Peggy kam am 7. Mai 2001 nicht von der Schule nach Hause und gilt seitdem als vermisst. Eine Leiche des Mädchens wurde nie gefunden. Der Fall wird nun vor Gericht neu aufgerollt.

Bayreuth. Im Wiederaufnahmeverfahren gegen den geistig Behinderten Ulvi K. wegen Mordes an der neunjährigen Peggy hat ein ehemaliger Mordermittler Zweifel an der Schuld des Angeklagten geäußert. „Meiner Meinung nach ist auch heute noch die große Frage: Lebt Peggy noch oder nicht?“, sagte der Beamte am Montag vor dem Landgericht Bayreuth. Er könne noch nicht einmal ausschließen, dass Peggys Mutter nichts mit dem Verschwinden des Kindes zu tun habe. „Ich weiß nicht, was passiert ist, also kann ich auch nichts ausschließen“, betonte der 65-Jährige, der die Soko „Peggy 1“ leitete.

Die Polizei hatte auch den damaligen Lebensgefährten von Peggys Mutter verdächtigt. „Es gab zwischen dem Paar ständig Streitereien, auch schon vor Peggys Verschwinden“, sagte der ehemalige Mordermittler. Der inzwischen pensionierte Polizeibeamte berichtete von Morddrohungen des Mannes gegen Peggys Mutter. Er habe zudem gedroht, Peggys Schwester zu entführen. „Deshalb zählte er natürlich zu den Verdächtigen.“

Peggy kam am 7. Mai 2001 nicht von der Schule nach Hause und gilt seitdem als vermisst. Eine Leiche des Mädchens wurde nie gefunden. Als ihr Mörder wurde im April 2004 der geistig behinderte Ulvi K. verurteilt. Er hatte im Herbst 2002 gegenüber der „Soko Peggy 2“ überraschend ein Geständnis abgelegt. „Als ich davon erfahren habe, konnte ich es zunächst gar nicht glauben“, sagte der Mordermittler. Seine Soko habe viele Spuren und mehrere Verdächtige gehabt, aber keinen Täter überführen können. Das Geständnis von Ulvi K. war der Tatrekonstruktion der Ermittler verblüffend ähnlich – deshalb wird der Fall neu aufgerollt.

Die Soko „Peggy 1“ beendete Anfang 2002 ihre Arbeit ergebnislos. Vom Innenministerium wurde die zweite Soko eingesetzt. Der ehemalige Fahnder äußerte sich skeptisch zum Tatzeitpunkt. Die zweite Soko ging davon aus, dass Peggy zwischen 13 und 14 Uhr getötet wurde. „Am 7. Mai 2001 hat es geregnet. Ulvi K. sagte aber in seinem Geständnis, dass die Sonne schien und er ein T-Shirt trug, als er Peggy ermordet haben will.“ Wenn Ulvi K. die Tat wirklich begangen habe, dann nicht am Nachmittag. „Da stehe ich zu Konkurrenz zu anderen Ermittlungen, aber das ist mein Eindruck“, sagte der Zeuge. Damalige Mitschüler Peggys hatten angegeben, das Mädchen auch nach 15 Uhr noch in Lichtenberg gesehen zu haben.

Im November rückte ein Mann aus Halle ins Visier der Ermittler. Der 29-Jährige war ein enger Freund von Peggys Familie und räumte bei seiner Vernehmung laut Staatsanwaltschaft einen „Austausch von Zärtlichkeiten“ mit der Schülerin ein. Der Mann sitzt wegen sexuellen Missbrauchs an seiner Tochter in Haft. Er soll sich außerdem an seiner Nichte vergangen haben, die im selben Haus wie Peggy wohnte. Der Mann muss sich deswegen in Kürze erneut vor Gericht verantworten. Im Fall Peggy gab es gegen ihn jedoch bislang keinen hinreichenden Tatverdacht für eine Anklage.