Wer schleicht sich nachts in den Zoo und bringt rosa Flamingos um? In Frankfurt herrscht Empörung und Ratlosigkeit nach dem gewaltsamen Tod von 15 Flamingos. Die Vögel sind als friedfertig und wehrlos bekannt.

Frankfurt/Main. Der grausame Tod von 15 Flamingos im Frankfurter Zoo gibt Rätsel auf. Nach der Entdeckung der toten Tiere ermittelt die Polizei in mehrere Richtungen. Es wurde nicht ausgeschlossen, dass ein Fuchs die Vögel verletzt und getötet hat. Möglich ist aber auch, dass ein gestörter Mensch etwas besonders Schönes und Sanftes kaputtmachen wollte. Die toten Vögel werden im hessischen Landeslabor untersucht, Ergebnisse gab es am Montag nicht. Für die überlebenden 23 Flamingos wurden die Sicherheitsvorkehrungen verschärft.

Einigen Vögeln waren in zwei Nächten der vergangenen Woche die Köpfe abgetrennt worden, andere wiesen nach erstem Eindruck tödliche Stichverletzungen auf. Schon einmal, 2007, waren im Frankfurter Zoo vier Flamingos auf ähnliche Weise getötet worden. Der Vorfall wurde nie aufgeklärt. Anders als damals habe es jetzt keine Kampfspuren, herumliegende Federn oder große Blutlachen gegeben, sagte Zoodirektor Manfred Niekisch. Die toten Vögel hätten versteckt hinter Büschen gelegen, an einigen gebe es Fraßspuren.

Die rosafarbenen Chile-Flamingos, die in Frankfurt regelmäßig Nachwuchs großziehen, werden ohne Zaun gehalten. Fliegen können sie nicht. Es bestehe aber auch keine Gefahr, dass sie weglaufen, sie bewegten sich immer in der Nähe des Teichs, sagte Zoodirektor Manfred Niekisch. Ihre Ruhe und Friedfertigkeit könnte ihnen zum Verhängnis geworden sein: Während andere Vögel wie Gänse sehr wehrhaft seien, blieben Flamingos in jeder Lage ruhig, nachts rührten sie sich nicht vom Fleck, sagte Niekisch. Selbst nach den nächtlichen Vorfällen habe unter den Tieren keine Aufregung oder gar Panik geherrscht.

Sollte sich herausstellen, dass ein Fuchs für den Tod der Vögel verantwortlich ist, wäre das Zoo-Personal erleichtert: „Man mag sich gar nicht vorstellen, wie pervers ein Mensch sein kann, dass er sowas tut“, sagte Niekisch.

Wenn es ein menschlicher „Flamingo-Killer“ war, müsse er mit großer Energie vorgegangen sein, meint der Wiesbadener Kriminalpsychologe Rudolf Egg. Das Gelände sei ja nicht frei zugänglich. Ein mögliches Motiv könne sein, etwas besonders Schönes und Edles zu zerstören, um indirekt andere Menschen zu verletzen, die sich über eine solche Tat entsetzen. Motto: „Ich zerstöre das, was euch gefällt.“ Dass Flamingos nicht nur schön, sondern auch friedfertig sind, könne einen solchen Täter umso mehr reizen.

Die Sicherheit für die überlebenden Tiere sei erhöht worden, sagt Niekisch. Details will er nicht nennen, um es Tätern oder Nachahmern nicht leicht zu machen. „Wir tun alles in Absprache mit der Polizei.“ Der Zoo habe zwar einen Wachdienst, der nachts auf dem Gelände unterwegs ist, „aber der kann nicht ständig überall sein.“