Bei der Live-Show von „The Wall“ in Istanbul wurden Bilder der Taksim-Opfer auf die Leinwand projiziert. Erdogan-Gegner verurteilt.

Istanbul. Pink-Floyd-Gründungsmitglied Roger Waters, 69, hat ein Konzert in Istanbul zu einer Solidaritätsbekundung mit den regierungskritischen Demonstranten in der Türkei genutzt. Bei Waters’ „The Wall Live“-Show wurden neben Namen und Fotos von Terror- und Kriegsopfern auch die der fünf Toten der Proteste auf eine symbolische Mauer auf der Bühne projeziert, wie türkische Medien am Montag berichteten.

Waters habe das „den Menschen, die ihr Leben durch Staatsterror verloren haben“ gewidmet. Konzertbesucher hätten „Überall ist Taksim, überall ist Widerstand“ skandiert. Am Taksim-Platz hatten die Proteste Ende Mai begonnen.

Unterdessen sind der frühere Armeechef Ilker Basbug und mehrere andere Angeklagte wegen Vorbereitung eines Staatsstreichs zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Der „Ergenekon“ genannte Geheimbund soll versucht haben, die islamisch-konservative Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan zu stürzen. Viele der 275 Beschuldigten – darunter Militärs, Abgeordnete, Politiker, Journalisten und Akademiker – müssen für Jahrzehnte ins Gefängnis. 21 Angeklagte sprach das Gericht am Montag in Silivri westlich von Istanbul frei. Der Prozess dauerte insgesamt fünf Jahre.

Die Opposition warf der Regierung vor, den „Ergenekon“-Fall zur Abrechnung mit politischen Gegnern zu missbrauchen. Basbug war der ranghöchste Angeklagte aus den Reihen der Militärs. Er war 2010 in den Ruhestand gegangen und Anfang vergangenen Jahres festgenommen worden. Der Ex-Generalstabschef wurde beschuldigt, als Anführer einer Terrororganisation einen Putsch geplant zu haben und für Propaganda gegen die Regierung im Internet verantwortlich zu sein. Er hatte die Vorwürfe als ehrenrührig zurückgewiesen. „Ergenekon“ ist ein Ort aus der türkischen Mythologie.