Für viele Bierfreunde ist der 23. April ein Grund zum Feiern. Denn just an diesem Tag wurde vor fast 500 Jahren das deutsche Reinheitsgebot proklamiert. Sinkende Umsätze machen den Brauereien allerdings seit Langem zu schaffen.

Bamberg. Bayerns Herzog Wilhelm IV. erließ am 23. April 1516 das Reinheitsgebot für Bier. Danach dürfen beim Brauen nur Wasser, Hopfen und Malz verwendet werden, später kam Hefe dazu. Seit 1994 wird es am Tag des Deutschen Bieres als ältestes Lebensmittelgesetz der Welt gefeiert – mit Maibock-Anstichen, Brauereibesichtigungen und Straßenfesten.

Deutsche Brauer setzen auf das Marketinginstrument Reinheitsgebot, nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs von 1987 dürfen aber Biere mit Zusatzstoffen in Deutschland verkauft werden. Bundesweit werden nach Angaben des Brauer-Bundes in rund 1300 Braustätten mehr als 5000 verschiedene Biere produziert.

Die ersten keilschriftlichen Aufzeichnungen von Bierrezepten sind Tausende Jahre alt. Schon die Babylonier kannten 20 verschiedene Sorten. Fragen und Antworten rund um den beliebten Gerstensaft:

Seit wann wird Bier gebraut?

Bier gibt es vermutlich schon, seit der Mensch Getreide isst. Bereits im dritten Jahrtausend vor Christus war Bier in Mesopotamien, dem Land zwischen Euphrat und Tigris, populär. Die Kunst des Brauens kam von den Kulturen des Vorderen Orients in den Mittelmeerraum und erreichte mit den Römern auch Germanien. Hier wurde sie im Mittelalter vor allem in den Klöstern weiterentwickelt. Bis Mitte des 17. Jahrhunderts lag das Hauptgewicht der Produktion in Norddeutschland, verschob sich aber dann nach Bayern. Mit den technischen Möglichkeiten des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Bierproduktion vom Handwerk zu einem bedeutenden Industriezweig.

Was hat es mit dem deutschen Reinheitsgebot auf sich?

Das vom bayerischen Herzog Wilhelm IV. 1516 erlassene Reinheitsgebot gilt im Kern noch heute. Laut Gesetz darf Bier nur aus Wasser, Malz, Hopfen und Hefe hergestellt werden. Chemische und andere Zusätze sind verboten. Damit ist das Reinheitsgebot nach Angaben des deutschen Brauerbundes das älteste noch heute gültige Lebensmittelgesetz der Welt. Bevor Hopfen zur Konservierung und Aromatisierung verwendet wurde, kamen verschiedenste Kräuter und Gewürze zum Einsatz: Wacholder, Wermut, Kümmel, Lorbeer, Rosmarin oder Anis – aber auch heute seltsam anmutende Zusätze wie Ochsengalle und vermutlich das schon bei den alten Germanen als Droge bekannte Bilsenkraut.

Wie steht es mit ausländischen Bieren?

Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs aus dem Jahr 1987 dürfen ausländische Biere mit Zusatzstoffen in Deutschland verkauft werden. Die mehr als 1300 deutschen Brauereien setzen bei ihren über 5000 verschiedenen Sorten aber weiter auf das Reinheitsgebot. Jetzt hoffen die Brauer darauf, dass es – wie die türkische Kaffeekultur oder die Mittelmeer-Diät – auf die Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes gesetzt wird. Das würde im Wettbewerb mit ausländischen Konkurrenten helfen.

Woher kommt das Wort „Bier“?

Das wissen selbst Sprachwissenschaftler nicht so genau, es gibt mehrere Erklärungsversuche: Denkbar ist ein Zusammenhang mit dem germanischen Wort für Gerste oder Getreide. Eine andere Erklärung könnte die Geschichte des Gerstensafts liefern: Da Bier zuerst in Klöstern gebraut wurde, sei die Herleitung vom spätlateinischen „biber“ (Trank) zum lateinischen „bibere“ (trinken) möglich, glauben einige Forscher. Die Fachleute halten auch eine Verwandtschaft mit „brauen“ für wahrscheinlich. Das italienische Wort „birra“ geht auf das Deutsche zurück, das französische Wort „bière“ ist dem Niederländischen entlehnt.

Wie steht es um den Bierdurst der deutschen Bevölkerung?

Seit vielen Jahren geht die Produktion stetig zurück. Der wichtigste Grund liegt nach Angaben des Brauer-Bundes in der Bevölkerungsentwicklung. Es gibt immer weniger junge Menschen – und die haben offenbar andere Konsumgewohnheiten als ihre Eltern. Im Ausland aber bleibt die Nachfrage nach deutschem Gerstensaft hoch: An der Spitze der Exportmärkte stand im vorigen Jahr Italien, gefolgt von Frankreich und den Niederlanden. „Ermutigende Trends“ sehen die deutschen Brauer auch in China und den USA. In Deutschland werden alkoholfreie Sorten immer beliebter. Beim europäischen Konsum liegen übrigens seit Jahren die Tschechen an der Spitze.

So bleibt Bier ein Genuss

Gegen ein Feierabend-Bierchen ist nichts einzuwenden, solange es nicht zur täglichen Gewohnheit wird. Denn daraus kann sich im Laufe der Zeit eine Alkoholsucht entwickeln. Grundsätzlich sollte daher niemand an mehr als fünf von sieben Tagen Alkohol trinken, rät die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Köln. Zu groß sollte das Bier auch nicht sein.

Denn die Menge spielt ebenfalls eine Rolle bei der Frage, ab wann Alkohol schädlich ist: Für Männer sind höchstens zwei 0,3-Liter-Gläser Bier pro Tag vertretbar, und das eben auch nicht jeden Tag. Für Frauen sollte schon nach der halben Menge Schluss sein. Denn bei ihnen führt der Konsum der gleichen Menge Alkohol zu einer höheren Blutalkoholkonzentration als bei Männern. Das heißt, der Alkohol wirkt bei Frauen stärker.

So verführerisch es zur Biergartensaison auch sein mag: Um nicht übermäßig Alkohol zu sich zu nehmen, rät die BZgA, alkoholhaltige Getränke wie Bier nicht als Durstlöscher zu verwenden. Zwischendurch sollte immer mal wieder zu alkoholfreien Getränken gegriffen werden. Außerdem kann es helfen, sich ein Vorbild an Freunden oder Verwandten zu nehmen, die wenig oder keinen Alkohol trinken.