Vom Flug MH370 der Malaysia Airlines fehlt nach wie vor jede Spur. Nach Medieninformationen soll einer der Passagiere mit einem gefälschten Pass auf dem Weg nach Hamburg gewesen sein.

Peking/Kuala Lumpur/Washington/Hamburg. Seit Sonnabend wird nach der Unglücksmaschine MH370 der Malaysia Airlines gesucht. Bisher ohne Erfolg. Unterdessen sind Informationen zu einem der Passagiere aufgetaucht, der sich mit einem gefälschten Pass an Bord des Flugzeugs befand. Nach Informationen des Politikmagazins „Panorama 3“ im NDR Fernsehen soll die Mutter des iransichen Passagiers Pouria N. bereits seit 2012 in Hamburg leben. Der Mann sei auf dem Weg in die Hansestadt gewesen. Nach Angaben von Bekannten hoffte er, in Hamburg wohnen zu können. Die Mutter befindet sich in einem Asylverfahren. Sie erlitt zuletzt einen Nervenzusammenbruch und hält sich derzeit bei Freunden auf. Äußern will sie sich aktuell nicht.

Der 19-jährige Pouria N. hatte bei dem Flug der Malaysia Airlines MH 370 mit einem als gestohlen gemeldeten österreichischen Pass eingecheckt. Mit einem anderen Iraner, der einen gestohlenen italienischen Pass benutzte, verbrachte N. die Nacht vor dem Flug bei einem Schulfreund in Kuala Lumpur, Malaysia. Dieser sagte dem NDR: „Pouria hat mir erzählt, dass er zu seiner Mutter wollte, um bei ihr in Deutschland zu leben.“

Kurz nach dem Verschwinden des Flugzeugs am 8. März war gemutmaßt worden, dass die beiden Iraner an einem eventuellen Terroranschlag auf das Flugzeug beteiligt gewesen sein könnten. Aus deutschen Ermittlerkreisen heißt es gegenüber dem NDR, sowohl die Route als auch die Fluggesellschaft seien dafür bekannt, von Schleusern für iranische Flüchtlinge genutzt zu werden.

Vom Flugzeug fehlt dagegen weiter jede Spur. Doch Seismologen und Physiker wollen nun etwas entdeckt haben. Die Wissenschaftler haben eineinhalb Stunden nachdem der Kontakt zum Flugzeug abgebrochen war, eine Besonderheit auf dem Meeresboden zwischen Malaysia und Vietnam registriert. Das berichtet die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Freitag. Die Wissenschaftler von der Universität für Wissenschaft und Technologie sagten, dass das „Ereignis“ von einem ins Meer gestürzten Flugzeug ausgelöst worden sein könnte.

Indien geht bei seiner Suche davon aus, dass die Maschine nach ihrem Verschwinden vom Radar noch eine ganze Weile Richtung Westen flog. In einer am Freitag veröffentlichten Karte des Verteidigungsministeriums ist an der Stelle des letzten Kontakts im Südchinesischen Meer ein Abknicken der Flugroute um etwa 90 Grad zu sehen. Demnach könnte die Boeing 777-200 mit 239 Menschen an Bord entlang der Grenze von Malaysia und Thailand bis über den Indischen Ozean geflogen sein. Die Malaysier, die die Suche koordinieren, hätten Indien außerdem um eine weitere Suchaktion gebeten, heißt es in der Erklärung. Dabei geht es um ein Gebiet noch einmal weitere 900 Kilometer westlich der Andamanen, also mitten im Golf von Bengalen. Dort solle ein Korridor von 600 Kilometer Länge und 15 Kilometer Breite abgesucht werden. Auch hierzu wurden keine Details genannt.

Wilde Spekulationen zum Verbleib

Unterdessen verfolgen US-Kreise, die über die Suche informiert sind, eine ganz andere Theorie. Laut der Nachrichtenagentur AP sollen sich Hinweise erhärten, dass die Maschine noch Stunden nach dem Verschwinden vom Radar unterwegs war. Demnach soll das Flugzeug der Malaysia Airlines etwa noch vier Stunden lang Signale gesendet haben. Möglicherweise sei es Hunderte Kilometer weiter geflogen als bisher bekannt. Zuverlässige Hinweise auf den Verbleib der Maschine und das Schicksal der 239 Insassen gab es am Freitag - sechs Tage nach dem Verschwinden - aber noch immer nicht.

Laut US-Ermittlerkreisen übertrug die Boeing 777 keine Daten, versuchte aber Kontakt zu einem Satelliten herzustellen. Boeing bietet bei seinen Flugzeugen einen Satellitendienst an, mit dem während des Flugs die Funktion der Maschine kontrolliert werden kann. Malaysia Airlines habe diesen Dienst nicht abonniert. Deswegen habe es keine Datenübertragung gegeben, dennoch habe das System den Satelliten angefunkt, sagte der Informant.

„Das ist so, als ob das Handy aus ist, aber noch ein kleines Signal 'Ich bin da' sendet“, erklärte ein Ermittler. „So kann man manchmal die Position eingrenzen, ohne dass man telefoniert, einfach weil das Handy so oft kleine Signale von sich gibt.“ So müsse man sich das auch bei dem Flugzeug vorstellen.

Nachdem die Maschine vom Radar verschwunden sei, habe auch noch ein anderer, rudimentärer Datenservice eine kürzere Zeit weitergesendet, hieß es weiter. Hätte es einen kompletten Technikausfall gegeben, eine Explosion oder einen Absturz, wären alle Signale gleichzeitig verstummt.

Der malaysische Verkehrsminister Hishammuddin Hussein sagte, er könne aufgrund der ihm vorliegenden Daten von Boeing und dem Motorenfabrikanten Rolls Royce nicht bestätigen, dass die Maschine länger unterwegs gewesen sei. Von Boeing selbst gab es keinen Kommentar.

Das Ministerium in Kuala Lumpur ging nicht auf einen erneuten Bericht des „Wall Street Journal“ ein, dem zufolge die Maschine nach dem letzten Radarkontakt noch stundenlang weitergeflogen sei. Korrigiert wurden lediglich erste Angaben, dass die Signale von den Rolls-Royce-Triebwerken stammten. Malaysische Satelliten hätten die „Pings“ empfangen, hieß es nun.

Nach wachsender Kritik am chaotischen Krisenmanagement der Malaysier betonte deren Regierung ihre enge Kooperation mit US-Ermittlern: „Wir arbeiten eng mit dem US-Team zusammen, das uns hier in Kuala Lumpur seit Sonntag mit der Untersuchung hilft“, teilte das Transportministerium mit. Und: „Das Untersuchungsteam wird keine Information veröffentlichen, bevor sie nicht geprüft und untermauert sind.“

Die Ermittler hätten neue Informationen erhalten, sagte auch der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney. Details nannte er nicht. Das Kommando der US-Pazifikflotte schickte den Zerstörer „USS Kidd“ vom Südchinesischen Meer, wo die Absturzstelle zunächst vermutet worden war, in den Indischen Ozean. Auch ein Flugzeug werde sich dort an der Suche beteiligen, hieß es vom US-Militär.

Die neuen Erkenntnisse bedeuten, dass die Maschine nach dem Abreißen des Radarkontakts noch Hunderte Kilometer weit geflogen sein könnte und möglicherweise in eine ganz andere Region gelangt ist als die, in der bislang gesucht wird. Bislang wurde eine Region von etwa der Größe Portugals durchkämmt.

„Wegen neuer Informationen kann es sein, dass wir uns an einer neuen Suchaktion im Indischen Ozean beteiligen“, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney, in Washington.