Seit dem Hack verbreiten sich jede Menge überraschende Tweets im Namen Medwedews: „Die Krim gehört uns gar nicht“ zum Beispiel, oder auch die Nachricht von seinem plötzlichen Rücktritt - „aus Scham über das Handeln der Regierung“.

Moskau. Ungewohnte Tweets von Russlands Ministerpräsidenten: Hacker haben Dmitri Medwedew einen Streich gespielt und im Internet seinen Rücktritt verkündet. Er sei „aus Scham über das Handeln der Regierung“ zurückgetreten, stand am Donnerstag auf Medwedews Twitter-Seite. Nachdem die Hacker das russischsprachige Profil des Politikers gekapert hatten, verbreiteten sie dort zudem Häme gegen Präsident Wladimir Putin, der in Russland auch unter dem Spitznamen „Wowa“ bekannt ist.

„Ich wollte das schon seit langem sagen: Wowa, Du hast Unrecht!“, lautete eine der gefälschten Kurznachrichten. „Ich trete zurück. (...) Vergib mir.“ Außerdem wurden gleich mehrere politische Propaganda-Erfolge der Regierung verurteilt – etwa die Annexion der ukrainischen Schwarzmeerhalbinsel Krim.

„Die Krim gehört uns gar nicht“, konstatierte der falsche Regierungschef – und empfahl seinen Lesern auch gleich, diese Erkenntnis doch bitte weiterzuverbreiten. Der Zeitpunkt für seine Krim-Botschaft war offenbar bewusst gewählt, schließlich sollten Medwedew und Putin am Donnerstag Abgeordnete der Duma auf der Schwarzmeerhalbinsel treffen.

„Wir könnten in die 1980er Jahre zurückfallen“, klagte der vermeintliche Ministerpräsident weiter. „Das ist traurig. Wenn das das Ziel meiner Kollegen im Kreml ist, werden sie es schnell erreichen.“

Ein Regierungssprecher räumte anschließend ein, dass Medwedews von mehr als 2,5 Millionen Internetnutzern abonnierte Twitter-Konto gehackt worden sei. „Wir arbeiten an dem Problem“, sagte er der staatlichen Nachrichtenagentur RIA Nowosti.

Im Keim ersticken konnte der Kreml das PR-Desaster freilich nicht: Medwedews vermeintlicher Rachefeldzug gehörte am Donnerstag zu den meistdiskutierten Twitter-Themen in Moskau.