Proband in Frankreich versteht in Indien gedachte Wörter

Washington. In einem „Telepathie“-Experiment ist mithilfe moderner Technik erstmals eine Gedankenübertragung über Tausende Kilometer Distanz gelungen. „Es ist so etwas wie die technologische Verwirklichung vom Traum der Telepathie, aber es ist definitiv nicht magisch“, sagte Wissenschaftler Giulio Ruffini. „Wir nutzen Technologie, um elektromagnetisch mit dem Gehirn zu interagieren.“

Bei dem Experiment sollte ein Proband in Indien an einfache Worte wie „Hallo“ und „Tschüs“ denken. Seine Gehirnströme wurden dabei mit einer Elektroenzephalographie (EEG) gemessen, für die auf dem Kopf Metallelektroden befestigt werden. Diese Daten wurden in einen Binärcode umgewandelt – die nur aus den Ziffern 1 und 0 bestehende Computersprache – der dann per E-Mail nach Frankreich geschickt wurde. Dort wurde der Binärcode wiederum in ein Signal umgewandelt, das über eine sogenannte transkranielle Magnetstimulation in das Gehirn eines Versuchsteilnehmers gelangte. Dazu werden die Daten durch Lichtblitze dargestellt, die der Proband am Rande seines Blickfelds wahrnimmt. Die Probanden hatten die in Indien gedachten Wörter also weder gehört noch irgendwie gesehen – sie konnten aber anhand der Lichtblitze die Botschaft verstehen.

„Wir wollten herausfinden, ob eine direkte Kommunikation zwischen zwei Menschen möglich ist, indem die Gehirnaktivität eines Menschen gelesen und Gehirnaktivität in einen zweiten Menschen injiziert wird“, sagte Alvaro Pascual-Leone, Neurologieprofessor an der Harvard Medical School. Das Forschungsergebnis könnte von Wissenschaftlern künftig dazu genutzt werden, um mit Menschen zu kommunizieren, die nach einem Hirnschlag nicht mehr sprechen können.