Formel-1-Legende hat Klinik in Grenoble verlassen und wurde zur Reha gebracht

Lausanne. Seit fast einem halben Jahr bangen Familie, Freunde und Fans um Michael Schumacher, 45. Jetzt ist die Erleichterung riesig: Der Formel-1-Rekordweltmeister ist nach seinem schweren Skiunfall aus dem Koma erwacht und hat die Klinik im französischen Grenoble verlassen, teilte seine Managerin Sabine Kehm am Montag mit. Der Kerpener wurde zur Reha nach Lausanne gebracht.

„Michael hat das CHU (Universitätsklinikum) Grenoble verlassen, um seine lange Phase der Rehabilitation fortzusetzen“ erklärte Kehm in einer Stellungnahme. „Er ist nicht mehr im Koma.“ Genauere Angaben zu seinem Gesundheitszustand machte sie nicht – und stellte klar, dass dazu auch künftig nichts mitgeteilt werden soll: Die Rehabilitation solle unter Ausschluss der Öffentlichkeit erfolgen.

Kehm teilte auch nicht mit, wohin Schumacher gebracht wurde. Ein Sprecher der Uni-Klinik Chuv in der Schweizer Stadt Lausanne sagte aber wenig später, Schumacher sei am Morgen in das Krankenhaus eingeliefert worden. Schumacher lebt seit Jahren im Städtchen Gland am Genfer See, zwischen Lausanne und Genf. „Seine Familie ist bei ihm, in einem Bereich, der extra eingerichtet wurde, um ihre Intimität zu wahren und die bestmögliche Versorgung sicherzustellen“, sagte der Kliniksprecher. „Wie bei allen Patienten wahren wir das Ärztegeheimnis und die Privatsphäre der Familie.“

Schumachers schwerer Skiunfall hatte weltweit Anteilnahme ausgelöst: Der siebenfache Formel-1-Weltmeister war am 29. Dezember vergangenen Jahres im französischen Alpenort Méribel abseits der markierten Piste gestürzt und mit dem Kopf auf einen Felsen geprallt. Der lebensgefährlich verletzte Schumacher wurde mit dem Rettungshubschrauber in die Uni-Klinik Grenoble gebracht und mehrfach am Kopf operiert. Wochenlang lag er im künstlichen Koma. Ende Januar begannen die Ärzte damit, ihn langsam aus dem Koma zu holen. Anfang April teilte das Management mit, Schumacher zeige „Momente des Bewusstseins und des Erwachens“. In der ARD-Talkshow „Günther Jauch“ sprach Kehm dann Mitte April erneut von „kleinen Fortschritten“.

Nun bedankte sich Kehm „bei allen behandelnden Ärzten, Pflegern, Schwestern und Therapeuten in Grenoble ebenso wie bei den Ersthelfern am Unfallort“. „Der Dank der Familie gilt auch all den Menschen, die Michael so viele gute Wünsche gesendet haben. Sie haben ihm sicher geholfen.“

Dr. Michael Kaps, der als Facharzt für Neurologie und Sozialmedizin/Rehabilitationswesen in Allensbach schon die Schädel-Hirn-Trauma-Patienten Monica Lierhaus und Dieter Althaus behandelte, leitet aus der Transportfähigkeit Schumachers „eine leichte Verbesserung des Gesundheitszustands“ ab. Der zweifache Vater soll auf Berührungen reagieren, er könne mit seiner Familie kommunizieren. Laut „Bild“ sind seine Augen in den Wachphasen geöffnet.

Schumacher steht nun der nächste Abschnitt auf dem Weg zurück ins Leben bevor. Gemeinsam mit Spezialisten müssen Patienten, die nach einem Schädel-Hirn-Trauma lange im Koma lagen, laut Kaps rudimentäre Fähigkeiten neu erlernen. Logopäden helfen dabei, die Sprachfähigkeit wieder herzustellen, Physiotherapeuten versuchen, die nach Monaten im Bett stark zurückgebildete Muskulatur neu aufzubauen.

Besondere Wichtigkeit kommt auch der psychologischen Betreuung zu. Schumacher hat fünfeinhalb Monate im Koma gelegen. Davor war er durchtrainierter als die meisten 30-Jährigen, der Sport war stets sein Lebensmittelpunkt. Wie geht ein Mensch damit um, geschwächt und in den banalsten Lebenssituationen auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein? „Die psychologische Seite ist bei Patienten, die lange im Koma lagen, oft noch komplizierter als die körperliche“, sagt Kaps: „Bei der Krankheitsaufarbeitung brauchen die Psychologen Unterstützung von der Familie, es gehören auch lange Einzelgespräche und gegebenenfalls eine Medikamentierung zur Behandlung.“

Die Nachricht, dass Michael Schumacher aus dem Koma erwacht ist, löste weltweit Freude aus. Lukas Podolski, der seit Jahren als sein guter Freund gilt, gehörte zu den Ersten, die jubelten: „Was für eine großartige Nachricht“, twitterte der ehemalige Kölner, der jetzt für FC Arsenal in der Premier League spielt, wenige Stunden vor dem Weltmeisterschaftsspiel Deutschland gegen Portugal.