Das Unternehmen DivorceHotel bietet das schnelle Lösen der Ehe an einem Wochenende an. Bald auch in Deutschland

Agoura Hills. Verheiratet einchecken, zwei Tage später geschieden auschecken: Das Unternehmen DivorceHotel mit Sitz in Agoura Hills in Kalifornien hat in den Niederlanden schon vielen unglücklichen Ehepaaren per Wochenend-Arrangement zur erfolgreichen Scheidung verholfen. Bald soll das auch in Deutschland möglich sein. Das Hamburger Abendblatt sprach mit Firmengründer Jim Halfens über schwierige Fälle und die wahre Liebe.

Hamburger Abendblatt: Mit allem Respekt, ist die Geschäftsidee von DivorceHotel nicht völlig verrückt? Wenn man sich scheiden lassen will, verreist man doch nicht zusammen.
Jim Halfens: Verrückt ist aus meiner Sicht, dass sich jedes Jahr Menschen wegen Scheidungen finanziell ruinieren. Sicher, es gibt gute Scheidungshelfer, aber der größere Teil der „Scheidungsindustrie“ profitiert davon, Scheidungen kompliziert zu machen.

Wie läuft die Scheidung bei Ihnen ab?
Halfens: Man fährt nicht einfach vorbei und checkt ein. Ob sich Paare, die sich für eine Scheidung bei uns entschieden haben, auch für unser Konzept eignen, bewerten unsere Mediatoren nach einem intensiven Gespräch mit den Klienten. Aufgrund dieses Auswahlverfahrens ist unsere Erfolgsrate so hoch. Gibt der Mediator grünes Licht, wählen wir eines der Hotels aus, mit denen wir zusammenarbeiten, und erstellen ein individuelles Scheidungsprogramm. Das umfasst beispielsweise Vermittlungsgespräche und Momente der Entspannung. Die Klienten reisen an einem Freitag als Ehepaar an und am Sonntag ab – als geschiedene Leute.

Klingt einfach.
Halfens: So einen Aufenthalt sollte man nicht mit Urlaub verwechseln, denn es sind zwei Tage intensiver, harter Arbeit. Besitztümer werden aufgeteilt, Umgang mit den Kindern besprochen – am Sonntagabend müssen beide Parteien diesen Scheidungsvertrag unterschrieben haben. Ist dies der Fall, steht der Scheidung nach niederländischem Recht nichts mehr im Weg. Im US-amerikanischen Recht ist das ähnlich. Die Scheidung an sich über einen Richter ist dann nur noch Formsache. Wir versuchen, das Scheidungsverfahren erträglich zu machen. Wir wollen, dass sie die Verantwortung für den Ablauf übernehmen, darum haben wir ein Konzept „um die Klienten herum“ gebastelt. Das bedeutet: Die Anwälte, die mit uns arbeiten, passen sich mit ihren Terminen denen unserer Paare an. Normalerweise ist das andersherum.

Geben Sie eine Garantie für eine erfolgreiche Scheidung?
Halfens: Nein. Niemand kann eine erfolgreiche Scheidung garantieren, weil man dafür die Mitarbeit aller Beteiligten benötigt. Wir lassen unsere Klienten immer im Voraus wissen, was sie erwarten können.

Wie viele Paare haben sich auf diesem Weg scheiden lassen?
Halfens: Nach 100 Scheidungen haben wir aufgehört zu zählen. Bei zwei Prozent der Gäste hat es nicht geklappt.

Was war der schwierigste „Fall“?
Halfens: Die Scheidung eines Unternehmers und seiner Frau. Er besaß mehrere Firmen, hatte mehrere Kinder, Grundstücke und Häuser. All das zu regeln war für unseren Mediator eine große Herausforderung, aber er hat es geschafft.

Gab es eine gut gelaunte Scheidung?
Halfens: Mit Zustimmung eines Scheidungspaares hatten wir am selben Wochenende auch eine Hochzeit im Hotel. Normalerweise trennen wir die Bereiche, aber per Zufall liefen die Scheidungswilligen den Frischvermählten in die Arme. Was dann passierte, werde ich nie vergessen. Unsere Klienten gaben dem Hochzeitspaar Tipps für die Ehe – ein besonderer Moment für alle.

Was kostet eine Scheidung bei Ihnen?
Halfens: Unsere Kosten betragen zwischen 4000 und 5000 Euro, das kommt auf die Lebensumstände des Paares an, haben sie etwa Kinder oder Firmen. Eine traditionelle Scheidung kann locker dreimal so viel kosten. Unser Preis ist also bezahlbar, sodass ihn sich jeder leisten kann.

Können sich auch Ausländer in einem DivorceHotel scheiden lassen?
Halfens: Solange man nach niederländischem oder amerikanischem Recht verheiratet ist, ja.

Wo denn genau, die Hotels sind auf der Webseite nicht zu finden.
Halfens: Die Adressen veröffentlichen wir nicht, um die Privatsphäre unserer Klienten zu schützen.

Wie wird ein Hotel zum DivorceHotel?
Halfens: Es muss ein Boutiquehotel sein, damit sich unsere Klienten heimelig fühlen können. Und wir benötigen zum Beispiel Suiten mit Verhandlungstischen und Loungebereiche für informelle Gespräche. Wichtig ist auch, dass wir das Hotelteam schulen dürfen.

Gibt es auch bald das erste Scheidungshotel in Deutschland?
Halfens: Unser Nachbarland steht ganz oben auf der Liste. Das deutsche Scheidungsrecht allerdings stellt uns vor einige Herausforderungen.

Sind Sie verheiratet – oder geschieden?
Halfens: Ich habe eine wundervolle Freundin, ich glaube an die wahre Liebe – irgendwann werde ich heiraten. Beziehungen können zerbrechen, für diesen Fall sollte es die Möglichkeit geben, die Verbindung auf normalem Weg zu lösen. Die furchtbare und langwierige Scheidung eines meiner besten Freunde war der Anlass, DivorceHotel zu gründen.