Maskierte täuschen Geldboten in Berlin bei deren Pause. Fluchtauto geht in Flammen auf

Berlin. Schon wieder haben Räuber einen Geldtransporter in Berlin überfallen. Nur wenig später wurde in ungefähr zwei Kilometer Entfernung vom Tatort ein brennender Audi entdeckt – vermutlich der Fluchtwagen. Die Polizei geht davon aus, dass sich die Täter intensiv auf den Überfall vorbereitet hatten und sowohl Fahrzeug als auch Route ausgekundschaftet hatten. Die drei 49, 58 und 59 Jahre alten Mitarbeiter des Werttransports blieben bei dem Überfall unverletzt.

Wie das Abendblatt aus Ermittlerkreisen erfuhr, näherten sich drei maskierte Männer gegen 20.15 Uhr dem Werttransporter an der Hannah-Karminski-Straße in Charlottenburg. Einer von ihnen soll in einem Rollstuhl gesessen haben – ein Trick, um somit bei den Mitarbeitern des Sicherheitsunternehmens keinen Verdacht zu wecken.

Diese hatten ihr gepanzertes Dienstfahrzeug am Ende der Sackgasse geparkt und offenbar eine Pause eingelegt. Nach Angaben der Polizei standen zwei Mitarbeiter der Werttransportfirma außerhalb ihres Fahrzeugs, während der Fahrer selbst im Wagen saß. Als die maskierten Männer auf der Höhe der Angestellten waren, zogen sie ihre Schusswaffen, bedrohten die Sicherheitsleute und nahmen ihnen die Dienstwaffen ab. Anschließend schossen sie mehrmals auf die Karosserie und auch auf die Seitenscheibe aus Panzerglas. Derart unter Druck gesetzt und bedroht, verließ auch der Fahrer den Transporter. Die Räuber nahmen ihm seine Waffe ab und zwangen ihn, die Hecktür des Wagens zu öffnen. Nach Aussagen einer Polizeisprecherin ergriffen sie ihre Beute und flüchteten mit einem Audi, der bereitstand. Nur wenige Minuten später brannte an der Warburgzeile ein Audi. Trotz der Löscharbeiten der Feuerwehr brannte das Fahrzeug komplett aus. Das Wrack wurde für Untersuchungen zur Kriminaltechnik gebracht. Ob es sich bei dem Fahrzeug tatsächlich um das Fluchtauto handelt, ist Gegenstand der Ermittlungen. Ein Beamter erklärte, es spreche alles dafür.

Die Höhe der Beute steht noch nicht fest. Die Tarnung der Täter mit dem Rollstuhl und das ungewöhnliche Verhalten der Sicherheitsleute, die außerhalb ihres Fahrzeugs in einer Sackgasse Pause machten, steht laut ersten Erkenntnissen der Polizei in keinem Zusammenhang. Ausgeschlossen werden könne dies allerdings nicht, hieß es.

„Die Mitarbeiter des Sicherheitsunternehmens haben sich grob fahrlässig verhalten“, sagte Silke Wollmann, Sprecherin der Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste (BDGW). „Ausstiege aus dem Fahrzeug dürfen nur in gesicherten Bereichen oder vor den Geschäften, die sie anfahren, gemacht werden.“

Ebenso grob fahrlässig sei das Parken mit dem Transporter ohne die Möglichkeit, schnell wieder wegfahren zu können. Die Mitarbeiter hatten ihr Fahrzeug in einer Sackgasse in Richtung Spree geparkt. Bei einem Fluchtversuch hätten sie demnach erst wenden und anschließend aus der Sackgasse fahren müssen, um sich in Sicherheit zu bringen.

Ob die erbeuteten Geldkassetten mit einem Tintensystem versehen waren, konnte die Verbandssprecherin nicht sagen. Diese Geldkassetten sind dann möglicherweise für die Täter wertlos. Wenn der Mitarbeiter eine Geldkassette übernimmt, aktiviert er im Normalfall das vorhandene Tintensystem. Jedes gewaltsame Aufbrechen löst dann eine Farbbombe aus, die die Geldscheine unbrauchbar macht.

Das Vorgehen der Täter zeigt Parallelen zu dem Überfall vor dem Apple Store vor rund einer Woche. Auch in diesem Fall wurden die Geldboten entwaffnet, ebenso wurde das Fluchtauto von den Räubern angezündet.