Erst bebt die Erde, dann steigt wie von Geisterhand eine Insel aus dem Meer – genau das ist nun vor Pakistans Küste geschehen, berichten örtliche Medien. Aus der „Erdbeben-Insel“ soll Gas ausströmen.

Islamabad. Bei dem schweren Erdbeben im Südwesten Pakistans sind nach neuen Angaben mehr als 270 Menschen ums Leben gekommen. Der Erdstoß am Dienstag war so gewaltig, dass er etwa 600 Meter vor der Küste eine neue Insel entstehen ließ. Zahlreiche Menschen verfolgten das seltene Naturspektakel staunend vom Land aus und sahen, wie sich aus dem Arabischen Meer ein felsiges Eiland erhob. „Die Insel scheint etwas 200 Meter lang, 20 Meter hoch und 100 Meter breit zu sein“, zitierte die Online-Ausgabe der Zeitung „Dawn“ am Mittwoch Asif Inam vom Nationalen Institut für Ozeanologie in Karachi.

„Dawn“ berichtete, es sei bereits das dritte Mal seit 1999, dass sich vor der Küste der Provinz Baluchistan eine Insel aus dem Meer erhoben habe. Die beiden früheren Inseln seien allerdings entstanden, ohne dass es vorher zu einem Erdbeben gekommen sei. Sie seien wieder in sich zusammengestürzt. Der Sender Geo TV meldete, das jüngste Eiland sei „Zalzala Jazeera“ („Erdbeben-Insel“) genannt worden. Aus der Landmasse trete Methan-Gas aus.

216 Todesfälle seien inzwischen bestätigt, die allermeisten davon im Distrikt Awaran, sagte der Sprecher der Provinzregierung von Baluchistan, Jan Muhammed Buledi, am Mittwoch. „Diese Zahl kann noch steigen, weil Berichte aus abgelegenen Gebieten noch nicht eingetroffen sind.“ Mehr als 350 Menschen seien bei dem Erdbeben mit der Stärke 7,7 am Dienstagnachmittag in der dünn besiedelten Region verletzt worden. Das Militär leite die Rettungsarbeiten.

In dem am stärksten betroffenen Distrikt Awaran im Südwesten des Landes rief die Provinzregierung den Notstand aus. Die Zeitung „Dawn“ berichtete unter Berufung auf Behörden, mehr als 80 Prozent der Lehmhäuser in Awaran seien zerstört oder schwer beschädigt worden.

Die Erdstöße am Dienstag waren noch bis in die rund 1200 Kilometer entfernte indische Hauptstadt Neu Delhi zu spüren. Das Geoforschungszentrum (GFZ) Potsdam GFZ verortete die Tiefe des Epizentrums bei 42 Kilometern, die US-Erdbebenwarte (USGS) bei nur 20 Kilometern unter der Erdoberfläche.

Im vergangenen April waren bei einem Erdbeben im iranisch-pakistanischen Grenzgebiet rund 30 Menschen in Baluchistan ums Leben gekommen. Im Oktober 2005 starben bei einem Erdbeben der Stärke 7,6 in der geteilten Region Kaschmir mehr als 86 000 Menschen in Pakistan und Indien. Die meisten Opfer waren in Pakistan zu beklagen. Baluchistan ist die größte der vier Provinzen Pakistans, sie ist zugleich aber am dünnsten besiedelt.