Im Mainzer Hauptbahnhof herrscht wegen des Ausfalls kranker Mitarbeiter Chaos. In Langenselbold in Osthessen muss ein ICE wegen eines Brandes auf offener Strecke anhalten und evakuiert werden.

Mainz. Ungewöhnlich viele Krankmeldungen in der Urlaubszeit sorgen bei der Deutschen Bahn für ein Fahrplanchaos am Mainzer Hauptbahnhof – und für massiven Ärger bei Fahrgästen. Seit dem vergangenen Freitag und bis zum nächsten Wochenende fahren die Züge nach Angaben der Bahn abends nur eingeschränkt durch den Hauptbahnhof, weil ein Stellwerk nicht besetzt werden kann.

Der Fahrgastverband Pro Bahn wirft der Deutschen Bahn schlechte Personalplanung vor. „Das ist ein Armutszeugnis für einen so großen Konzern“, sagte Verbandssprecher Winfried Karg am Montag.

Die Bahn habe jahrelang an falscher Stelle gespart und müsse mittelfristig mehr Personal einstellen. Die Bahn-Tochter DB Netz fahre dagegen Millionengewinne ein. „Und der Fahrgast ist der Dumme“, sagte Karg. Es sei ein Unding, wenn ein Knotenbahnhof wie Mainz aus Personalgründen vom Verkehr abgekoppelt werden müsse. Bis zum Sonntag halten Fernzüge abends und nachts nicht im ICE-Bahnhof Mainz.

Der Personalmangel und ein Beinahe-Crash von zwei Zügen vor einigen Tagen stünden aber nicht im Zusammenhang. „Das hat mit dieser Angelegenheit nichts zu tun“, sagte eine Bahnsprecherin am Montag in Mainz. „Es handelt sich in Mainz um einen Einzelfall“, sagte sie zum Personalstand. Es sei nicht möglich, die kranken Mitarbeiter kurzfristig durch Kollegen aus anderen Bahnhöfen zu ersetzen. Betroffen sind nach Angaben der Bahn täglich rund 15 Fernzüge.

In einem Brief an Bahnchef Rüdiger Grube beschwerte sich der rheinland-pfälzische Infrastrukturminister Roger Lewentz (SPD). Er sei verärgert darüber, dass die Bahn sich wegen Personalproblemen derzeit nicht imstande sehe, in Mainz einen auftragsgemäßen Fern- und Nahverkehr zu gewährleisten, teilte ein Ministeriumssprecher mit. „Aus unserer Sicht handelt es sich hierbei um das Ergebnis einer verfehlten weil einseitig auf den seinerzeit geplanten Börsengang ausgerichteten Personalpolitik der Deutschen Bahn AG in der Vergangenheit.“

Der Vize-Direktor des Zweckverbands Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd, Gunther Enke, bezeichnete die Planung der Bahn am Hauptbahnhof als „völlig daneben“. Der Verband, der den regionalen Schienenverkehr regelt, wolle die Lage für Fahrgäste so erträglich wie möglich machen. „Mehr als Kosmetikarbeiten können wir aber nicht tun.“

ICE nach Brand auf offener Strecke evakuiert

Chaos in Mainz, Schrecken in Osthessen für mehrere Hundert Passagieren eines ICE bei Langenselbold: An einem Triebkopf brannte es, der Zug auf dem Weg von München nach Berlin musste am Montag auf offener Strecke anhalten. Weil der Strom abgeschaltet wurde, fielen Klimaanlage und Lüftung aus. „Da wird es in einem Zug schnell warm. Die Leute hatten schon Probleme bei der Hitze“, berichtete ein Sprecher der Feuerwehr in Langenselbold. „Wir haben sie mit Getränken versorgt, damit sie nicht kollabieren.“

Die Feuerwehr löschte den Brand. Etwa 45 Minuten nach dem Stopp konnten die Passagiere nach Angaben eines Bahnsprechers in einen anderen ICE umsteigen, der wegen des Zwischenfalls im nahen Gelnhausen anhalten musste und nur zu etwa einem Drittel besetzt war. Der Zug sei zu dem Einsatzort gefahren worden. Die Evakuierung des Unglückszugs sei dann sehr aufwendig gewesen.

„Der Ausstieg war bis zu zwei Meter hoch. Und vom Baby bis zur 80-Jährigen war bei den Passagieren alles dabei“, berichtete der Feuerwehrsprecher. Es seien etwa 650 Menschen an Bord gewesen. Die Bahn selbst sprach von 500 Passagieren.

Die Riesenden wurden mit dem ICE in den Bahnhof nach Hanau gebracht. Von dort aus reisten sie mit einem anderen Schnellzug weiter in Richtung Berlin. Nach Auskunft der Bahn war der Grund für den Defekt am hinteren Triebkopf zunächst unklar. Die nachfolgenden Züge seien über Aschaffenburg umgeleitet worden.