Investoren um Carsten Maschmeyer fühlen sich getäuscht vom Schweizer Geldinstitut Safra Sarasin

Hamburg/Hannover Über sich selbst hat Carsten Maschmeyer einst gesagt, er habe einen „guten Riecher“ für Geldanlagen. Mindestens einmal allerdings hat sich der frühere Inhaber der Finanzvertriebsgesellschaft AWD in Hannover offenkundig verspekuliert und will nun die Schweizer Privatbank Safra Sarasin verklagen.

Es geht dabei um Millionen, und Maschmeyer ist nicht allein: Der Trainer des HSV, Mirko Slomka, gehört ebenso zu den Betroffenen wie der Hamburger Rechtsanwalt Matthias Prinz und der Fleischfabrikant Clemens Tönnies, der Aufsichtsratsvorsitzende bei Schalke 04

In seiner neuen Ausgabe beschreibt das Magazin „Stern“ akribisch den Ablauf. Die Fonds der Luxemburger Firma Sheridan brachten anfangs hohe Renditen. Es geht um Cum-Ex-Geschäfte, bei denen mit Partnern im In- und Ausland rund um die Stichtage von Didividendenzahlungen riesige Mengen von Aktien gehandelt werden. Banken, Fonds und Broker jonglieren mit den Papieren und nutzen zwischenstaatliche Steuerabkommen, verdienen mit Steuerbescheinigungen hohe Renditen.

Nach Angaben des „Stern“ geht es für den Fiskus um Milliardenbeträge, Anfang 2012 stoppte Finanzminister Wolfgang Schäuble das umstrittene Verfahren, der Bundesfinanzhof wird sich im April mit der Frage beschäftigen, ob die Cum-Ex-Geschäfte zulässig waren oder eine missbräuchliche Steuergestaltung.

Laut „Stern“ hat Maschmeyer anfangs einmal fünf und einmal zehn Millionen Euro so über die Schweizer Bank Sarasin angelegt und gute Renditen erwirtschaftet. Das letzte und größte Investment über 40 Millionen Euro machte er im Jahr 2011 – gemeinsam mit seiner Verlobten Veronica Ferres, Slomka, Prinz und Tönnies. Der „Stern“ belegt mit Unterlagen den inzwischen zweijährigen Streit zwischen Bankvorstand Eric Sarasin und Maschmeyer. Die Bank haben einen großen Teil der 40 Millionen nicht an die Anleger zurückgezahlt.

Nun will Maschmeyer nicht länger diskutieren, sondern klagen. Er sagte dem „Handelsblatt“, es habe eine „vorsätzliche Täuschung“ der Bank gegeben bei der Beratung über das Investment. In einer eidesstattlichen Erklärung versichert Maschmeyer, dass die Bank ihm eine Rendite von acht bis zehn Prozent in Aussicht gestellt habe. Zudem habe die Bank nicht gesagt, dass es sich um ein rechtlich umstrittenes Geschäft handelte, das schon die Gerichte beschäftigt: „Die Bank hat zugesichert, dass es sich um ein sicheres, seriöses und legales Geschäft handelt und verweigert seit Herbst 2011 die vollständige Auszahlung des Anlagebetrages.“ Sarasin reagierte schmallippig und bestätigte lediglich: „Ich stehe in dieser Frage im Kontakt mit Carsten Maschmeyer.“

Sarasin hat in Deutschland bereits juristischen Ärger. Der bekannte Drogerie-Kaufmann Erwin Müller hatte über das Schweizer Bankhaus rund 50 Millionen Euro in einem Fonds investiert, bei dem offenbar ebenfalls Profite auf Kosten des deutschen Fiskus erzielt werden sollten. Der Fall wird vor dem Landgericht in Ulm verhandelt.

Die anderen Betroffenen haben im Gespräch mit dem „Stern“ großen Wert auf die Feststellung gelegt, dass sie nicht wussten, dass das Anlagemodell umstritten war, als sie investierten. Anwalt Prinz ließ ausrichten, er hätte das Investment nicht getätigt, wenn ihm bekannt gewesen wäre, „dass der Fonds Geschäfte der von ihnen behaupteten Art machen könnte“.

Slomka, ein Freund von Maschmeyer seit seiner Trainerzeit bei Hannover 96, ließ mitteilen, die Bank habe ihm damals bestätigt, „dass diese Anlage absolut sicher, seriös und steuerlich unbedenklich“ sei. Und auch Maschmeyer, der seit vielen Jahren versucht, sein angekratztes Image aufzubessern, betonte, Bankvorstand Eric Sarasin habe ihm mehrfach persönlich versichert, „dass hier keine Anlage zulasten der Steuerzahler getätigt worden ist“.

Der „Stern“ belässt es nicht bei der Schilderung der Geldanlagen, sondern zitiert – wohl mit Blick auf Ferres und Slomka – auch aus Maschmeyers Buch mit dem Titel „Selfmade erfolg reich leben“. Darin rät der Autor, Geld und Freundschaft zu trennen: „Die Freundschaft soll eben Freundschaft bleiben.“

Der „Stern“ erinnert auch an die früheren Geschäfte von Maschmeyer, dessen Finanzvertrieb Allgemeiner Wirtschaftsdienst (AWD) mit Drückerkolonnen immer wieder auch Negativschlagzeilen produzierte, weil sich Kunden über schlechte Beratung und Anlage-Empfehlungen beschwerten, die sich später als Flop herausstellten.

Maschmeyer, mit Ferres ein wesentlicher Bestandteil der hannoverschen Prominentenszene, wehrte sich erst kürzlich in einem Interview gegen die Vorwürfe. Die Kunden, betonte der Multimillionär, hätten ihr Geld nicht beim AWD, sondern bei den später in Schieflage geratenen Fonds angelegt: „Für die Fehlentwicklung und nicht eingehaltenen Versprechen sind die Fondshersteller verantwortlich und nicht ich.“ 2008 hat Maschmeyer AWD an den Schweizer Versicherungskonzern Swiss Life verkauft.