Vor 50.000 Messdienern auf dem Petersplatz, darunter auch einige aus Hamburg, hielt der Papst erstmals einen Gottesdienst auf Deutsch. Zum Dank erhielt der Argentinier ein Trikot in schwarz-rot-gold.

Vatikanstadt. So deutsch ging es auf dem Petersplatz wohl seit dem Rücktritt von Benedikt XVI. nicht mehr zu: 50.000 Messdiener aus den Bistümern von Hamburg bis Passau bevölkerten das Kopfsteinpflaster zwischen den Kolonnaden vor dem Petersdom; und dazu noch ein argentinischer Papst, der erstmals seit seinem Amtsantritt eine Predigt und einen Gottesdienst auf Deutsch hielt. Die stimmungsvolle Begegnung mit Papst Franziskus bildete am Dienstagabend den Höhepunkt der Ministrantenwallfahrt der deutschen Bistümer.

Die Messdiener bereiteten dem Papst einen Empfang von beinahe lateinamerikanisch anmutender Herzlichkeit. „Papst Franziskus“, riefen die Jugendlichen im Sprechchor und schwenkten Fahnen. Franziskus fuhr knapp zehn Minuten im offenen weißen Geländewagen durch die Menge, winkte den Ministranten und schüttelte Hände. Mit einem Glücklichen tauschte er seine weißes Scheitelkäppchen gegen ein neues Exemplar. Ein anderes Mal reichte ihm sein Leibwächter ein kleines Kind an, das offensichtlich noch nicht im Messdiener-Alter war.

Die größte Überraschung des Abends war nicht so sehr das, was der Papst sagte, sondern wie er es sagte: auf Deutsch. Franziskus bewies, dass er nicht nur seinen Lieblingsdichter Friedrich Hölderlin in der Originalsprache zitieren kann, sondern auch in der Lage ist, einen Gottesdienst samt Predigt in der Sprache Luthers zu bestreiten. Sonst spricht er nur italienisch und gelegentlich spanisch mit Pilgern. Der Papst, der in den 80er Jahren an den Goethe-Instituten in Boppard und Rothenburg ob der Tauber Deutsch gelernt hatte, predigte mit spanischem Akzent, aber gut verständlich.

Franziskus gab den Messdienern Lebenspraktisches und ein bisschen Theologie mit auf den Weg. Er stellte klar, dass Messdiener auch Hobbys außerhalb der Kirche bräuchten. Ein Ministrant aus dem Erzbistum München hatte ihn gefragt, wie sich Verpflichtungen im Sportverein oder Musikmachen mit dem Dienst am Altar unter einen Hut bringen ließen. „Da muss man sich ein bisschen organisieren“, meinte der Papst. „Ihr seid Deutsche, und das klappt bei euch.“

Ein Trikot mit der Nummer 1

Franziskus appellierte an die Messdiener, Botschafter des Glaubens zu sein: „Ihr seid aufgerufen, freudige Protagonisten in eurer Kirche zu sein.“ Jugendliche könnten mir ihrem Mut, ihrem Enthusiasmus und ihrer Spontanität leichter die Herzen jener erreichen, die mit Gott nicht mehr viel anfangen könnten. Messdiener müssten ihren Freunden „das mitteilen, was Gott euch mitgeteilt hat, vor allem seine Barmherzigkeit und seine Zärtlichkeit“.

Und schließlich gab es auch noch ein Trikot für Franziskus, der mittlerweile schon eine ganze Sammlung davon haben dürfte. Die 20-jährige Gruppenleiterin Anna Reischl aus dem oberbayerischen Poing überreichte Papst Franziskus das Trikot der Ministrantenwallfahrt. Das schwarze Oberteil mit roten Ärmeln trägt den gelben Schriftzug „Franziskus“ und die Nummer „1“ auf der Rückseite. Reischl selbst trug ein Dirndl. Dazu bekam Franziskus noch ein weißes Pilgertuch, das mit einer bunten Landkarte der sieben deutschen Kirchenprovinzen bedruckt ist. Der Papst ließ sich das Tuch um den rechten Arm binden.

Der deutsche Jugendbischof Karl-Heinz Wiesemann sagte in seiner Begrüßung des Papstes Worte, die man nicht oft hört über die katholische Kirche in Deutschland: Die Messdiener seien ein „eindrucksvolles Bild einer jungen und lebendigen Kirche in Deutschland, so der Bistumsleiter aus Speyer.

Die Meinungen der Messdiener selbst waren nach der Begegnung geteilt: “Die Stimmung war vor vier Jahren besser„, meinte Anja aus der Nähe von Karlsruhe. Damals sei es internationaler gewesen, außerdem gab es ihr diesmal “zu viel Latein„. 2010 fand die Ministrantenwallfahrt als Welttreffen statt, auch wenn schon damals faktisch die Deutschen den Löwenanteil stellten. Katharina aus dem Bistum Passau fand es hingegen einfach nur toll: “Dass man so nah am Papst war.“