Santiago de Compostela. Bei den Ermittlungen zum schwersten Zugunglück in Spanien seit dem Zweiten Weltkrieg rückt der Lokführer immer mehr in den Mittelpunkt. Francisco José Garzón Amo, 52, wurde festgenommen und am Freitag erstmals zu dem Unglück bei Santiago de Compostela verhört. Bei der Katastrophe waren am Mittwochabend mindestens 78 Menschen ums Leben gekommen und 180 verletzt.

Als mögliche Unglücksursache gilt ein völlig überhöhtes Tempo, mit dem der Zug in eine Kurve vor dem Wallfahrtsort raste und entgleiste. Der Zug soll 190 Stundenkilometer gefahren sein, dabei waren nur 80 Stundenkilometer erlaubt. Francisco José Garzón Amo soll in der Vergangenheit auf Facebook mit seinem hohen Fahrtempo geprahlt haben. Der Eisenbahner habe einmal das Foto eines Zug-Tachometers veröffentlicht, der 200 Stundenkilometer anzeigte, berichteten spanische Zeitungen. Sein Kommentar: „Ich bin am Anschlag, ich kann nicht schneller fahren, sonst kriege ich eine Strafe.“ Zudem soll er einmal auf seiner inzwischen gesperrten Seite geprahlt haben: „Was für ein Spaß das wäre, sich ein Rennen mit der Guardia Civil (Polizei) zu liefern und sie zu überholen, sodass ihr Radar in die Luft gehen würde, haha. Was für eine Riesenstrafe für Renfe (die staatliche Eisenbahngesellschaft).“

Der Spanier ist seit 30 Jahren bei dem Unternehmen angestellt und verfügt über mehr als zehn Jahre Erfahrung als Lokführer.