Erst bekam er einen Orden, jetzt Post von der Staatsanwaltschaft: Bob Dylan hat mit einem Nazi-Vergleich heftige Proteste provoziert.

Paris. Ausgerechnet im chansonverliebten Frankreich, das seine großen Sänger feiert, hat Musik-Legende Bob Dylan, 72, jetzt massiven Ärger. Gerade erst war er auf seiner Neverending-Tour mal wieder in Paris zu Gast und wurde sogar in einer feierlichen Zeremonie mit dem Orden der französischen Ehrenlegion behängt. Und nun hat die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen Dylan eingeleitet. Der Grund ist ein Interview aus dem Jahr 2012, in dem der US-Musiker Kroaten mit Nationalsozialisten und dem rassistischen Ku-Klux-Klan verglichen hatte.

Dylan werden „öffentliche Beleidigung und Volksverhetzung“ vorgeworfen, sagte die Sprecherin der Pariser Staatsanwaltschaft, Agnes Thibault-Lecuivre. Angezeigt wurde Dylan von einer kroatischen Vereinigung in Frankreich. Sie bezieht sich auf Äußerungen Dylans in einem „Rolling Stone“-Interview. Angesprochen auf das Verhältnis zwischen den Rassen in den USA hatte der Sänger erklärt: „Wenn du einen Sklavenhalter oder den (Klu-Klux-)Klan im Blut hast, können Schwarze das fühlen. Das hält bis heute an. So wie Juden Nazi-Blut fühlen können und Serben Kroaten-Blut.“

Der Anwalt der Gruppe, Ivan Jurasinovic, sagte, es gehe nicht um finanzielle Entschädigung, sondern darum, dass sich Dylan beim kroatischen Volk für seine Äußerungen entschuldige. Frankreich hat strenge Gesetze, mit denen volksverhetzende Reden und rassistische Bemerkungen geahndet werden. Dass ausgerechnet Dylan Rassismus vorgeworfen wird, ist fast schon die Ironie der Musikgeschichte. Dylan, als Robert Allen Zimmermann in eine jüdische Familie geboren, hat Zeit seines Songschreiber-Lebens gegen Rassismus, Ungerechtigkeit und das Unterdrücken kleiner Leute angesungen.

Zuletzt hatte Dylan ein Musikvideo zu einem seiner bekanntesten Songs veröffentlicht. „Like a rolling stone“ hat ein Musikvideo bekommen und verzaubert ganz Amerika. Der Grund dafür ist die Interaktivität des Videos zu „Like a Rolling Stone“: Der Zuschauer kann zwischen 16 (falschen) Fernsehkanälen wählen. Auf jedem bewegen die Darsteller ihre Lippen synchron zum Text von Bob Dylan.