Millionen Fans der US-Kultserie „Breaking Bad“ erwarten es mit Spannung und auch etwas Wehmut: In den kommenden Wochen erfüllt sich das Schicksal des drogenkochenden Chemielehrers Walter White. Das Serienfinale verspricht, Zuschauerrekorde zu brechen.

Miami. „Es ist kompromisslos. Es ist sehr „Breaking Bad“. Wir umarmen und küssen uns, alles ist vergeben und vergessen.“ So beschreibt Hauptdarsteller Bryan Cranston das heiß erwartete, große Serienfinale von „Breaking Bad“. Ob dies wirklich das Ende des drogenkochenden Chemielehrers Walter White ist, darf bezweifelt werden. Mit seinen Übeltaten hat der von Cranston dargestellte White die Zuschauer bisher vier Staffeln lang in Atem gehalten.

Am vergangenen Sonntag lief in den USA die fünfte und letzte Staffel der Erfolgsserie an. Mehr als 5,9 Millionen Amerikaner sahen zu. In den acht Episoden kommt es zum Showdown um Walter White, seine Komplizen und Gegenspieler. Mit dem Finale von „Breaking Bad“ geht - gemeinsam mit dem Tod von „Sopranos“-Star James Gandolfini und dem ebenfalls bevorstehenden Ende der Krimiserie „Dexter“ – eine TV-Ära zu Ende. Mit Tony Soprano, dem sensiblen Mafioso, Dexter Morgan, dem coolen Serienkiller und dem doch irgendwie sympathischen Drogenboss White schufen die Fernsehmacher neue und komplexe Persönlichkeiten: Der Zuschauer fühlt mit dem brutalen Verbrecher.

„Wir sehen diese Person und denken: „Das könnte ich sein, oder mein Nachbar“, sagt Professor Rafael Lima, Experte für Drehbücher und Fernsehserien der Universität Miami. Dies sei das Erfolgsgeheimnis der Kultserie „Breaking Bad“. Hank Stuever, Fernsehkritiker der „Washington Post“, hebt das Drogendrama sogar über die vielgelobte Polizeiserie „The Wire“. „Breaking Bad“ habe das Potenzial zur besten Serie des Jahrzehnts und sei eine der besten Serien überhaupt, meint er. Verantwortlich sind die Mischung aus Humor, Spannung und Gewalt, die Dialoge, die hervorragende Filmtechnik und die Leistung der Schauspieler.

„Die Figuren sind alle gefallene Engel, normale Menschen, die in eine kriminelle Welt geraten sind“, sagt Lima. Dies trifft vor allem auf White zu, den Familienvater und frustrierten Chemielehrer, bei dem zu Serienbeginn Krebs festgestellt wird. Er beginnt, Methamphetamin herzustellen, um die finanzielle Zukunft seiner Familie zu sichern. Hauptdarsteller Cranston, bekannt aus der Sitcom „Malcolm mittendrin“, fand in Walter die Rolle seines Lebens.

White – oder sein Alter Ego, der Drogenbaron Heisenberg – rutscht tiefer ins Drogengeschäft, im Gegensatz zu seinen anfänglichen Skrupeln scheut er nun vor Mord und brutaler Gewalt nicht zurück. Das Publikum gerät in einen moralischen Konflikt. „Es ist unmöglich, mit jemandem zu fühlen, der zu 100 Prozent böse ist. Aber bei diesen Figuren gibt es eine Möglichkeit, wenn auch eine kleine, dass sie wieder zu den Guten werden“, sagt Lima. „Sie sind gut und böse, in einer Person“. Dies sei eine Auflösung der traditionellen Rollen im Film.

Neben all diesen philosophischen Fragen wundern sich Fans natürlich, wie Whites Geschichte endet. Sein Schwager Hank, ein Drogenermittler, fand am Ende der letzten Staffel heraus, dass Walter der mysteriöse Heisenberg ist. Zu Beginn der fünften Staffel kam es zur Konfrontation. Wird Walter zu seinem früheren, langweiligen Leben zurückkehren? Wird er wieder zum ehrlichen Familienvater und lässt die Gewalt hinter sich? Verzeiht seine Frau ihm? Stirbt er an Krebs, oder werden ihm seine kriminellen Machenschaften zum Verhängnis?

Professor Lima hofft auf eine Rückkehr des Guten in Walter White. „Ich würde es gerne sehen, wenn ein gefallener Engel in den Himmel zurückkehren kann“. Die Millionen Fans, die die letzten Wendungen des Konfliktes mitverfolgen, spekulieren über mögliche Schlussszenarien. Die Spannung wird wohl bis zur letzten Kameraeinstellung bleiben.