Der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch hat seine Residenz Meschigorje bei Kiew verlassen. Zahlreiche Menschen nutzten die Gelegenheit und erkundeten das Anwesen. Sie fanden Luxus-Autos, einen Privat-Zoo und ein Boot.

Kiew. Während die ukrainische Oppositionsführerin Julia Timoschenko eine bewegende Rede auf dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew hielt, versuchte Präsident Viktor Janukowitsch offenbar das Land zu verlassen: Der ukrainische Grenzschutz hat nach eigenen Angaben ein Flugzeug mit Janukowitsch kurz vor dem Abflug gestoppt.

Janukowitsch habe – begleitet von bewaffneten Sicherheitsleuten – ohne die übliche Grenzabfertigung von der Stadt Donezk aus fortfliegen wollen. Das sagte der Sprecher des Grenzschutzes, Sergej Astachow, der Agentur Interfax zufolge am Samstag. Astachow zufolge war unklar, wohin der Staatschef reisen wollte. Janukowitsch sei aus dem Flugzeug ausgestiegen und habe den Ort in einer gepanzerten Limousine verlassen. Er hatte im Machtkampf der Ex-Sowjetrepublik einen Rücktritt abgelehnt.

Janukowitsch hielt sich nach eigener Aussage im prorussischen Osten des Landes auf. „Die Ereignisse, die unser Land und die ganze Welt gesehen haben, sind ein Beispiel für einen Staatsumsturz“, sagte der Präsident. Seine Residenz Meschigorje bei Kiew war verlassen, Wachleute ließen Schaulustige zu einem „Tag der offenen Tür“ herein. „Ein trauriges Ende für einen Präsidenten“, meinte Puschkow.

Die Ukrainer nutzten unterdessen die Abwesenheit des Staatsoberhauptes, um sein verlassenes Anwesen zu erkunden. Und machten erstaunliche Entdeckungen: Außer einer gewaltigen Villa fanden die Schaulustigen einen Fuhrpark mit zahlreichen teuren Autos und Motorrädern. In einem Privat-Zoo hielt Janukowitsch unter anderem Pfaue, Sträuße und Antilopen.

In einem Treibhaus wurden neben Blumen auch Bananenstauden gefunden. Und sogar ein großes, historisch anmutendes Boot befand sich auf dem Anwesen. Ob Janukowitsch jedoch noch einmal zurückkehrt, um seine Reichtümer abzuholen, ist unwahrscheinlich.