Wieder hat es über Nordrhein-Westfalen geblitzt und geschüttet. Vor allem im Gebiet um Münster hieß es Montagabend stellenweise „Land unter“. Die Regenmengen waren enorm. Zwei Menschen starben.

Münster. Die heftigen Unwetter in Nordrhein-Westfalen haben zwei Menschen das Leben gekostet. Ein Mann ertrank in seinem Keller, ein weiterer vermutlich in seinem Auto in einem tosenden Bach. Einzelne Städte meldeten „Land unter“. Stellenweise fiel am Montagabend in wenigen Stunden so viel Regen auf einen Quadratmeter, wie in eine Badewanne passt. Insgesamt rückten Polizei und Feuerwehr zu rund 5000 Einsätzen aus. Am Dienstag sollten noch weitere Unwetter NRW treffen, hauptsächlich in den südlichen Landesteilen von der Eifel bis zum Rothaargebirge. Am Mittwoch soll es ruhiger werden.

Die höchste tatsächlich gemessene Menge des Deutschen Wetterdienstes betrug 98 Liter an der Station Altenberge bei Münster. Nach Auswertung von Radarbildern waren es im Raum Münster stellenweise bis zu 150 Liter auf einen Quadratmeter. Die Stadt Münster selbst registrierte sogar die unglaubliche Menge von 206 Litern an einer eigenen Station an einer Kläranlage. „Im Durchschnitt fallen in NRW in allen drei Sommermonaten zusammen 240 Liter“, sagte Meteorologin Ines Wiegand in Essen.

Im Umland von Münster kam ein Autofahrer bei Starkregen von einer überfluteten Straße ab. Der Wagen sei vermutlich von einem über die Ufer getretenen Bach mitgerissen worden, sagte ein Polizeisprecher. Mitarbeiter der Autobahnmeisterei hätten das Fahrzeug mit dem Toten am Dienstag jenseits einer parallel zur A 1 verlaufenden Straße vor dem Kreuz Münster Nord entdeckt. Ein weiterer Mann war am Montagabend in Münster in seinem Keller ertrunken. Der 76-Jährige wurde von Wassermassen überrascht, als ein Kellerfenster barst. Ebenfalls in Münster wurde eine Frau in ihrem Wagen von einem umstürzenden Baum schwer verletzt.

Die Unwetter wüteten auch wieder im Ruhrgebiet und im Raum Aachen. Zahlreiche Straßen und Wege waren wegen Überflutung gesperrt. Im Ruhrgebiet reichten mancherorts wenige Minuten Starkregen, um Kellerräume, Wohnungen und Straßen unter Wasser zu setzen. Die durch umgestürzte Bäume und Äste in der Nacht stellenweise gesperrte Strecke der S-Bahn-Linie S 1 im Ruhrgebiet war am Dienstag wieder frei. Ein verheerendes Unwetter hatte schon an Pfingsten über Nordrhein-Westfalen gewütet, damals starben sechs Menschen.

In der Region um Münster standen auch am Dienstagmorgen noch Straßen unter Wasser. Die Feuerwehr wurde von 350 Einsatzkräften aus dem ganzen Regierungsbezirk unterstützt. In einem Umkreis von 30 Kilometern fielen nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes 100 bis 150 Liter Regen pro Quadratmeter. In mehreren Stadtteilen von Münster war nach Angaben der Stadtwerke der Strom ausgefallen. 24 000 Haushalte waren betroffen. Die Ursache seien vollgelaufene Trafo-Stationen. Auch UKW-Radio war nicht zu empfangen. Ein Sendeturm inklusive Notstromgenerator sei überflutet worden, berichtete der Radiosender Antenne Münster auf seiner Website. Die hohe Feuchtigkeit in der Luft führte außerdem zu Ampelausfällen.

Besonders heftig regnete es am Montag auch in Greven (Kreis Steinfurt) nördlich von Münster. Dort war am Dienstag die Zufahrt zur Innenstadt gesperrt. Die Feuerwehr komme mit dem Abpumpen der Keller nicht hinterher, sagte eine Stadtsprecherin. In Teilen der Stadt fiel der Strom aus. In der 36 000-Einwohner-Stadt hatte die Feuerwehr am Montagabend bereits mehr als 500 Notrufe registriert. Zuvor hatte es fast zwei Stunden lang geregnet. Ein Stellwerk der Deutschen Bahn wurde durch einen Wassereinbruch beschädigt und war nur eingeschränkt nutzbar. Züge fielen aus oder mussten umgeleitet werden. Die Arbeitsagentur stand unter Wasser und blieb geschlossen.

„Es wird in den nächsten Jahrzehnten deutlich häufiger zu starken Niederschlägen kommen“, prognostiziert Guido Halbig, Leiter des Regionalen Klimabüros des Deutschen Wetterdienstes in Essen. Darauf sollten sich die Städte rechtzeitig einstellen.