Eine Lawine verschüttete ihn im Februar 2012, seitdem lag er im Koma: Nun ist Prinz Friso gestorben. Die Niederlande sind erschüttert. Tausende Bürger zeigen ihr Beileid im Internet.

Den Haag. Trauer in den Niederlanden: Prinz Friso ist nach knapp 18 Monaten im Koma mit 44 Jahren gestorben. Der Bruder von König Willem-Alexander (46) war im Februar 2012 von einer Lawine verschüttet worden. Er erlag am Montag den Hirnschädigungen nach dem damaligen Sauerstoffmangel, wie der Palast in Den Haag mitteilte. Der Mittlere der drei Söhne von Beatrix (75) war im Österreich-Urlaub abseits der Piste Ski gefahren, wo es zu dem verheerenden Unfall kam. Der Prinz hinterlässt seine Frau Mabel (45) und zwei Töchter, Luana (8) und Zaria (7).

Erst Anfang Juli war Friso von London nach Huis ten Bosch in Den Haag verlegt worden. In London war er seit dem Skiunglück in einer Spezialklinik behandelt worden. Im November schien sich sein Zustand zu bessern: Er zeigte laut Hof minimale Merkmale von Bewusstsein. Doch im Juli wurde deutlich, dass es keine Hoffnung mehr gab.

Friso wurde bis zuletzt im Wohnpalast seiner Mutter versorgt. Beatrix hatte zum 30. April als Königin abgedankt, seitdem ist Willem-Alexander König. Beatrix' Mann und Frisos Vater, Prinz Claus, einst deutscher Diplomat, starb im Oktober 2002 im Alter von 76.

In der Mitteilung vom Montag hieß es: „Die Königliche Familie dankt allen, die Prinz Friso behandelt und betreut haben, herzlich für die ausgezeichnete und hinwendungsvolle Versorgung des Prinzen.“

König Willem-Alexander und seine Frau, Königin Máxima (42), brachen ihren Urlaub in Griechenland ab, was als Zeichen dafür gedeutet wurde, dass aktive Sterbehilfe keine Rolle bei dem Tod spielte. Auch der dritte Sohn von Beatrix, Prinz Constantijn (43), wurde in Den Haag erwartet.

Der trotz des Komas überraschende Tod des Prinzen – er starb einen Tag nach dem Geburtstag seiner Ehefrau – erschütterte viele Menschen in den Niederlanden. Radio und Fernsehen unterbrachen ihr Programm. Politiker aller Parteien reagierten geschockt und ergriffen. Tausende Bürger zeigten ihr Beileid im Internet. Das Königshaus schaltete am Montagabend eine Kondolenzseite im Internet. Auf der Hompage des Hofes www.koninklijkhuis.nl können Nachrichten für die Witwe, Prinzessin Mabel, und die Familie hinterlassen werden. Eine Auswahl davon werde veröffentlicht, teilte der Hof mit. Auch andere Organisationen bieten die Möglichkeit für Beileidsbekundungen im Internet.

Ministerpräsident Mark Rutte nannte den Tod „unglaublich traurig“. Außenminister Frans Timmermans sprach von einem „tiefschwarzen Tag“. „Wir trauern um einen besonderen Mann.“

Der belgische König Philippe und seine Frau Mathilde sprachen der niederländischen Königsfamilie ihr Mitgefühl aus. Philippe hatte sowohl mit Beatrix als auch mit Willem-Alexander telefoniert. Mathilde hatte mit Máxima Kontakt, teilte ein Sprecher des belgischen Hofes mit.

Vor dem Palast in Den Haag versammelten sich Dutzende Kamerateams und Journalisten aus dem In- und Ausland. Einige Niederländer legten Blumen nieder. „Das ist schlimm für die Familie“, sagte eine Frau. „Doch vielleicht ist es besser so.“

Die Flaggen auf dem Palast, in dem Friso starb, wurden auf halbmast gesenkt. Unklar blieb zunächst, wo der Prinz beigesetzt werden soll. Die Nieuwe Kerk in Delft, in der sich die Grabstätte der Königlichen Familie befindet, wird zurzeit renoviert.

Bis zu dem tragischen Unglück in Lech war Friso Finanzchef der Atomfirma URENCO in London, die in Deutschland die Uran-Anreicherungsanlage in Gronau (Nordrhein-Westfalen) betreibt.

Der scheue Prinz galt als intelligent und sportlich. Die Hochzeit mit Mabel kostete Friso im Jahr 2004 die Thronfolge. Mabel hatte lange vor ihrer Beziehung mit Friso ein Verhältnis mit einem schwerkriminellen Drogenboss, der später von einem Ex-Kumpanen erschossen wurde. Weil sie diese Episode nur zögerlich zugaben, bekamen Friso und Mabel Ärger mit der Regierung, die deshalb nicht das nötige Ja des Parlaments einholte.