Es ist schon das dritte Verfahren in Italien gegen die US-Studentin Amanda Knox und ihren Ex-Freund. Und es geht abermals um den Mord an einer Britin 2007. Für Donnerstag wird ein Urteil erwartet.

Florenz. Im italienischen Berufungsprozess gegen die Amerikanerin Amanda Knox wegen Mordes an ihrer ehemaligen Mitbewohnerin wird für (den morgigen) Donnerstag das Urteil erwartet. Die Staatsanwaltschaft fordert Haftstrafen von 26 Jahren für Knox und ihren ebenfalls angeklagten Ex-Freund Raffaele Sollecito. Die Entscheidung in Florenz wird aber ungeachtet des Ausgangs voraussichtlich immer noch nicht das Ende des seit über sechs Jahren andauernden, spektakulären Rechtsstreits bedeuten.

Im Falle eines Schuldspruchs müsste das oberste Gericht Italiens das Urteil bestätigten. Dies könnte ein Jahr oder gar länger dauern. Theoretisch könnte im Anschluss ein weiteres Berufungsverfahren gegen Knox und Sollecito folgen.

Das Verfahren in Florenz ist bereits der dritte Prozess gegen die beiden Angeklagten wegen Mordes an Knox’ damaliger Mitbewohnerin, der Britin Meredith Kercher, im Jahr 2007 in der italienischen Stadt Perugia. 2009 waren Knox und Sollecito in dem Fall zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Ein dritter Mann, Rudy Guede, wurde als Mittäter verurteilt und verbüßt derzeit eine Haftstrafe von 16 Jahren. Im Berufungsprozess wurden Knox und Sollecito dann 2011 freigesprochen, die Amerikanerin reiste anschließend in ihre Heimat zurück. Der Freispruch wurde aber im März vergangenen Jahres vom höchsten Strafgericht Italiens kassiert.

Die Länder haben Partei ergriffen

Knox war im November 2007 vier Tage nach dem Fund von Kerchers halbnackter Leiche in deren Schlafzimmer in Perugia festgenommen worden. In der Folge wurde die Amerikanerin, die jetzt in den USA studiert, sowohl als „Teufelsweib“ dargestellt, das das sexuelle Abenteuer sucht, wie auch als naiver Mensch, gefangen in einem komplizierten italienischen Justizsystem.

Er könne sich an keinen anderen Fall erinnern, der derart bekannt gemacht worden sei und in dem „die Länder Partei ergriffen haben“, sagte der bekannte Anwalt Alan Dershowitz, der über den Fall geschrieben hat. „Ich glaube, man kann durchaus sagen, dass viele Amerikaner denken, dass sie (Knox) unschuldig ist und eine beachtliche Zahl Italiener denkt, dass sie schuldig ist.“

Knox nichrt in Italien anwesend

Die 26-jährige Knox wird das dritte Urteil gegen sie aus der Ferne verfolgen: Sie ist nicht zu dem Prozess aus den USA nach Italien gereist - aus Angst, zu Unrecht verurteilt zu werden, wie sie erklärte. Sollecito kündigte an, am Donnerstag in Italien, aber nicht im Gericht zu sein. Sollte es zu einem Schuldspruch kommen, könnte er sofort festgenommen oder unter Hausarrest gestellt werden.

Für Knox sähe die Situation in diesem Fall komplizierter aus. Rechtsexperten halten es jedoch für unwahrscheinlich, dass sich Italien vor einem endgültigen Urteil um die Auslieferung der US-Studentin bemühen würde.