Diese Hunde machen beim nächsten Gassigang garantiert eine gute Figur. Mit Schere, Trimmer, Bürste und Kamm rücken im thüringschen Stadtroda 60 Hundefriseure Vierbeinern ans Fell.

Stadtroda. Adjagos Puschelohren sind passé. Lisa Müller setzt ihre Schermaschine an, schwarzes, flauschiges Fell fällt zu Boden. Der Großpudel guckt etwas irritiert, wendet seinen Kopf hin und her und tapst unruhig auf dem Tisch. „Steh“, flüstert ihm die 18-Jährige ins Ohr und verliert sonst kein Wort. Hochkonzentriert bringt sie nun mit der Schere das übrige Fell auf Adjagos Kopf in Form. „Das ist ein besonderer Moment für uns, weil so kurz hatte er das Fell an den Ohren noch nie“, erzählt Mutter Silke, die am Rand zuschaut. Mutter und Tochter sind aus Nürnberg angereist, um beim Wettkampf der Hundefriseure im ostthüringischen Stadtroda ihr Können unter Beweis zu stellen.

Unter den kritischen Augen einer internationalen Jury verpassen rund 60 Teilnehmer des zweitägigen Wettbewerbs mit Schere, Kamm, Bürste und Trimmer ihrem Vierbeiner ein schneidiges Aussehen. Zunächst sind 21 von ihnen im Ring, darunter nur ein Mann. Strähne um Strähne wird in die rechte Form gebracht. Die Vierbeiner, von klein auf daran gewöhnt, lassen das Prozedere mit stoischer Ruhe über sich ergehen – kein Bellen, Knurren oder Winseln ist zu hören.

In Deutschland gibt es zwischen 2000 und 4000 Hundefriseure – der Beruf ist nicht geschützt. „Die Arbeit im Salon ist eine andere als bei solchen Wettkämpfen“, erklärt Angelika Siebert, Vorsitzende des Bundesverbandes der Groomer – wie Hundefriseure auf Englisch heißen. „Im Alltag ist der Kunde König“, ergänzt Holger Helmrich von der Deutschen Groomer Vereinigung, die den Wettkampf ausrichtet. Bei solchen Wettbewerben geht es darum, dem Vierbeiner ein Aussehen nach internationalem Standard zu verpassen, während im Salon die Kunden eigene Vorstellungen vom schicken Aussehen ihres Lieblings haben.

„Ich habe etliche Kunden, die wünschen sich für ihren Hund auch mal eine kleine Farbsträhne“, erzählt Siebert. „Bei vielen Kunden darf der Pudel gar nicht wie ein Pudel aussehen.“ Statt rasierter Schnauze bekommt er dann einen Wuschelkopf verpasst. Auch ein Bad mit Rosenextrakten samt Massage bieten manche Salons. Und einige Vierbeiner bekommen gar die Krallen lackiert. „Eine Pfote ist eine Visitenkarte für den Hund, wie die Hand beim Menschen“, erzählt Sieberts Verbandskollegin Claudia Franke, die einen Salon in Düsseldorf betreibt.

Nagellack oder Pompons an den Beinen bleiben Adjago erspart. Seine neue Frisur nennen die Fachleute „Scandinavian Clip“ mit kurzgeschorener Schnauze, Ohren und Schwanz bei sonst noch etwas längerem, aber akkurat den Proportionen angepasstem Fell. Gut zweieinhalb Stunden dauert es, bis alles wie gewünscht in Form gebracht ist. Baden und Föhnen sind dabei noch nicht inbegriffen – das hat Lisa Müller am Morgen noch vor ihrer Fahrt nach Stadtroda erledigt. Die Anstrengung ist nicht spurlos an dem Großpudel vorübergegangen. Er wirkt etwas müde, will sich ab und an setzen.

Für die 18-Jährige, die eine Lehre zur Einzelhandelskauffrau absolviert und sich seit eineinhalb Jahren nebenbei im Salon ihrer Mutter das Handwerk zur Hundefriseurin aneignet, ist es nicht der erste Wettbewerb. Bei der Groomania in Belgien holte sie in der Klasse „Beginner“ den Titel „Best in Show“. In den letzten Minuten kämmt sie nun Adjagos Fell noch einmal auf und verpasst ihm etwas Spray. Nun muss er in den Augen der Juroren bestehen. Müller landet am Ende unter den besten drei ihrer Klasse. „Mir fällt ein Stein vom Herzen“, sagt sie und streichelt Adjago mit beiden Händen liebevoll über den Kopf.