Medien-Bashing in der ARD: Schumachers Managerin Sabine Kehm wehrt sich gegen spekulative Berichterstattung. Lierhaus-Partner Rolf Hellgardt sagt bei Günther Jauch: Es geht auch anders.

Hamburg/Berlin. Michael Schumachers Managerin Sabine Kehm sprach von einem “Mysterium“. Nein, das betrifft nicht die Gesundung des Rekordweltmeisters der Formel eins, der sich in einer Klinik in Grenoble von den Hirnverletzungen erholt, die er sich bei einem schweren Skiunfall im Dezember zugezogen hat. Das Mysterium sei das menschliche Hirn.

Man wisse eigentlich nicht viel darüber, sagte Kehm in der Sendung von Günther Jauch, wie genau sich ein Mensch nach einem schweren Trauma erholen kann. Für Schumacher heißt das: "Es gibt kleine Momente der Bewusstheit und des Erwachens und der Wachheit", so Kehm. Aber: „Jeder Fall ist individuell, Prognosen sind nicht möglich."

Damit wehrte sich Kehm im Namen der Familie vehement gegen alle Ferndiagnosen. Doch aus ihren letzten Worten kurz vor Ende der Sendung schimmerte ein Anflug von Hoffnung darauf, dass Schumacher sich erholen könnte. Wenn der frühere Formel-eins-Pilot in eine Rehaklinik verlegt werde, sei das Ende der regelmäßigen Verlautbarungen über seinen Gesundheitszustand erreicht. Dann bleibe alles privat. War das ein Hinweis auf entsprechende Szenarien?

Man soll nicht öffentlich spekulieren. Das widerspricht den Standards der Berichterstattung, das verbietet der Respekt, und das verbietet Sabine Kehm im Namen der Familie Schumacher. Und deshalb geriet die Jauch-Sendung über Schumacher zu einer öffentlichen Medienkritik. Kehm sagte zum Beispiel, es habe mehrere Versuche gegeben, zu Schumacher in der Klinik vorzudringen und auch Fotos zu machen. Der frühere Formel-eins-Kollege Jean Alesi sei nach einem Besuch von den Medien gedrängt qeworden, eine Aussage zu machen.

Der Chefredakteur von "Sportbild", Alfred Draxler, sagte, für ein heimlich aufgenommenes Foto von Schumacher auf der Intensivstation gebe es keinen Markt. Auch die "Bild"-Zeitung würde es nicht drucken, für die er lange Jahre arbeitete. Die Boulevardmedien hätten in den vergangenen Jahren eine größere Sensibilität gegenüber heiklen Themen entwickelt. Was die sogenannte „Yellow Press“ tue, sei Schweinejournalismus.

Genüsslich zeigte Jauch Titelbilder von Illustrierten, die alle Schumacher thematisierten, aber keine wirklichen Nachrichten verkünden konnten. Jauch erwähnte, dass er selbst Opfer dieser Blätter geworden sei.

Und dann kam Rolf Hellgardt ins Spiel, TV-Produzent und Lebenspartner von Monica Lierhaus. Er rechtfertigte, dass Lierhaus in einem bewegenden TV-Auftritt nach langer Zeit in der Reha wieder in die Öffentlichkeit gegangen war. Viele Freunde und Bekannte hätten sich gefragt, wie es Lierhaus gehe, die nach einer Hirnoperation ins Koma gefallen war. Dass man sich später den Medien geöffnet habe für Interviews und Homestorys, sei im Sinne von Lierhaus gewesen. Sie habe gefragt, ob sie aussehe wie „ein Monster“, weil die Leute auf der Straße sie mieden. Doch die Menschen waren unsicher, wie sie mit Lierhaus umgehen sollten.

Hellgardt sagt, die Sache mit dem öffentlichen Heiratsantrag von Lierhaus an ihn sei schief gegangen. Bei ihrem ersten Fernsehauftritt hatte sie um seine Hand angehalten. „Das würde sie heute nicht mehr machen“, so Hellgardt bei Jauch. Ob er sie denn überhaupt heiraten wolle, fragte Moderator Jauch nicht.

Monica Lierhaus ist wieder in der Öffentlichkeit zu sehen. Wie das bei Michael Schumacher nach einer Gesundung wäre, ist Spekulation. Hellgardt sagte, es gebe aber auch seltsame Momente. So würden Menschen am Flughafen beispielsweise vor Lierhaus niederknien und fragen: „Darf ich Sie berühren?“