Dürre Models, Laufstegtraining, Heidis Quietschestimme. Wer braucht das schon? Ich sage, wir brauchen es.

Wir brauchen GNTM, weil es dem Donnerstagabend einen Sinn gibt. Mal ehrlich, wir, die arbeitenden Frauen über 30, gehen am Donnerstagabend nicht mehr weg wie früher, als wir wussten, dass wir den Freitag auch mit wenig Schlaf bewältigen. Doch sitzt man zu Hause, fühlt man sich alt. Das beste Mittel: Der GNTM-Abend. Konzept: Frauen sitzen zusammen, trinken, essen, lästern. Ach ja, und nebenbei läuft GNTM.

Wir brauchen GNTM, weil wir darüber quatschen können. Wer schaut denn schließlich überhaupt noch fern? Ist das Angebot unter der Woche unterirdisch, gipfelt es am Wochenende in "Wetten, dass", früher Smalltalk-Quelle schlechthin. Jetzt tut sich das noch nicht mal mehr jemand an, um mitreden zu können. Mit wem auch, wenn es keiner gesehen hat. Ansonsten gucken wir Serien auf DVD, und selbst wenn wir dieselben sehen, sind wir bei unterschiedlichen Folgen und können nicht darüber sprechen ohne etwas zu verraten. GNTM sieht jeder, und wer es nicht sieht, kann es sogar in renommierten Medien nachlesen. Und man kann nichts verraten.

Wir brauchen GNTM, weil es uns Bestätigung gibt. Diese wirren, dürren Wesen irrlichtern durch die Sendung, sind 16, haben keinen Plan vom Leben und hoffen, dass Heidi sie rettet. Das tut gut: Denn wir sind 30, haben einen handfesten Job (oder, ok,.. sind Journalistin), sind nicht dürr, wissen, wo wir hinwollen und hoffen, dass Heidi uns nicht rettet. Oder uns in den Pool schmeißt. Und wir wollen auch kein Foto. Wir fühlen uns gut, erwachsen, moralisch erhaben, wenn die "Mädschen" sich zickend in die Haare kriegen und Schokoriegel verstecken. Wir nehmen bei Sätzen wie "Ich weiß, ich esse zu viel Obst" noch drei Gummibärchen. Wir wissen, dass richtige Männer was zum Anfassen brauchen. Wir brauchen niemanden mehr, der uns sagt, dass unser Lächeln "supercute" ist und wissen, dass unsere "boobs" nicht "in Kokurrenz zum Kopf stehen".

Wir brauchen GNTM, weil Fremdschämen so unfassbar gut tut. Egal, ob aus der Lockenmähne die hässliche, raspelkurze Frisur wird oder aus dem Weizenblond ein Telekom-Rosa. Und erst die Klamotten! Ja, wir sehen gar nicht so übel aus.

Wir brauchen GNTM, weil es uns bestätigt, dass wir intelligent sind. Im Gegensatz zu den "Mädschen" haben wir nämlich nach der achten Staffel langsam echt intellektuell überrissen, dass "nur eine Germanys Next Topmodel werden kann". Also eben jedes Jahr eine.

Ohne GNTM? Wir hätten Larissa nie kennen gelernt.