Zwei der begehrten Musikpreise gehen nach Hamburg. Auch Moderatorin Helene Fischer räumte zweimal ab

Berlin. Eine schrille Show und Fans am Rande des Nervenzusammenbruchs: Zum Auftakt der Echo-Gala am Donnerstagabend in Berlin bot der rote Teppich unter dem Funkturm ein lautstarkes Schaulaufen der deutschen wie internationalen Stars. Shakira, Kylie Minogue, Jan Delay, Peter Maffay – sie kamen alle, um sich und die anderen Erfolgreichen der Branche zu feiern. Das Erste übertrug von 20.15 Uhr an live aus den Messehallen, wie im Vorjahr moderiert von der Schlagersängerin Helene Fischer, unterstützt von Max Raabe.

Ob Lena im langen Schwarzen, Birdy im kurzen Overall mit Brokat-Aufdruck oder Cro unter seiner Panda-Maska: Zwischen schräg, schüchtern und genervt absolvierten die Musiker ihre Pflicht vor den Fans. Shakira wurde von Mikrofon zu Mikrofon gereicht, einige Journalisten verewigten sich sogar in selbst geschossenen Fotos mit ihr. „Das ist wie ein Klassentreffen“, sagte einer aus der Band The Baseballs, „richtig lustig wird es ab drei, vier“.

Auch Veteranen der Musikszene ließen sich blicken, etwa der Sänger von Captain Jack, der in den 1990ern mit seiner Eurodance-Band Erfolge feierte. Roger Cicero mit Hut, Milow mit Holzfliege, Jan Delay im Anzug und ein etwas verloren wirkender Max Raabe schritten an den Absperrungen entlang.

Smudo und Michael Beck von den Fantastischen Vier mussten sich fast nur eine Frage gefallen lassen, nämlich zu ihrer künftigen Rolle als Juroren in der Fernseh-Castingshow „The Voice of Germany“.

Ein paar Hürden mussten allerdings Kylie Minogue und Birdy nehmen. Sie waren mit mehreren Stunden Verspätung in Berlin gelandet. „Es gab Probleme mit unserem Flieger in London“, sagte Birdy.

Die ersten Echos wurden schon am Abend vor der Gala beim Charity Dinner der Deutschen Phono-Akademie und des Kulturinstituts des Bundesverbandes Musikindustrie verliehen. Zwei gingen nach Hamburg. Der in St. Georg lebende Hip-Hop-, Electro- und Avantgardemusiker Stefan „DJ Koze“ Kozalla überzeugte die Jury des Kritikerpreises mit seinem aktuellen Album „Amygdala“. Er bereichere damit „die deutsche Musikszene durch Individualität, Experimentierfreude und ein hohes Maß an Wandlungsfähigkeit“, hieß es.

Eine noch größere Überraschung gab es bei der Auszeichnung in der Kategorie „Handelspartner des Jahres“. Der Preis, den in den Vorjahren Konzerngiganten und Handelsketten wie Expert, iTunes und Amazon gewannen, ging dieses Jahr an Michelle Records.

Der kleine Plattenladen am Gertrudenkirchhof in Hamburgs Innenstadt sorge „über die Grenzen der Hansestadt auch durch seine Schaufensterkonzerte für Aufsehen“, bei denen regelmäßig Geheimtipps und Stars wie Queens Of The Stone Age und Olli Schulz zwischen Vinyl- und CD-Regalen spielen. Das Team von Michelle Records freute sich über die Bestätigung seiner nicht immer einfachen Arbeit: „Bringt immer noch Spaß, das ganze Gebuckel. Nach all den Jahren!“

Erste Preise bei der Liveshow gingen an Adel Tawil, Robbie Williams und Ina Müller; Adel Tawil („Lieder“) in der Kategorie bester Newcomer national. Er gestand aber ein: „So ein richtiger Newcomer bin ich auch nicht“, feierte er doch auch schon mit Annette Humpe und ihrem gemeinsamen Duo Ich + Ich Erfolge. Dies war allerdings sein erster Echo-Preis als Solokünstler.

Popstar Robbie Williams war zwar nicht live dabei, grüßte aber per Videobotschaft. Er nahm die Auszeichnung in Los Angeles entgegen. „Deutschland ist meine feste Freundin, die damit zu meiner Verlobten wird“, sagte Williams.

Ina Müller, selbst ernannte Fachfrau für „Saufen, Singen, Sabbeln“, erhielt den Preis in der Kategorie Künstlerin Rock/Pop National. „Damit ist der Pop eindeutig in den Wechseljahren angekommen, glaube ich“, sagte die 48-Jährige. Friedrich „Supergeil“ Liechtenstein übergab die Ehrung für das beste Video an Y-Titty. Der Sieg der YouTube-Künstler überrascht kaum: Die Fans können über den Preis abstimmen, die drei jungen Erwachsenen haben auf der Video-Plattform 2,8 Millionen Abonnenten. Kein Wunder, dass sie der Community danken.

Moderatorin Helene Fischer schlüpfte zwischendurch in die Rolle der Preisträgerin („Album des Jahres“), nominiert war sie in drei Kategorien. „Ich war darauf überhaupt nicht vorbereitet“, sagte sie. Sie freue sich aber, den Preis „noch vor meinem 30. mitzunehmen“. Ihr Album Farbenspiel verkaufte sich über eine Million Mal. Einen zweiten Echo bekam sie in der Kategorie Schlager und gewann jeweils das „Duell“ gegen Andrea Berg. Jüngste Echo-Gewinnerin aller Zeiten: die 17-jährige Birdy, englische Popsängerin. Rock-Oldie Peter Maffay bekam einen Echo für sein soziales Engagement.

Seit 1992 vergibt die Phono-Akademie den begehrten Musikpreis, in diesem Jahr in 28 Kategorien.