Die Vorwürfe gegen den Alleinherrscher der Formel 1 wiegen schwer: Bestechung und Anstiftung zur Untreue. Doch Bernie Ecclestone könnte sich auch vor Gericht als trickreich erweisen.

München. Mit fünf Minuten Verspätung kam Bernie Ecclestone ins Münchener Landgericht zu seinem Prozess um Bestechung und Bestechlichkeit. Die Kameras warteten auf ihn und auch die deutsche Justiz. Um 9.35 Uhr stolzierte der kleingewachsene Motorsport-Manager in den Saal, in dem sonst gegen die mutmaßliche NSU-Terroristin Beate Zschäpe verhandelt wird. Dem allgewaltigen Formel-1-Impresario wird vorgeworfen, den früheren Spitzenmann der BayernLB, Gerhard Gribkowsky, mit 44 Millionen Dollar bestochen zu haben.

Ecclestone hat den gegen ihn von der Staatsanwaltschaft München erhobenen Vorwurf der Bestechung zurückgewiesen. „Die behauptete Bestechung gab es nicht“, teilten seine Verteidiger am Donnerstag am Rande des Prozessbeginns mit. Sie erklärten, die Anklagevorwürfe beruhten nur auf den Aussagen Gribkowskys. Diese seien aber „unzutreffend, irreführend und unschlüssig“.

Sie berücksichtigten nicht den für die angeklagten Taten relevanten tatsächlichen Verlauf der Jahre 2005 und 2006 in der Formel 1 und im Leben Ecclestones. Deshalb sollten Zeitpunkt, Inhalt und Umstände der „vielfältigen Aussagen“ Gribkowskys in dem Prozess hinterfragt werden. Die Verteidiger kündigten in dem Zusammenhang zudem an, neue Dokumente vorzulegen. Diese würden Gribkowskys Äußerungen entgegenstehen.

„Dr. Gribkowsky erhielt durch und auf Veranlassung des Angeklagten zwischen Juni 2006 und Dezember 2007 ... Zahlungen in Höhe von insgesamt knapp 44 Millionen US-Dollar, die als Entgelt für Beratungsleistungen getarnt waren“, sagte wiederum Staatsanwalt Christian Weiß zum Prozessauftakt. Damit habe der Sportmanager den Banker dazu verleitet, den Formel-1-Anteil der Landesbank ohne Prüfung von Alternativen dem von Ecclestone gewünschten Käufer CVC zuzuspielen.

Einen Großteil des Schmiergeldes habe Ecclestone der BayernLB aufgebürdet. „Da der Angeklagte die mit Dr. Gribkowsky vereinbarten Zahlungen zumindest nicht vollständig aus seinem eigenen Vermögen aufwenden wollte, veranlasste er Dr. Gribkowsky, bei der BayernLB eine Provisionszahlung in Höhe von 41 Millionen US-Dollar zu seinen Gunsten durchzusetzen“, erklärte der Staatsanwalt.

Ecclestone soll sich deshalb der Bestechung und der Anstiftung zur Untreue in einem besonders schweren Fall schuldig gemacht haben. Diese Taten können laut Gesetz mit bis zu zehn Jahren Gefängnis bestraft werden. Die Staatsanwalt äußert sich zu Prozessbeginn üblicherweise nicht zum konkret geforderten Strafmaß.

Gibt es einen Deal mit der deutschen Justiz?

Doch schon vor Prozessbeginn sickerte durch: Es könnte einen Deal von Ecclestone mit der deutschen Justiz geben. Das Landgericht München schließt eine Absprache zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung über das Strafmaß nicht aus. Im Moment gebe es keine Hinweise darauf, sagte Gerichtssprecherin Andrea Titz kurz vor Prozessbeginn am Donnerstag in München. „Ausgeschlossen ist es aber nicht“, fügte sie hinzu.

Bis Mitte September sind zunächst 26 Verhandlungstage angesetzt, der nächste ist auf den 2. Mai terminiert.

Für Ecclestone geht es in München um sein Lebenswerk. Im Falle einer Verurteilung wäre der Brite an der Spitze der Formel 1 wohl nicht mehr zu halten. Im schlimmsten Falle droht Ecclestone eine Gefängnisstrafe von bis zu zehn Jahren.

Wichtigster Zeuge der Anklage wird Gribkowsky. Der wegen der Annahme der Millionen mittlerweile zu achteinhalb Jahren Haft verurteilte Ex-Manager hatte Ecclestone in seinem Prozess schwer belastet. Ecclestone behauptet, von Gribkowsky erpresst worden zu sein. Gribkowsky soll Anspielungen gemacht haben, Ecclestones undurchsichtiges Geschäftsmodell den britischen Steuerbehörden melden zu wollen.