Der Hamburger Peter Krämer hat Mandela gut gekannt. Ein sehr persönlicher Nachruf

Madiba ist tot. Madiba – so zärtlich und liebevoll hat die südafrikanische Bevölkerung Nelson Mandela genannt. 95 Jahre hat dieser wunderbare Mensch gelebt, der 1993 den mehr als wohlverdienten Friedensnobelpreis erhalten hat. 27 Jahre lang war dieser großartige Mensch in Haft, hat davon acht Jahre im Steinbruch arbeiten müssen und ist dort aufgrund der Hitze und der sehr starken Sonneneinstrahlung fast erblindet. Aber: Als Nelson Mandela am 11. Februar 1990 endgültig aus dem Gefängnis entlassen wurde, damals schon 72 Jahre alt, hatte er das Aussehen eines Ende 50-Jährigen.

Erinnern wir uns an die Worte der britischen Königin Queen Elizabeth II, die gesagt hat, als sie das erste Mal neben Madiba sitzen durfte, dass sie sich wie ein kleines Mädchen gefühlt und weiche Knie gehabt habe. Ich hatte auch weiche Knie, als ich am 19.11.2004 informiert wurde, dass Nelson Mandela mich 100 Minuten nach der Unterzeichnung des „Schulen für Afrika“-Kooperationsvertrages kennenlernen möchte. Auf meine Anregung hin wurden die Nelson Mandela Foundation und Unicef International zusammengebracht. Der Vertrag wurde von Unicef, der Nelson Mandela Foundation und meiner Peter Krämer Stiftung als gleichberechtige Partner geschlossen.

Dieses liegt nun neun Jahre zurück. „Schulen für Afrika“ ist ein unglaublicher Erfolg: Wir haben einer Million Kinder im südlichen Afrika die Möglichkeit verschafft, zur Grundschule zu gehen, und darüber hinaus die Bildungseinrichtungen für weitere 20 Millionen Kinder verbessert. Damit ist „Schulen für Afrika“ die weltweit erfolgreichste private Bildungsinitiative.

Am 19.11.2004 war es so weit. Ich wartete exakt 100 Minuten darauf, Nelson Mandela zu treffen. Wie fängt man an, wenn man im wörtlichen Sinne zur Rede gestellt wird? Und dies von einem Mann, der zu Recht bereits vielfachst geehrt wurde? Kein Anfang ist mir eingefallen. Dann wurde ich in Madibas Vorzimmer geführt. Dort legte Zelda Lagrange, seine weiße Krankenschwester, Madibas Hand in meine; sie hielt dabei seine andere. Dieses Foto hat den für mich einzigartigen Moment sehr schön festgehalten.

Nelson Mandela begann das Gespräch mit einem sehr gütigen Lächeln und dem Satz: „What do you want to say to me?“ Dann habe ich, rückblickend gesehen, ein bisschen größenwahnsinnig reagiert, denn ich habe ihm gesagt, dass er Schwarz und Weiß in friedlicher Form geeint hat, Präsident von Südafrika war und vielleicht eine der größten lebenden Personen ist. Ich sagte: „Ich möchte Sie zum Präsidenten von ganz Afrika machen, und zwar durch Bildung.“ Daraufhin strahlte er mich unglaublich freundlich an.

Mandela hat sich besonders gefreut, als ich ihm von meinem Gespräch mit Richard von Weizsäcker, damals gerade vor zwölf Tagen, berichtete. Er kam von selbst auf die berühmteste Rede Richard von Weizsäckers, die Rede zum 40. Jahrestag der Befreiung Deutschlands. Ich war überrascht, wie gut sich dieser große alte Mann in der deutschen Geschichte auskannte.

Die fünf Begegnungen mit Nelson Mandela werde ich nie vergessen. Ohne ihn und seine Schirmherrschaft wäre „Schulen für Afrika“ nicht das geworden, was es heute ist. Ich trauere um diesen großartigen Menschen.