Mit einer bewegenden Trauerfeier haben Südafrika und die Welt Abschied von Nelson Mandela genommen. Die Rede von Präsident Jacob Zuma wurde jedoch von Tausenden Zuschauern gestört.

Johannesburg. Tausende Zuschauer haben bei der zentralen Trauerfeier für den südafrikanischen Nationalhelden Nelson Mandela die Rede von Südafrikas Präsident Jacob Zuma mit Pfiffen und Buhrufen massiv gestört. „Die Menschen sind müde von Zuma“, sagte ein Teilnehmer der Feier, der Lehrer Nhlanhla Mbatha (42) zur Erklärung der Unruhen auf den Zuschauerrängen beim Auftritt des ANC-Politikers am Dienstag.

Zuma, der im Zentrum mehrerer Korruptionsskandale steht, habe das Leben der Menschen trotz aller Versprechungen nicht verbessern können, klagte Basil Dlalisa aus Soweto. Es brauche jemand anderen, um Mandelas Lebenswerk fortzusetzen.

Bei Zumas Ansprache zum Ende der vierstündigen Veranstaltung war das Stadion in Johannesburg mit einem Fassungsvermögen von rund 90.000 Zuschauern nicht einmal mehr zur Hälfte gefüllt. Viele hatten nach der Rede von US-Präsident Barack Obama das Stadion bereits verlassen.

Zuma nannte Mandela einen „einzigartigen Mann“. Südafrika habe „einen großen Mann verloren, den jedermann liebte und noch immer liebt“.

US-Präsident Barack Obama würdigte den im Alter von 95 Jahren gestorbenen Friedensnobelpreisträger am Dienstag in Johannesburg als einen „Giganten der Geschichte“. UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon nannte Mandela ein „Leuchtfeuer der Hoffnung und der Menschenrechte“. Rund 90 Staats- und Regierungschefs, Familienangehörige und Zehntausende Südafrikaner feierten den Freiheitshelden und Kämpfer gegen die Rassentrennung.

Persönliche Trauerrede von Obama

Obama sagte in seiner sehr persönlichen Trauerrede, Mandela sei der letzte große Freiheitskämpfer des 20. Jahrhunderts gewesen. Er habe die Südafrikaner miteinander versöhnt und Millionen Menschen in aller Welt inspiriert. Die politische Leistung Mandelas müsse mit dem Lebenswerk des indischen Pazifisten Mahatma Gandhi, des großen US-Präsidenten Abraham Lincoln und des Bürgerrechtlers Martin Luther King verglichen werden.

Obama, der von seiner Frau Michelle begleitet wurde, war wegen der scharfen Sicherheitsbestimmungen fast zwei Stunden zu spät im Stadion erschienen. Am Rande der Trauerfeier kam es zu einer historischen Begegnung zwischen ihm und dem kubanischen Präsidenten Raúl Castro. Beide schüttelten sich die Hand. Die Beziehungen zwischen den USA und dem sozialistischen Kuba sind seit Jahrzehnten extrem gespannt. Dagegen unterhielten Mandela und der frühere kubanische Staatschef Fidel Castro ein freundschaftliches Verhältnis.

Raúl Castro sagte, Mandela sei dem „revolutionären Kampf für Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung“ verpflichtet gewesen. „Mandela ist ein Vorbild für alle, die Freiheit, Gerechtigkeit und Weltfrieden anstreben“, sagt Brasiliens Präsidentin Dilma Roussef.

Übertragung auf Leinwänden gestört

Zeitweise brach während der zentralen Trauerfeier Unruhe auf den Rängen aus. Der indische Präsident Pranab Mukherjee musste seine Rede unterbrechen, weil die Zuschauer lärmten, sangen und mit Musikinstrumenten störten. Die Massen wurden auch deshalb ungeduldig, weil immer wieder die Leinwände für die Übertragung ausfielen.

Strömender Regen begleitete die Zeremonie. Wegen des schlechten Wetters waren weniger Menschen als erwartet gekommen. Unter den Gästen war auch Bundespräsident Joachim Gauck. Nach Angaben der südafrikanischen Regierung war es die größte Zahl von Staatsoberhäuptern, die je in der Geschichte zusammengekommen sind. Entgegen ersten Ankündigungen waren auch Präsident Schimon Peres und Premier Benjamin Netanjahu aus Israel nach Südafrika gekommen.

Der Leichnam Mandelas war nicht im Stadion aufgebahrt. Er wird am Sonntag im Dorf Qunu im Süden des Landes beigesetzt. Der erste schwarze Präsident Südafrikas war am Donnerstag nach langer Krankheit gestorben. „Er blieb ein einfacher Mann des Volkes“, sagte General Thanduxolo Mandela für die Familie. Der Vizechef der Regierungspartei ANC bezeichnete Mandela als einen „Lehrer“ für seine Landsleute. „Tun wir alles, dass Madibas Traum nicht stirbt.“