Dramatische Stunden an Bord: Offenbar wurde der entführte Jet der Ethiopian Airlines von Militärflugzeugen eskortiert. Der Co-Pilot übernahm die Gewalt über die Maschine, als der Pilot auf der Toilette war.

Genf. Ein Passagierflugzeug der Ethiopian Airlines ist am frühen Montagmorgen entführt und zur Landung auf dem Flughafen Genf gezwungen worden. Der Co-Pilot ist der Entführer gewesen. Der 1983 in Äthiopien geborene Mann habe in der Schweiz Asyl beantragen wollen, teilten Schweizer Behörden mit.

Er habe die Gewalt an sich gerissen, als der Pilot in der Bordtoilette gewesen sei, und sich dann im Cockpit eingeschlossen, sagte der Flughafenchef von Genf, Robert Deillon. Der Luftpirat war nach der Landung festgenommen worden. Alle Passagiere und Besatzungsmitglieder seien wohlauf, teilte die Fluggesellschaft Ethiopian Airlines mit.

Der Co-Pilot hatte offenbar das international übliche Notsignal Zeichen „7500“ für eine Entführung per Funk abgesetzt.

Nach Angaben von Ethiopian Airlines sollte das in Addis Abeba gestartete Flugzeug um 4.40 Uhr in Rom landen. Die Maschine sei jedoch zum Flug nach Genf gezwungen worden. Dort landete das Flugzeug um 6.05 Uhr. Zuvor war der Genfer Airport geschlossen worden. Mehrere Flüge von und nach Genf fielen aus.

Ethiopian Airlines erklärte, man werde nun dafür sorgen, dass alle Passagiere ihre Reiseziele erreichen.

Der Staatsanwalt von Genf, Olivier Jornot, sagte, eine Strafanzeige könne eine Haft von bis zu 20 Jahren nach sich ziehen.

Deillon sagte, der Mann habe Asyl in der Schweiz gewollt. „Das war seine Motivation für die Entführung.“ Die Entführung habe über Italien begonnen. Zwei italienische Kampfjets seien losgeschickt worden, um das Flugzeug zu begleiten. Der Co-Pilot selbst habe die Behörden über die Entführung informiert.

Einige Passagiere hätten von der Entführung nichts mitbekommen, sagte Deillon. Nach der Landung in Genf habe der Entführer die Maschine verlassen, indem er sich abgeseilt habe. Danach habe er sich selbst den Behörden gestellt.

Die Polizei eskortierte die Passagiere nach der Landung einzeln zu wartenden Fahrzeugen. Sie mussten ihre Hände über ihren Köpfen halten. Der Flughafen war vorübergehend geschlossen. Bereits am Vormittag wurde der Betrieb aber wieder aufgenommen. Man hoffe, dass sich der Betrieb gegen Nachmittag wieder normalisiert habe, sagte Deillon.