London. Ein Foto zeigt den 48-jährigen König Georg V. von England mit Pickelhaube und in Offiziersuniform des kaiserlich deutschen Heeres. Die Aufnahme entstand 1913, ein Jahr bevor sich Deutschland und England im Ersten Weltkrieg als Feinde entgegentraten. Auch in anderen deutschen Uniformen ließ sich Georg bereitwillig ablichten. Schließlich war der Großvater der heutigen Queen preußischer Generalfeldmarschall ehrenhalber, Admiral der Kaiserlichen Marine sowie Regimentschef des Garde-Dragoner-Regiments Nr. 1 und des Kürassier-Regiments „Graf Gessler“ (Rheinisches) Nr. 8. Die Ränge waren ihm von seinem Vetter verliehen worden, Kaiser Wilhelm II., wie Georg ein Enkel von Königin Viktoria. Heute ist die Erinnerung daran dem Königshaus eher peinlich, und die Uniformen hängen verschämt in einem Schrank der Royal Collection.

Anlässlich des 100. Jahrestags des Kriegsausbruchs hat Andrew MacKinlay, 65, nun dazu aufgefordert, die Uniformen im Londoner Victoria and Albert Museum auszustellen. „Es handelt sich um Stücke von enormer Bedeutung“, erklärt der Labour-Politiker. „Ihre Zur-Schau-Stellung würde ein Schlaglicht darauf werfen, dass die Tragödie des Ersten Weltkriegs unabwendbar war, trotz der Tatsache, dass die Oberhäupter der beiden wichtigsten kriegführenden Länder diese einander nahestehenden Vettern ersten Grades waren. Viele junge Menschen von heute realisieren gar nicht, wie nahe sich die beiden Familienzweige standen oder dass Königin Viktoria 1901 in den Armen des Kaisers starb.“

Georg V. war zwar der erste britische Monarch seit 200 Jahren, der Englisch ohne deutschen Akzent sprach. Die britischen Royals trugen jedoch zu Beginn des Krieges, genau wie die preußischen, nach wie vor den Namen des Fürstengeschlechts Sachsen-Coburg und Gotha. Erst im Jahr 1917 benannte Georg wegen der wachsenden Deutschfeindlichkeit seiner Untertanen das britische Königshaus in House of Windsor um.