Vorweg: Ich bin ein Totalverweigerer, was Fernsehen angeht. Zwar habe ich einen Fernseher, aber im Grunde nur, weil es irgendwie lustig ist, wenn Gäste in Anbetracht des Schukarton-großen Bildschirms wahlweise in Wein- oder Lachanfälle verfallen. Eigentlich benutzt ihn nur meine Putzfrau - zum Abstauben.

Warum also sollte ausgerechnet ich mitreden können, wenn es um den Sinn oder Unsinn von Formaten wie Germany's next Topmodel geht? Selbstverständlich darf man mir mangelnde Kenntnis vorwerfen. Aber nicht, dass ich es nicht versucht habe.

Premiere am Donnerstag: Schon nach den ersten Minuten ist klar, was mir bisher entgangen ist:

1. Eine Kreisch-Prolette aus dem Rheinischen mit Magen-Darm-Infekt.

2. Ein Mann, der alles dafür tut, nicht wie ein alter Mann zu wirken und trotzdem wie der fleischgewordene Altherrenwitz daherkommt.

3. Und ein jüngerer Mann, der fantastische Sätze sagen kann, wie: „Jetzt geht es darum: Wie kannst du auf ner Location klarkommen?“

Dazu eine Villa voller Frauen, die alle Mädchen nennen. (Außer Heidi. Die sagt „Mädschen“) Die Aufgabe der Mädschen ist es, in maximal unpraktischen Klamotten irgendwie besser hin und her zu laufen als die anderen, während der alte Mann ihre „Boobs“ beurteilt oder findet, dass sie beim Gehen arroganter gucken könnten. Dabei „verstreuen“ mansche positive Energie, mansche anderen meinen „isch hab Angst, dass isch stolper, ey“.

Die Argumente der doch zahlreichen GNTN-Guckerinnen in meinem Umfeld waren immer dieselben: Man kann sich doch herrlich darüber kaputtlachen, dass die da so doof sind und das Format auch. Und dann fühlt man sich besser, weil man es voll geblickt hat. Zugegeben: Ihr habt alle recht. Und selbstverständlich funktioniert das auch bei mir. Das zweite Argument: Nach einem langen Tag kann man mit GNTM einfach die Birne abschalten und entspannen.

Wieder richtig. Klar kann man das. Wenn alle Freunde was Besseres zu tun haben, alle Romane im Regal (auch die schlechten) ausgelesen sind, wenn man sich nichts mehr zu erzählen hat, gestern schon beim Sport war, alle Filme gesehen hat, wenn alle Kneipen geschlossen und wenn man vergessen hat, wie sich echte Langeweile anfühlt. Aber wir wollen jetzt keinen Streit anfangen. Man kann halt nicht auf jeder Location klarkommen.