Bewohner einer Armensiedlung haben sich in Rios populärem Touristen-Viertel Copacabana Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert. In einem Slum sterben zwei Menschen.

Rio de Janeiro. Sieben Wochen vor Eröffnung der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien hat der Tod eines bekannten Tänzers in einem Slum in Rio de Janeiro zu Gewaltausbrüchen geführt. Aus Wut schleuderten Dutzende junge Demonstranten am Dienstag (Ortszeit) selbst gebaute Sprengsätze auf eine belebte Straße im Touristengebiet von Rio. Zudem legten sie Feuer und warfen mit Flaschen und anderen Gegenständen.

Eine Eliteeinheit der Polizei rückte in den Slum Pavao-Pavaozinho aus, kurz darauf waren Schusswechsel zu hören. Dabei wurde ein weiterer Mensch erschossen, wie die Zeitung „O Globo“ unter Berufung auf Vertreter der Gesundheitsbehörde berichtete. Wer die tödlichen Schüsse abgab, war zunächst unklar. Die Polizei äußerte sich dazu nicht. Ein zwölf Jahre alter Junge wurde zudem angeschossen und schwer verletzt.

Hintergrund der Unruhen ist der Fund der Leiche des 25 Jahre alten Tänzers und Favelabewohners Douglas Rafael da Silva Pereira in dem Slum. Der junge Mann war durch eine Fernsehshow des größten Senders Globo bekannt. Slumbewohner beschuldigten die Polizei, den Tänzer getötet zu haben.

„Die Polizei hat meinen Freund zu Tode geprügelt, genauso wie sie in anderen Vierteln gefoltert und getötet haben“, sagte Johanas Mesquita, ein Bewohner von Pavao-Pavaozinho. „Diese Bemühungen zur Befriedung der Favelas sind fehlgeschlagen, die Polizeigewalt ersetzt doch nur, was die Drogengangs vorher getan haben.“

Gewalt zwischen Gangs und Polizisten

Vor der Fußball-WM im Juni drängen Sicherheitskräfte seit 2008 im großen Stil Verbrecherbanden aus den Slums in Rio heraus. Bislang sind auf diese Weise 37 „polizeilich befriedete Gebiete“ in einem von 1,5 Millionen Menschen bewohnten Areal entstanden. Die Gangs schlagen jedoch mit Attacken auf Polizeiposten zurück, um für das Drogengeschäft lukrative Gebiete zurückzugewinnen. Zudem klagen Menschen in den Favelas immer wieder über das übermäßig harte Vorgehen von Beamten, das oft zum Tod von Slumbewohnern führe.

Die betroffene Gegend ist nur wenige Hundert Meter von Spielstätten für die Olympischen Spiele entfernt, die zwei Jahre nach der Fußball-WM in Brasilien stattfinden sollen. Durch den Gewaltausbruch wurde der Verkehr auf mehreren Hauptstraßen der brasilianischen Metropole lahmgelegt.