Guerrero ist seit langem von Gewalt gezeichnet. Nun macht der mexikanische Bundesstaat wegen tödlicher Schüsse auf Studenten Schlagzeilen. Im Visier der Ermittler ist die Polizei selbst.

Mexiko-Stadt. Sechs Menschen sind im mexikanischen Bundesstaat Guerrero bei mehreren Zwischenfällen getötet worden. Weitere 17 Menschen wurden in der Stadt Iguala verletzt. Die Staatsanwaltschaft hat die Verhaftung von 22 Polizisten wegen Tatverdachts angeordnet, wie die Regierung von Guerrero am Sonntag mitteilte. Die Polizisten sollen am Freitagabend in der Stadt auf drei Busse geschossen haben, in denen Studenten der Lehrerseminare saßen, die für eine Protestaktion Geld sammeln wollten.

Unter den Toten sind drei Studenten, ein Busfahrer und ein junger Fußballspieler, wie die Zeitung „Excelsior“ am Sonntag berichtete. Der Bus seiner Mannschaft soll möglicherweise mit einem Fahrzeug der Studenten verwechselt worden sein. Auch eine Frau in einem vorbeifahrenden Taxi kam bei der Schießerei ums Leben.

Die verhafteten Polizisten wurden nach Acapulco gebracht, weil nach Angaben der Staatsanwaltschaft Angehörige der Verdächtigen in Iguala vorhatten, die Beamten gewaltsam zu befreien. Bundespolizisten und Heerestruppen sollen nun für Sicherheit in der 140.000 Einwohner zählenden Stadt sorgen.

Die Lehrer der neun Lehrerseminare in Guerrero haben für Montag einen Streik angekündigt. Sie fordern den Rücktritt des Bürgermeisters von Iguala wegen seiner politischen Verantwortung für das Verhalten der Stadtpolizei, wie die Zeitung „Milenio“ berichtete.

Unterdessen ist ein Oppositionspolitiker in Mexiko von Unbekannten erschossen worden. Braulio Zaragoza, Chef der Partido Acción Nacional (PAN) im Bundesstaat Guerrero, wurde am Sonntag (Ortszeit) in Acapulco getötet, wie die Justiz mitteilte. Die Schüsse fielen demnach in einem Hotelrestaurant am Meer. Zaragoza sei von drei Kugeln in den Rücken getroffen worden.

In Mexiko wurden allein in den vergangenen acht Jahren rund 80.000 Menschen im Zuge des verschärften Kampfes gegen den Drogenhandel getötet. Auch zahlreiche Regionalpolitiker wurden umgebracht, seitdem der frühere Präsident Felipe Calderón 2006 eine Militäroffensive gegen die mächtigen Drogenkartelle des Landes startete.