„Hallo, hier ist Erika Berger, wer spricht?“ Auf ihre Sendung „Eine Chance für die Liebe“ wird sie noch heute angesprochen. Berger wird 75 - und erinnert sich daran, was Oswalt Kolle ihr über Sex im Alter gesagt hat.

Köln. Neulich auf einem Markt in der Kölner Innenstadt: Erika Berger hat ihren Einkaufszettel zu Hause liegen lassen und versucht sich zu erinnern, was alles drauf stand. Da sagt plötzlich eine Frau neben ihr: „Frau Berger, darf ich sie mal was fragen?“ Wie sich herausstellt, ist die Frau längere Zeit Single gewesen, jetzt bahnt sich eine Beziehung an – was soll sie da beachten? Erika Berger empfiehlt: „Sie müssen keine Hemmungen haben, Sie schauen tadellos aus. Aber tun Sie was für sich, gönnen Sie sich zum Beispiel ein neues Kleid!“

Dass sie bis ans Ende ihrer Tage auf Sexthemen angesprochen werden würde, hatte ihr Oswalt Kolle – der „Aufklärer der Nation“ – noch vor ihrer ersten Sendung 1987 prophezeit. „Tu es!“, hatte er ihr mit Blick auf die Sendung geraten. „Aber rechne damit, dann auf immer und ewig für dieses Thema zuständig zu sein!“ Am Mittwoch wird Erika Berger 75, und spätestens jetzt weiß sie, dass er recht hatte. Dabei ist es mittlerweile fast ein Vierteljahrhundert her, seit sie in der RTL-Live-Sendung „Eine Chance für die Liebe“ am roten Telefon Zuschauerfragen beantwortete.

„Es war Aufklärungsarbeit, weil die Leute wirklich nicht wussten, was Sache war“, erzählt sie. Das Internet gab es noch nicht, nur die „Bravo“, die Stadtbücherei und die beste Freundin. Psychologen warfen Berger damals vor, sich ohne entsprechende Ausbildung zur Expertin aufzuschwingen. „Dabei habe ich nie gesagt, dass ich Psychologin bin“, verteidigt sie sich. „Ich bin immer Journalistin gewesen.“ Wenn sie mal etwas nicht wusste, rief sie Oswalt Kolle an, der kannte die Grundlagenforschung. „Ich dagegen bin jetzt nicht so ein großer Studienleser“, gibt sie zu. „Ich löse Probleme eher aus dem Herzen heraus.“

Ihre wichtigste Botschaft – „Sprecht doch mal miteinander!“ – ist heute noch so aktuell wie damals. Und auch sonst ist ihr aufgefallen: „Es werden immer noch dieselben Fragen gestellt. „Er hat mich angelogen – warum macht er das?“ „Er ist nicht zärtlich zu mir – wieso küsst er mich nicht?“ Diese Themen bleiben.“

Nach wie vor erkennen die Leute sie auf Anhieb. „Etwas verrät mich, und das ist meine Stimme!“ Die Stimme mit der bayerischen Färbung hat man einfach abgespeichert: „Hallo, hier ist Erika Berger, wer spricht?“ Ihr zweites Markenzeichen waren die gekonnt übereinandergeschlagenen Beine. Zurzeit hat sie zwar eine Sehnenscheidenentzündung im Fuß, aber sie bewegt sich immer noch sehr behände. Auf ihre tadellose Figur ist sie stolz – „ich bin durchaus eitel“. Dafür macht sie Ausdauer- und Krafttraining und geht sonntags im Hallenbad schwimmen – ab 19 Uhr ist es fast leer, hat sie festgestellt: „Dann sind alle schon weg, weil sie noch „Tatort“ gucken wollen.“ Manchmal geht sie sogar auf die große Rutsche – als einzige Erwachsene unter lauter Kindern.

Erika Berger fühlt sich wohl in ihrer Haut, das spürt man deutlich. „Ich bin wieder ein durch und durch glücklicher Mensch.“ Sieben Jahre nach dem plötzlichen Herztod ihres Mannes Richard Mahkorn ist das keine Selbstverständlichkeit. Die Arbeit, so sagt sie, habe ihr geholfen, den Schicksalsschlag zu verkraften. Vier Jahre führte sie das Medienbüro ihres Mannes weiter, inzwischen hat sie es aufgegeben. „Es war mir einfach zuviel. Ich genieße jetzt das Leben.“ Sich Gedanken über den Tod zu machen, liegt nicht in ihrer Art: „Je älter man wird, desto klarer wird auch, dass das Leben endlich ist. Deshalb sollte man sich jetzt vorrangig mit Dingen beschäftigen, die Spaß machen. Man muss weiterhin auf das Leben neugierig sein, denn es hält noch so einiges bereit!“

Obwohl sie gebürtige Münchnerin ist und auch ihre beiden Kinder und die Enkel dort wohnen, will sie nicht aus Köln wegziehen. Sie wohnt direkt über einem Pub in der Innenstadt, in der unmittelbaren Umgebung kennt sie fast jeden. Sie kocht leidenschaftlich gern und geht viel aus. Ihren Geburtstag feiert sie mit ungefähr zehn engen Freunden in einem Restaurant.

Und der Sex? Sie lacht herzhaft. „Oswalt Kolle hat mir mal einen sehr guten Satz gesagt: ‚Erika, du musst wissen, wer in der Jugend viel geübt hat, der kann's auch noch im Alter!‘“