagen. Es besteht die Möglichkeit, dass es weitere Fälle hier in den USA geben wird“, sagte CDC-Chef Frieden in Atlanta.

Weniger Ebola-Viren im Körper von spanischer Krankenschwester

Bei der in Spanien infizierten Krankenschwester zeigten Tests, dass die Zahl der Viren in ihrem Körper stark zurückgegangen ist, wie der Direktor des behandelnden Krankenhauses, Antonio Andreu, sagte. Es könne allerdings Komplikationen geben. Die 15 Personen, die mit der Kranken Kontakt hatten, zeigten keine Ebolasymptome. Falls dies bis 27. Oktober so bleibe, könne Entwarnung gegeben werden.

In Westafrika sind an der Virusinfektion bereits mehr als 4000 Menschen gestorben. Im am schwersten betroffenen Liberia hatte die Vereinigung der Mitarbeiter im Gesundheitswesen für Montag Krankenschwestern, Pfleger, Arzthelfer und Labortechniker zu Streiks für eine höhere Gefahrenzulage aufgerufen. Allerdings traten zumindest einige Krankenschwestern ihren Dienst an.

Die Weltgesundheitsorganisation wertete den Ebola-Ausbruch als weltweit „schlimmsten akuten Gesundheitsnotstand der Neuzeit“. WHO-Generaldirektorin Margaret Chan sagte, die Angst vor Ansteckung habe sich weitaus schneller verbreitet, als das Virus selbst. Aus Daten der Weltbank sei zu schließen, dass 90 Prozent der wirtschaftlichen Kosten einer Epidemie von „irrationalen und desorganisierten Bemühungen der Öffentlichkeit zur Vermeidung von Infektionen herrühren“, hieß es in einer Erklärung Chans, die bei einer regionalen Gesundheitskonferenz in Manila verlesen wurde. Die Aufklärung der Bevölkerung sei eine gute Abwehrstrategie.