Die meisten Pilger und Touristen sind inzwischen gerettet. Doch noch immer werden mehrere Tausend Menschen vermisst. Die Regenfälle gelten als die heftigsten der vergangenen 88 Jahre in der Region.

Berlin. Nach den verheerenden Überschwemmungen im Norden Indiens ist die Zahl der Vermissten möglicherweise auf mehrere Tausend gestiegen. „Bis zu 3000 Menschen werden höchstwahrscheinlich vermisst“, sagte Piyush Rautela vom staatlichen Krisenmanagement am Freitag. Die Zahl sei jedoch nicht bestätigt.

Die Regierung des Bundesstaates Uttarakhand hatte zuvor die Zahl mit 350 Vermissten angegeben. Nach offiziellen Angaben sind Mitte des Monats mehr als 840 Menschen, vor allem Pilger und Touristen, bei den Überschwemmungen und Erdrutschen getötet wurden.

Der unerwartet frühe Monsun-Regen hatte im südlichen Himalaya-Gebiet Überschwemmungen und Erdrutsche verursacht. Tausende Menschen, die von den Fluten überrascht wurden, saßen seit Mitte Juni im für seine Hindutempel beliebten Bundesstaat Uttarakhand fest. In den vergangenen elf Tagen brachten Rettungskräfte mehr als 100.000 Pilger, Touristen und Dorfbewohner mit Hubschraubern oder über den Landweg in Sicherheit. Etwas mehr als 1000 warteten nach Behördenangaben am Freitag noch auf ihre Rettung.

Weitere Leichen seien noch unter Schlamm und Geröll begraben, sagte der indische Innenminister Sushil Kumar Shinde am Freitag. „Unsere oberste Priorität war, die Überlebenden zu retten. Jetzt werden wir versuchen zu ermitteln, wie viele Leichen noch verschüttet sind“, sagte der Minister. In einigen Regionen herrscht wegen der ungeborgenen Toten mittlerweile Angst vor der Ausbreitung von Krankheiten. Auch deshalb hatten die Behörden seit Freitag mit Massen-Einäscherungen begonnen.

Die Regenfälle der diesjährigen Monsun-Saison gelten schon jetzt als die heftigsten der vergangenen 88 Jahre in der Region. Ersten Schätzungen zufolge soll die Schadenshöhe zerstörter Straßen, Häuser und Brücken bei 30 Milliarden Rupien (rund 380 Millionen Euro) liegen. Die Behörden rechnen mit Monaten, die gebraucht werden, um die Infrastruktur der Region wiederaufzubauen.