Gegen den Willen der Familie war die hirntote Marlise Munoz künstlich am Leben gehalten worden. Nach einem Gerichtsurteil wurden die lebenserhaltenden Apparate nun abgeschaltet.

Washington. Nach monatelangem Kampf um ihr Schicksal ist eine für hirntot erklärte schwangere Frau in Texas gestorben. Die lebenserhaltenden Apparate seien abgeschaltet worden, „Marlise Munoz ruht nun in Frieden“, erklärten die Anwälte ihrer Familie am Sonntag. Gegen den Willen der Angehörigen der 33-Jährigen hatten die Ärzte die Schwangere künstlich am Leben erhalten. Erst ein Gerichtsurteil zwang sie zum Einlenken.

Marlise Munoz war Ende November mit einer Lungenembolie zusammengebrochen. Ihr Mann Erick konnte sie zwar wiederbeleben, im Krankenhaus von Fort Worth aber erlitt sie einen Herz- und Atemstillstand und wurde für hirntot erklärt. Gegen den Willen der Familie weigerten sich die Ärzte, die in der 14. Woche Schwangere sterben zu lassen. Sie erklärten, sie sei nicht tot, auch wenn ihr Gehirn nicht mehr in der Lage sei, ihren Körper am Leben zu erhalten.

Ehemann zog vor Gericht

Ehemann Erick Munoz zog vor Gericht und verlangte die Abschaltung der lebenserhaltenden Geräte. Er berief sich auf den Wunsch seiner Frau, bei einem Schicksalsschlag nicht künstlich am Leben erhalten zu werden. Nach seinen Angaben war unklar, wie lange der Fötus nicht mit Sauerstoff versorgt wurde. Munoz' Anwälte erklärten, der inzwischen 22 Wochen alte Fötus sei „deutlich unnormal“, auch das Krankenhaus räumte ein, dass er „nicht überlebensfähig“ sei. Schließlich entschied das Gericht, dass die Maschinen bis spätestens Montagnachmittag abgeschaltet werden müssen.

Der Fall sorgte landesweit für erregten Streit. Er berührte gleich mehrere Fragen, die in den USA regelmäßig hitzige Debatten heraufbeschwören, vor allem die Themen Abtreibung und Sterbehilfe. Texas gehört zu den zwölf US-Bundesstaaten, in denen schwangere Frauen laut Gesetz unter allen Umständen am Leben erhalten werden müssen.

In einer Erklärung räumte das Krankenhaus am Sonntag ein, dass die vergangenen acht Wochen für die Familie, die Ärzte und Pfleger sowie für die örtliche Gemeinde „schwierig“ gewesen seien. Doch sei es nicht Aufgabe des Krankenhauses, „Gesetze zu machen oder anzufechten, sondern sie zu befolgen.“ Die Vereinigung „Compassion and Choices“, die sich für den selbstbestimmten Tod einsetzt, erklärte, der tragische Fall übertreffe jeden „Alptraum“, den eine Familie durchleben könne.