Ein Steuerskandal erschüttert das spanische Königshaus. Der Vorwurf: Betrug und Geldwäsche. Am Sonnabend stand erstmals eine direkte Verwandte von König Juan Carlos vor Gericht.

Palma de Mallorca. In einem für die spanische Monarchie beispiellosen Vorgang ist die Infantin Cristina am Sonnabend vor Gericht ausführlich zu einem Korruptionsskandal befragt worden. Die 48-Jährige erschien am Morgen lächelnd und scheinbar ungerührt von den Vorwürfen der Geldwäsche und des Steuerbetrugs vor dem Richter in Palma de Mallorca. Die Anhörung der Königstochter in der Korruptionsaffäre um ihren Ehemann Iñaki Urdangarin ist ein schwerer Schlag für das Ansehen der Monarchie.

Cristina lächelte bei ihrer Ankunft, grüßte die anwesenden Journalisten und verschwand nach wenigen Schritten im Gerichtsgebäude. „Sie ist ruhig“, sagte ihr Anwalt Jesus Maria Silva. In dem Gerichtssaal musste Cristina ihre Aussage unter einem Bild ihres Vaters, König Juan Carlos, machen. In einer Pause der Anhörung, die hinter verschlossenen Türen stattfand, sagte ein Anwalt eines Nebenklägers, der Untersuchungsrichter José Castro stelle „sehr scharfe Fragen“.

Nach sieben Stunden verließ die jüngste Tochter von Juan Carlos das Gericht und fuhr in einem Auto davon. „Das Justizsystem funktioniert“, sagte ihr Anwalt Miquel Roca beim Verlassen des Gebäudes. „Vor dem Gesetz sind alle gleich – und die Infantin hat es bewiesen.“ Ein weiterer Anwalt Cristinas sagte, das Verhör habe die Unschuld der Königstochter gezeigt.

„95 Prozent ihrer Antworten sind ausweichend“, sagte der Anwalt Manuel Delgado, der die linke Gruppe Frente Civico vertritt. „Sie versucht, die Fakten, die sie kompromittieren könnten, nicht anzuerkennen.“ Sie habe versichert, dass sie „Vertrauen“ in ihren Mann gehabt habe, mit dem sie die Firma Aizoon betrieb. Ansonsten habe sie gesagt, dass sie nicht Bescheid wisse und dass sich ihr Mann um diese Angelegenheiten kümmerte.

Begleitet wurde die Anhörung von Protesten dutzender Monarchiegegner, die Plakate trugen mit Aufschriften wie „Staatsführer durch die Wahlurne, nicht die Wiege“. „Scheinbar reichen ihnen ihre Privilegien nicht – sie müssen noch etwas machen, was das Volk wirklich ärgert“, sagte der 61-jährige Demonstrant Mateo Castellanos. „Ein Großteil des Landes leidet, viele Leute haben nicht genug, um ihre Kinder zu ernähren.“

Der Skandal um Cristinas Ehemann Urdangarin hat in Spanien großen Ärger ausgelöst. Cristinas soll über eine gemeinnützige Stiftung sechs Millionen Euro aus der Staatskasse veruntreut haben, anschließend soll er die Mittel in der Firma Aizoon gewaschen haben.

Richter Castro ermittelt seit zwei Jahren in dem Fall, obwohl die Staatsanwaltschaft keinen Grund für eine Anklage sah. Bisher sind weder Cristina noch ihr Mann angeklagt. Erst nach Abschluss des derzeit laufenden Ermittlungsverfahrens wird über eine Anklage entschieden.

König Juan Carlos erwarb sich Respekt durch seine Rolle bei der Umwandlung Spaniens in eine Demokratie nach dem Tod des Diktators Francisco Franco 1975. Zuletzt litt sein Ansehen aber. Neben der Affäre um Urdangarin sorgte auch eine luxuriöse Elefantenjagd 2012 inmitten der Rezession für Negativschlagzeilen. Inzwischen sind Umfragen zufolge 62 Prozent der Spanier dafür, dass er abdankt.