Die aus den Tiefen des Indischen Ozeans empfangenen Signale stammen nicht von der Blackbox des vermissten Flugzeugs. Trotzdem bleibt der australische Premier Tony Abbott unerschütterlich optimistisch.

Perth. Auf der Suche nach dem seit fünf Wochen verschwundenen Malaysia Airlines-Flugzeug hat sich am Freitag die neueste heiße Spur zerschlagen. Akustische Signale, die am Donnerstag aus den Tiefen des Indischen Ozeans aufgefangen wurden, erwiesen sich als Fehlalarm, teilte der Koordinator der Suchaktion in Perth, Angus Houston, mite. Australiens Regierungschef Tony Abbott zeigt sich trotzdem optimistisch, dass das Wrack bald geortet wird.

„Wir sind zuversichtlich, dass wir die Position der Datenschreiber bis auf wenige Kilometer kennen“, erklärte er bei einem Besuch in China nach Angaben von mitreisenden Journalisten. Entsprechend wolle er auch Präsident Xi Jinping unterrichten. Bei allem Optimismus blieb er aber vorsichtig: „Die ungefähre Position der Blackbox zu wissen ist etwas anderes als tatsächlich Wrackteile aus fast 4500 Metern Tiefe zu heben oder herauszufinden, was mit dem Flug genau passiert ist“, sagte er in Shanghai laut australischen Medienberichten.

Abbott bezog sich auf vier Signale, die Anfang der Woche im Suchgebiet im Indischen Ozean aufgefangen worden waren, präzisierte ein Sprecher des Koordinationszentrums für die Wracksuche in Perth. Diese Signale entsprächen solchen, wie Blackboxen sie aussenden. Entsprechend wurde das Suchgebiet eingegrenzt.

Houston glaubt nicht an Durchbruch

Die Signale von Donnerstag stammten dagegen offenbar nicht von dem Wrack: „Das Zentrum für Akustik-Analysen hat die Daten ausgewertet und bestätigt, dass die Signale, die (am Donnerstag) in der Nähe des Schiffes ,Ocean Shield‘ aufgefangen wurden, wahrscheinlich nichts mit dem Blackboxen des Flugzeugs zu tun haben“, teilte Houston mit. „Ausgehend von den Informationen, die mir vorliegen, gibt es keinerlei Durchbruch bei der Suche nach MH370.“ Die Signale von Donnerstag könnten von anderen Schiffen in der Region stammen, sagte der Sprecher des Koordinationszentrums.

Die Zeit drängt: die Batterien der Peilsender von Blackboxen halten etwa 30 Tage. So lange können sie Signale senden. Diese Frist wäre schon am 7. April abgelaufen. Die Erfahrung zeigt aber, dass die Batterien in der Regel länger funktionieren, bis zu sechs Wochen, erklärte Houston bei Beginn der Suchaktion.

In China ist das Interesse an der Aufklärung des mysteriösen Irrflugs so groß, weil zwei Drittel der 239 Menschen an Bord der Maschine Chinesen waren. Das Flugzeug verschwand am 8. März auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking. Es machte eine außerplanmäßige Kehrtwende, und flog, wie Satellitendaten später erkennen ließen, noch stundenlang Richtung Süden weiter. Kein Tower hatte aber Kontakt zu der Maschine, die Kommunikationssysteme an Bord funktionierten nicht. Ob die Piloten die Kontrolle über das Flugzeug hatten, ob die Maschine entführt wurde oder ob ein technisches Problem etwa mit Kabelbrand und toxischen Dämpfen die Menschen an Bord außer Gefecht setzte, ist bislang unklar.

Unterhaltungen im Cockpit aufgezeichnet?

Darüber sollen die Datenschreiber Aufschluss geben, die mit Hochdruck gesucht werden. Sie zeichnen Höhe, Geschwindigkeit und andere technische Daten sowie die Unterhaltungen im Cockpit auf. Das Band erfasst allerdings nur die letzten beiden Stunden der Gespräche. Was zum Zeitpunkt der außerplanmäßigen Wende des Flugzeugs nach gut einer Stunden Flugzeit an Bord passierte, ist dort nicht erfasst. Sollten die Piloten in den letzten beiden Flugstunden außer Gefecht gewesen sein, dürfte das Band leer sein. Dann blieben den Ermittlern nur noch die in dem Datenschreiber automatisch registrierten technischen Daten des Fluges, um der Ursache des Irrflugs auf den Grund zu kommen.

Das Schiff „Ocean Shield“, zwölf weitere Schiffe sowie zwölf Flugzeuge waren am Freitag in der Region, um nach Anzeichen des Wracks zu suchen. Vor Ort ist auch ein ferngesteuertes U-Boot. Der Einsatz lohnt sich nach Angaben von Houston aber nur in einem kleinen Suchgebiet. Das Suchgerät, das „Ocean Shield“ hinter sich herzieht, kann eine sechs Mal größere Fläche absuchen als das U-Boot. Es könne noch Tage dauern, bis das U-Boot eingesetzt werde.

Könnten Schnabelwale Quelle der Signale sein?

Im Ozean können auch Messgeräte akustische Signale aussenden. Strömungsmesser zum Beispiel setzen Forscher zum Teil als sogenannte Floats oder Drifter aus – so können sie auch in entlegene Ozeanregionen gelangen, wie Professor Detlef Quadfasel von der Leitstelle Deutsche Forschungsschiffe in Hamburg sagt. Außerdem gebe es fest verankerte Geräte, die Strömung, Temperatur oder Salzgehalt im Ozean registrierten.

Derzeit rätseln die Suchtrupps im südlich Indischen Ozean darüber, ob die auf der Suche nach dem verschwundenen Malaysia-Airlines-Flugzeug empfangenen Funksignale von der Blackbox von MH370 stammen könnten. „Es gibt verschiedene Messgeräte im Meer, die auch solche Signale aussenden können“, betont Quadfasel. Der Experte konnte aber nicht sagen, ob es in der Suchzone solche Messgeräte gibt – und ob sie zu der aufgefangenen Frequenz passen würden.

Olaf Boebel, Leiter Ozeanakustik am Alfred-Wegener-Institut (AWI), hält es für wahrscheinlicher, dass die Signale von einer Gruppe von Schnabelwalen stammen. „Der Frequenzbereich ist sehr ähnlich.“ Außerdem passe die Wiederholungsrate und das charakteristische „Klick“-Geräusch, das dem „Ping“ einer Blackbox ähnele. Von den Schnabelwalen gebe es Hunderttausende – deshalb sei es durchaus denkbar, dass sie den Suchteams in die Quere kämen.

Wegen Flug MH370: Keine Pandas für Malaysia

China hat nach Angaben eines malaysischen Ministers wegen des Unglücksflugs MH370 die Übergabe von zwei Pandas an das südostasiatische Land verschoben. Wie Umweltminister G. Palanivel am Freitag mitteilte, hätten die beiden Pandas ursprünglich am 16. April nach Malaysia kommen sollen: „Aber der chinesische Botschafter sagte, wegen des Vorfalls würde China sie Ende Mai schicken“, sagte er der amtlichen Nachrichtenagentur Bernama.

Die Beziehungen zwischen den beiden Staaten haben seit dem Flugunglück gelitten, Familienmitglieder machen Malaysias Regierung für das Unglück mitverantwortlich. Ursprunglich sollte mit Pekings sogenannter Panda-Diplomatie der Aufnahme von Beziehungen zwischen China und Malaysia vor 40 Jahren gedacht werden. Es ist geplant, dass die Pandas für zehn Jahre in Malaysia bleiben sollen.