Er ist in den USA so etwas wie die Super-Nanny für Familien mit Problemhund. Im Herbst kommt Cesar Millan nach Europa. Deutsche Tierschützer kritisieren seine Methoden und nennen ihn einen Tierquäler.

Berlin. Er hatte sie alle: Jennifer Aniston, Charlize Theron, Scarlett Johansson, Eva Mendes und viele andere Hollywoodstars: Cesar Millan, 44, ist in den USA so etwas wie die Super-Nanny für Familien mit Problemhund. Ratlose Herrchen und Frauchen rufen ihn, wenn ihre Hunde das Ehebett zum Revier erklären, am Futternapf gemeingefährlich werden oder sonstige Macken entwickeln.

In den USA ist Millan ein Star. In Deutschland läuft seine Sendung „The Dog Whisperer“ („Der Hundeflüsterer“) bei Sixx. Im Herbst geht er mit seinen Hunden auf Europatour und will dabei auch in acht deutschen Städten live zeigen, wie Hundebesitzer zu Hause zum Rudelführer werden.

Tierschützer, Hundetrainer- und Hundehalterverbände und Cesar-Millan-Kritiker würden das am liebsten verhindern. Denn der Mann polarisiert. Fans schwören jedoch auf seine Methoden. Manche dagegen nennen ihn einen Tierquäler.

Eine Ausbildung zum Hundetrainer hat Millan nicht. „Manche sagen, ich habe eine Gabe“, sagt er. 1990 kam er mit 21 Jahren illegal aus Mexiko in die USA, schlug sich in Kalifornien als Hundefriseur, Tierarzthelfer und Hundepfleger durch, bekam so Kontakt zu Filmstars, und irgendwann war Millan in Hollywood nur noch der Hunde-Experte. Dann folgten die Einbürgerung, Fernsehshows und ein Millionenpublikum. Die perfekte Tellerwäscher-zum-Millionär-Story.

Sein Mantra: Hundebesitzer müssen ihre Tiere nicht nur lieben, sondern sie führen. Der Mensch müsse ihr Rudelführer sein, ruhig, aber fest und entschlossen, und er müsse seinen Hund zum ausgeglichenen Wesen machen.

Das schaffe man allerdings nur durch Herausforderungen: Bewegung, geistige Stimulation, Spiel. „Was Sie erreichen wollen, ist ein Zustand der ruhigen Unterwürfigkeit.“ Millan spricht gern von Energie und Kommunikation: „Wir reden mit Hunden, als ob sie Menschen wären.“ Stattdessen müsse man sich abschauen, wie Hunde miteinander umgehen. „Beim ersten Kontakt ist es immer eine ruhige, abtastende Atmosphäre.“

Millan schwört auf Dreier-Grundregel

Millan hat eine Dreier-Grundregel, die er auch Menschen mit Angst vor Hunden nahelegt: „Kein Wort, kein Augenkontakt, keine Berührung. Ich lasse den Hund zu mir kommen. Er muss mir von selbst Vertrauen schenken.“

Auffallend ist Millans Ruhe im direkten Kontakt mit Hunden, selbst wenn diese um sich schnappen. Wie oft er schon gebissen worden sei? „Das zähle ich nicht. Und wenn, dann war es mein Fehler – schlechtes Timing.“

Wenn es um Problemhunde geht, dann greift er durch. Vor allem daran entzündet sich die Kritik. „Cesar Millans Methoden beruhen auf Strafe, Dominanz, Unterwerfung, Druck und Drohgebärden“, sagt Birgitt Thiesmann von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten. Methoden aus dem vorigen Jahrhundert seien das, sagt Udo Kopernik vom Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH). „Das entspricht in keiner Weise unseren heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen.“

Der VDH wirft Millan „gewaltbetonte Techniken, wie Schläge, Tritte, Würgehalsband, Elektroreize“ vor. Diese seien in „hohem Maße tierschutzrelevant und nach dem deutschen Tierschutzgesetz verboten“. Es gibt da zum Beispiel eine Szene, in der Millan einen Hund in die Seite tritt, weil der sich gerade in seiner Hand festgebissen hat, oder eine Folge, in der er ein anderes bissiges Tier mit Kraft auf die Seite dreht und so lange auf den Boden drückt, bis es aufhört zu zappeln und sich zu wehren. Den Hund „entspannen“ nennt er das. Kritiker haben solche Szenen bei YouTube eingestellt.

Der Hundeflüsterer fühlt sich zu Unrecht kritisiert: „Sie verstehen nicht, wer ich wirklich bin. Ich bin der größte Hunde-Fan auf diesem Planeten!“