Der deutsche Entwicklungshelfer war nach Pakistan gekommen, um Flutopfern zu helfen. Er wurde zusammen mit einem Italiener von den Taliban entführt. Die Befreiung durch die KSK war schon seit Tagen geplant.

Berlin/Kabul. In Afghanistan ist ein entführter deutscher Entwicklungshelfer befreit worden. Der Deutsche war mehr als zweieinhalb Jahre in der Gewalt seiner Entführer und wurde mit Hilfe von Bundeswehr-Elitesoldaten befreit. Das Auswärtige Amt bestätigte am Freitag die Freilassung der Geisel. Die „Bild“-Zeitung berichtete, der Deutsche sei einem Team des Kommandos Spezialkräfte (KSK) in Kabul übergeben worden. Die Soldaten hätten den Auftrag gehabt, den Deutschen nicht gewaltsam zu befreien. Unklar blieb, wie die Freilassung der Geisel erreicht wurde und ob Lösegeld geflossen ist.

Der Entwicklungshelfer arbeitete für die Deutsche Welthungerhilfe. Er war am 19. Januar 2012 zusammen mit einem italienischen Kollegen aus einem Haus in der ostpakistanischen Stadt Multan verschleppt worden. Angaben zu dem Italiener lagen am Freitag zunächst nicht vor.

Die beiden Europäer waren nach früheren Angaben aus Extremistenkreisen von den pakistanischen Taliban (TTP) entführt worden. Sie wurden diesen Informationen zufolge später an andere Gruppen mit Verbindungen zum Terrornetz Al-Kaida weitergegeben.

Das Auswärtige Amt (AA) teilte mit, der Deutsche befinde sich in der Obhut der Bundesregierung. Er werde medizinisch und psychologisch betreut. Es gehe ihm den Umständen entsprechend gut. Zum erfolgreichen Ausgang der Geiselnahme hätten auch ausländische Partner beigetragen. Nähere Angaben dazu machte das AA nicht.

Die Elitesoldaten der KSK hätten in der afghanischen Hauptstadt in zivil operiert, seien aber bewaffnet und auf ein Feuergefecht oder einen Anschlag vorbereitet gewesen, schrieb die Zeitung weiter. Die Operation habe bereits am vergangene Wochenende stattfinden sollen. Sie habe sich aber verzögert, „weil es in den beteiligten Ministerien erst Unstimmigkeiten darüber gab, ob man die Aktion wagen sollte“.

Das letzte Lebenszeichen des Deutschen war im vergangenen Februar aufgetaucht. In einem Video hatte der Entwicklungshelfer an Bundeskanzlerin Angela Merkel appelliert: „Falls notwendig, kommen Sie selber nach Pakistan, protestieren Sie und kehren Sie nicht ohne mich zurück. Meine Hoffnung liegt auf Ihnen, Frau Merkel.“

Der Deutsche hatte weiter gesagt: „Ich will leben. Ich habe Angst. Ich will hier weg. Ich will zu meiner Familie zurückkehren.“ Das einzige zuvor aufgetauchte Video war kurz vor Weihnachten 2012 ausgestrahlt worden. Damals war die Geisel 59 Jahre alt.

Aus Extremisten-Kreisen hatte es im vergangenen Januar geheißen, die Entführer forderten Lösegeld in unbekannter Höhe und die Freilassung von Mitkämpfern aus pakistanischer Haft. Das Auswärtige Amt sowie das Außenministerium in Rom hatten nach der Entführung Krisenstäbe eingerichtet. Nach pakistanischen Angaben hatten die beiden Europäer sich um Opfer der Jahrhundertflut aus dem Sommer 2010 gekümmert.