Der 15-Jährige flog im Radkasten eines Flugzeuges versteckt von Kalifornien nach Hawaii. Der Ausreißer überlebte trotz Eiseskälte - und löste eine Diskussion über die Sicherheit auf internationalen Flughäfen aus.

Honolulu. Eigentlich hatte der 15-jährige Schüler aus Kalifornien keine Chance: Fünf Stunden kauerte er im Radkasten eines Passagierflugzeugs, trotzte Eiseskälte und Sauerstoffmangel, und sprang am Sonntag benommen, aber noch am Leben auf den Boden Hawaiis. Da wollte er gar nicht hin, meldete sich am Mittwoch ein Mann zu Wort, der angab, sein Vater zu sein. Sein Sohn habe zurück nach Afrika gewollt, sagte Abdilahi Yusuf Abdi dem Sender Voice of America.

Der Junge, der es in einem Kapuzenshirt der San Francisco Giants nach der Landung auch noch aus drei Metern Höhe vom Radkasten auf den Boden Mauis schaffte, hat mit seinem Abenteuer eine Diskussion über die Sicherheit auf Flughäfen ausgelöst – auch das eher unbeabsichtigt. Aber seine Aussage, dass er nach einem Streit zu Hause einfach über einen Zaun des internationalen Flughafens von San Jose geklettert sei und sich dann im erstbesten Flugzeug versteckt habe, hat doch einige Überraschung ausgelöst.

Denn seit den Anschlägen vom 11. September 2001 sind allein in den USA 80 Milliarden Dollar (58 Milliarden Euro) für die Sicherheit der Flughäfen ausgegeben worden. Das geht aus Zahlen der US-Verkehrssicherheitsbehörde TSA hervor. Das Geld sei in die Kontrolle der Fluggäste investiert worden, sagen Sicherheitsexperten, die vom simplen Kletter-Coup des Jungen weniger überrascht sind als die allgemeine Öffentlichkeit.

In Außenanlagen wurde wenig investiert

In die Sicherheit der Außenanlagen von Flughäfen sei, wenn überhaupt, viel weniger Geld geflossen als etwa die Kontrolle des Gepäcks der Passagiere, sagte der frühere Leiter der Sicherheitsabteilung des Tel Aviver Flughafens, Rafi Ron. „Was in San Jose passiert ist, kann jederzeit auch an anderen Flughäfen passieren“, erklärt Ron, der inzwischen eine Sicherheitsberatungsfirma leitet. „Niemand kann alle diese (Überwachungs-) Monitore im Blick behalten.“ Alles Geld sei in die Kontrolle der Passagiere und ihres Gepäcks geflossen, die sozusagen durch den Haupteingang einen Flughafen beträten. „Die Hintertür haben wir offen gelassen.“

Die Flughafendirektorin von San Jose, Kim Aguirre, sagt, an dem mit Stacheldraht verstärkten Zaun seien keine Löcher oder Lücken gefunden worden. „Kein System ist narrensicher“, erklärt sie. „Gewiss werden wir, wenn wir mehr in Erfahrung bringen, wenn wir klaffende Lücken finden, diese schließen.“

Nachdem der Junge aus dem Radkasten sprang, brach er zusammen, berichtete der Geschäftsführer des Bezirksflughafens Maui, Marvin Moniz. Beamte der Bundespolizei FBI und der TSA hätten ihn bei der Vernehmung mit Essen und Trinken versorgt. Er lebt nach Angaben seiner Schule seit vier Jahren in den USA, spricht Englisch als zweite Sprache und wechselte vor fünf Wochen auf die Santa Clara High School.