Mille Markovic, Unterweltgröße und Erpresser, wurde mit vier Schüssen getötet. Über die Gründe für den Tod Markovics gibt es derzeit nur Spekulationen.

Stockholm. Mille Markovic starb, wie er lebte: wie im Krimi. Am Abend des 23. Januar parkte der gebürtige Serbe um 18 Uhr vor seinem Haus in einem Vorort von Stockholm. Dort wartete bereits sein Mörder, der den 52-Jährigen mit vier Kugeln tötete. Sie trafen den wohl berühmtesten Verbrecher Schwedens in Oberkörper und Kopf. Die an der Außenwand seines Hauses montierte Überwachungskamera hat ihm nichts genützt. Nachbarn hörten die Schüsse und alarmierten die Polizei. Die Zeugenaussagen sind sehr widersprüchlich. Einige wollen mehrere Männer gesehen haben, andere nur einen, alle jedoch bemerkten einen weißen Toyota, der mit hoher Geschwindigkeit den Tatort verließ. Die Polizei fahndet aktuell nach zwei Männern und einem weißen Auto.

Über die Gründe für den Tod Markovics gibt es derzeit nur Spekulationen. Ende des Monats sollte seine Biografie erscheinen, geschrieben von Deanne Rauscher, Mitautorin des Skandalbuchs über Carl XVI. Gustaf „Der widerwillige Monarch“. „Es gab einen Preis auf seinen Kopf. Er hat sogar die Polizei um Hilfe gebeten. Er lebte ständig mit diesen Todesdrohungen, und man wusste darüber Bescheid“, sagte sie, nachdem der Mord bekannt geworden war. Markovic war kein unbeschriebenes Blatt. Geboren wurde er 1961 in Kragujevac im damaligen Jugoslawien. Als seine Mutter starb, kam er als Pflegekind nach Schweden und erhielt mit 21 Jahren die schwedische Staatsbürgerschaft. Zunächst versuchte er sich als Profiboxer, wurde 1977 sogar schwedischer Champion, stieg aber nach seinem vierten Kampf bei der „Balkan-Mafia“ ein.

Dort begann seine kriminelle Laufbahn. Er diente zunächst als Geldeintreiber, versorgte illegale Sex- und Spielclubs mit Prostituierten und Striptease-Tänzerinnen – eine riskante Aufgabe, denn Shows, bei denen Frauen sich vollständig auszogen, waren in Schweden in jenen Jahren verboten. Banden machten die Hauptstadt unsicher, man sprach sogar vom „Stockholmer Pornokrieg“. Es gab Schießereien, Morde, Explosionen. Markovic arbeitete sich in der Unterwelt nach oben, machte sich als „Torpedo“ einen Namen. Er selber gründete die Etablissements „Lady“ und „Privé“. Dorthin wurden auch Prominente gelockt, um sie heimlich zu filmen und dann zu erpressen. Als diese Clubs von der Polizei ausgehoben wurden, konnte die Justiz Markovic wegen Steuerhinterziehung dingfest machen. Er hatte Millioneneinnahmen aus den Nachtclubs dem Finanzamt verschwiegen. Zudem meldete er sich arbeitsunfähig, kassierte Unterstützung vom Staat und „arbeitete“ weiter. Wegen Steuerbetrugs, Drogenhandels und Sozialbetrugs saß er zwei Jahre im Gefängnis. Als sein mittlerweile verkaufter Club Privé im Mai 2013 beschossen wurde, geriet Markovic unter Verdacht, den neuen Besitzer ermorden zu wollen. Er kam in Haft und erst im Dezember 2013 aus Mangel an Beweisen wieder frei.

Berühmt weit über die Grenzen des Landes hinaus wurde Markovic 2010 als Quelle für das Skandalbuch „Der widerwillige Monarch“ von Deanne Rauscher und Thomas Sjöberg. Er behauptete, dass der König an „Herrenabenden“ im Rotlichtmilieu teilgenommen habe. Später wollte er mit angeblich kompromittierenden Fotos des Monarchen Geld erpressen. Es stellte sich allerdings heraus, dass die Bilder gefälscht waren.