Durch die drei tragischen Abstürze in der Ostukraine, in Taiwan und in Mali ist die Zahl der Todesopfer rasant gestiegen. Im bisherigen Jahresverlauf haben bereits 760 Menschen bei zwölf größeren Unfällen ihr Leben verloren.

Berlin. Im vergangenen Jahr starben 265 Menschen in 29 größeren Flugunfällen. Für die Hinterbliebenen der Opfer bedeutet das großes Leid. Doch statistisch gesehen ist die Zahl tatsächlich äußerst gering. So wenige Todesopfer gab es nie zuvor. In der Luftfahrtbranche wurde auf modernere Flugzeuge, besseres Training der Besatzungen und bessere Infrastruktur verwiesen.

In diesem Jahr sieht die Entwicklung der Zahl der Unfallopfer dramatisch schlechter aus. 2014 wird durch die einmalige Häufung schwerer Luftfahrtunfälle in kurzer Abfolge in die Geschichte der Branche eingehen. Den jüngsten Absturz in Mali von Flug AH5017 von Air Algérie mit eingerechnet, haben im bisherigen Jahresverlauf bereits 760 Menschen bei zwölf größeren Unfällen ihr Leben verloren. Damit sind bereits in den ersten sieben Monaten des Jahres 2014 fast dreimal so viele Menschen in der Luftfahrt umgekommen wie im gesamten Vorjahr. Dies geht aus dem Datenmaterial der angesehenen Flight Safety Foundation hervor. Gezählt werden dabei Unfälle in Flugzeugen mit mehr als 14 Passagieren und ohne Militärmodelle.

Allein im Juli gab es in kurzer Abfolge drei sehr schwere Unglücke mit vielen Toten. Der Absturz von MH17 mit 298 Menschen an Bord in der Ostukraine vor einer Woche ist eines der größten Unglücke in der Luftfahrtgeschichte. Die USA gehen davon aus, dass Separatisten die Boeing 777 von Malaysia Airlines mit einer Rakete abschossen. Das Flugzeug befand sich in zehn Kilometer Höhe in einem von der ukrainischen Luftaufsicht freigegebenen Luftraum.

Für Malaysia Airlines war es der zweite Verlust eines Großraumjets vom Typ Boeing 777 binnen weniger Monate. Am 8. März verschwand bereits Flug MH370 mit 239 Menschen an Bord von den Radarschirmen. Das Wrack wird auf dem Meeresgrund im Indischen Ozean vermutet. Bislang ist aber noch kein einziges Stück des Flugzeugs oder ein Opfer gefunden worden.

In Taiwan stürzte am 23. Juli ein zweimotoriges Flugzeug des europäischen Herstellers ATR der Fluglinie TransAsia Airways bei einem Landeanflug ab. Dabei kamen 46 der insgesamt 58 Insassen ums Leben. Nur einen Tag später kam es zum Absturz einer McDonnell Douglas MD83 in Afrika mit 116 Menschen an Bord. Das ausgebrannte Wrack wurde im Wüstenstaat Mali gesichtet. Noch ist die Absturzursache ungeklärt.

Neben dem unermesslichen Leid für die Angehörigen und Freunde der Todesopfer sind die Unfälle auch ein enormer Schaden für die Versicherungswirtschaft – es geht nach den Unglücken um Zahlungen von mehreren Hundert Millionen Dollar. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass die Versicherungsprämien etwa für Malaysia Airlines steigen werden.

Flugzeuge gehören zu den sichersten Transportmitteln überhaupt

Die Dimension der Unglücke im Jahr 2014 wird auch daran deutlich, dass die Zahl der Todesopfer deutlich über dem Durchschnittswert der vergangenen zehn Jahre liegt. Rechnerisch beträgt der zeitanteilige Durchschnittswert für Ende Juli 376 Todesopfer – tatsächlich sind es aber bereits mehr als doppelt so viele.

Damit steht schon jetzt fest, dass sich der schöne Trend mit von Jahr zu Jahr sinkenden Opferzahlen, der seit dem Jahr 2010 verzeichnet wurde, nicht weiter fortsetzt. In diesem Jahrtausend gab es drei Jahre mit mehr als 1000 Toten in der Luftfahrt: im Jahr 2000, 2002 und 2005. Der fortgeschriebene Zehnjahresdurchschnitt liegt aktuell bei jährlich weltweit 720 Todesopfern in der zivilen Luftfahrt.

Mit diesen Zahlen gehören Flugzeuge zu den sichersten Transportmitteln überhaupt. Zum Vergleich: Allein in Deutschland starben im vergangenen Jahr über 3300 Menschen im Straßenverkehr.