Die Rekordhitze wurde in weiten Teilen Deutschlands durch heftige Unwetter beendet. Bei Unfällen wurden mehrere Menschen verletzt, in Berlin entgleiste eine S-Bahn. Die ganze Schadensbilanz lesen Sie hier.

Hamburg. Nach der Sahara-Hitze mit Rekordwerten bis zu 38 Grad ist Deutschland merklich abgekühlt. Doch der Temperatursturz hat vielerorts unangenehme Begleiterscheinungen. Denn Tief „Manni“ brachte in der Nacht zu Freitag Blitz, Donner, Stürme und Hagelschauer über die Republik. Das Unwetter richtete zum Teil große Schäden an, mehrere Menschen wurden verletzt.

Quer durch Deutschland berichteten die Einsatzkräfte von vollgelaufenen Kellern, überschwemmten Straßen und Blitzeinschlägen. Viele Straßen waren zeitweise blockiert oder gesperrt. Umstürzende Bäume und herumfliegende Äste verletzten mehrere Menschen, manche von ihnen schwer. Auch im Bahnverkehr gab es wegen beschädigter Oberleitungen und blockierter Gleise Störungen. In der Nacht beruhigte sich die Wetterlage. Vorläufige Bilanzen aus einzelnen Regionen verwiesen auf große Schäden.

Schuld an den Unwettern war eine Kaltfront, die über Deutschland zog und auf schwül-heiße Luftmassen traf. Das führte zu heftigen Gewittern samt Starkregen, Hagel und Sturmböen. Am Freitag dürfen die Deutschen mit Blick aufs Wetter aber erst einmal aufatmen. Am Freitag werde es im Westen deutlich kühler, nur östlich der Elbe seien noch mit Temperaturen über 25 Grad zu rechnen, teilte der Deutsche Wetterdienst in der Nacht zum Freitag mit. Unwetterwarnungen gab es am Morgen keine mehr. Allerdings sei im Nordwesten weiterhin mit einzelnen Gewittern zu rechnen, die aber nicht mehr so intensiv sind. Insgesamt hat sich die Wetterlage bereits geändert.

Der Liveticker informiert Sie über die Konsequenzen der Unwetter-Nacht und hält Sie über die weiteren Wetterentwicklungen auf dem Laufenden:

+++ Feuerwehr-Camp mit 560 Leuten evakuiert +++

Wegen des heftigen Unwetters in der Nacht ist ein Ausbildungslager der Jugendfeuerwehr in Paaren im Glien (Havelland) mit 560 Teilnehmern evakuiert worden. Die 380 Kinder und Jugendliche sowie ihre 180 Betreuer übernachteten auf Not- und Campingbetten in einer benachbarten Mehrzweckhalle auf dem Gelände des MAFZ-Erlebnisparks, sagte der Organisator und Geschäftsführer des Kreisfeuerwehrverbands Havelland, Michael Schmidt. Das Wasser habe knöchelhoch in den Zelten gestanden. Am nächsten Tag konnte die Ausbildung fortgesetzt werden.

+++ Schlossgärten in Nordbaden gesperrt +++

Der Schlosspark von Schwetzingen bleibt nach dem schweren Unwetter noch bis Sonnabendmittag (12 Uhr) komplett geschlossen. Damit solle eine Gefährdung von Besuchern vermieden werden, teilten die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg am Freitag mit. In der historischen Gartenanlage seien Äste gebrochen, Bäume entwurzelt, schwere Kübelpflanzen vom Sturm durcheinandergeworfen worden und Fensterscheiben zu Bruch gegangen.

Der Schlossgarten von Favorite bei Rastatt sei teilweise gesperrt, aber insgesamt zugänglich, hieß es weiter. Die Gärten von Weikersheim, Bruchsal und der Residenz in Rastatt sowie am Schloss Heidelberg seien normal zugänglich und geöffnet.

Schwetzingen sei am stärksten betroffen, aber auch andere Monumente seien durch die Sturmnacht in Mitleidenschaft gezogen, heißt es in der Mitteilung weiter. Das Ausmaß des Schadens werde erst noch erfasst. Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg betreuen 60 historische Anlagen im Land.

+++ ADAC-Tipps bei Unwetterschäden +++

Bei Unwetter-Schäden am Auto sind die Besitzer laut ADAC mit einer Teilkaskoversicherung auf der sicheren Seite. Denn diese greife auch bei Sturmschäden durch ausgerissene Äste oder herabgefallene Dachziegel. Allerdings habe die Teilkaskoversicherung auch bei Unwettern ihre Grenzen.

Schäden nach einem Unwetter sollten Autofahrer in jedem Fall umgehend bei ihrem Versicherungsunternehmen melden. In der Regel findet bei der Teilkasko keine Rückstufung statt. Geschädigten gibt der ADAC einen Tipp: „Auf keinen Fall ohne Absprache mit dem Versicherer einen Gutachter bestellen oder den Schaden reparieren lassen. Der Versicherte könnte in diesem Fall auf den Kosten sitzenbleiben, weil der Versicherer das Weisungsrecht hat.“

+++ Unwetterschäden auch in Tschechien +++

Auch im Nachbarland Tschechien haben Hitzegewitter und Sturm vor allem im Westen des Landes Schäden angerichtet. Bäume fielen um und blockierten Straßen. Auch bei der Bahn kam es zu Zwischenfällen. In der Region Karlovy Vary (Karlsbad) fuhr die Feuerwehr zu mehr als 75 Einsätzen. Zahlreiche Keller mussten ausgepumpt werden. In Stebnice bei Cheb (Eger) evakuierten die Einsatzkräfte ein Ferienlager mit mehr als 20 Kindern, weil ein Bach dramatisch anstieg. Bei Prag setzte ein Blitz ein Familienhaus in Flammen. Die Hausbewohner konnten sich ins Freie retten.

+++ Hurricane-Gelände gleicht Matschlandschaft +++

Stattfinden soll dagegen wie geplant das Hurricane-Festival im niedersächsischen Scheeßel - obwohl Unwetter und Starkregen das Gelände in eine Matsch- und Schlammwüste verwandelt haben. Campingplätze sind aufgeweicht, Parkplätze teilweise unpassierbar. „Das ist hier ein bisschen wie Wattwandern“, sagte Polizeisprecher Heiner van der Werp am Freitag. Rund 50.000 Besucher des bis Sonntag dauernden Festivals seien bereits in der Kleinstadt im Kreis Rotenburg angereist, mehr als 70.000 werden erwartet. „Wir müssen mal sehen, wie wir das hinkriegen. Ich würde nicht mehr mit dem Auto hier eintrudeln“, meinte van der Werp.

+++ In Leipzig fällt Pferderennen aus +++

Wegen einer überfluteten Rennbahn fällt der für diesen Freitag geplante Renntag im Leipziger Scheibenholz aus. Während des Unwetters am Donnerstagabend war so viel Regen gefallen, dass das Geläuf und die Wiesen im Innenbereich der Bahn komplett unter Wasser stehen. Das teilte der Leipziger Reit- und Rennverein Scheibenholz e.V. am Freitag mit. „Die Regenmenge war so gewaltig, dass ein Start der Rennen aus Sicherheitsgründen für Jockeys und Pferde auf keinen Fall zu verantworten ist. Da auch die Wiesen im Innenraum überschwemmt sind, ist die Bahn für die Besucher nicht nutzbar“, sagte Vereinspräsident Jürgen Funke.

In Leipzig hatte am Donnerstagabend der Starkregen Straßen unter Wasser und zeitweise den Straßenbahnverkehr lahmgelegt. Im Scheibenholz sollten in sieben Rennen ursprünglich 73 Pferde an den Start gehen. Bereits erworbene Tickets werden zurückerstattet. Der nächste Renntag ist für den 25. August geplant.

+++ Wohnhaus nach Blitzeinschlag gesperrt +++

Nach einem Blitzeinschlag ist in Eisleben (Kreis Mansfeld-Südharz) in der Nacht zu Freitag die Giebelwand eines Mehrfamilienhauses eingestürzt. Eine vierköpfige Familie mit zwei sechs Monate alten Säuglingen und ein 61 Jahre alter Mann konnten unverletzt aus dem Haus im Ortsteil Kleinosterhausen gerettet werden, wie ein Polizeisprecher in Halle sagte. Sie kamen bei Bekannten unter. Das Wohnhaus wurde vorerst komplett gesperrt. Statiker sollen seine Standfestigkeit prüfen. Die Höhe des Sachschadens war zunächst nicht bekannt.

+++ Bahnstrecke Ulm-Augsburg gesperrt +++

Im bayerischen Bahnverkehr gab es auch am Freitag noch erhebliche Behinderungen infolge der Unwetterschäden. Nach Angaben der Deutschen Bahn ist die Fernstrecke Ulm-Augsburg voraussichtlich noch den ganzen Freitag über gesperrt, die Züge müssen deshalb umgeleitet werden.

+++ Auto rast in Gegenverkehr +++

Weil ein Auto bei Starkregen in den Gegenverkehr geraten ist, sind in Erfurt zwei Autofahrer schwer verletzt worden. Ein 36 Jahre alter Mann sei am Donnerstagabend bergauf auf dem Zubringer zur Autobahn 4 unterwegs gewesen, sagte ein Polizeisprecher am Freitag. Wegen abfließenden Regenwassers habe der 36-Jährige die Kontrolle über seinen Wagen verloren und sei im Gegenverkehr mit dem Auto eines 53-Jährigen zusammengestoßen. Beide Männer kamen in ein Krankenhaus. Den Sachschaden schätzt die Polizei auf 20.000 Euro.

+++ Bahnstörungen in NRW +++

Nach den Unwettern vom Donnerstag gibt es in Nordrhein-Westfalen weiter Störungen im Bahnverkehr. Mehrere vom Starkregen überspülte Strecken seien gesperrt, teilte die Deutsche Bahn am Freitag mit. Bei Rheine wurden auch Oberleitungen beschädigt. Davon seien Verbindungen Richtung Münster bis in den Vormittag hinein betroffen. Die S-Bahn zwischen Dortmund nach Solingen verkehrte unregelmäßig. Auf der Strecke von Köln nach Koblenz standen Gleise vom Regen unter Wasser. Auch bei Gummersbach hatten die Unwetter Schäden auf den Bahnstrecken angerichtet. Vielerorts mussten die Reisenden am Freitag Verspätungen in Kauf nehmen.

+++ So war es in Baden-Württemberg +++

Im Landkreis Karlsruhe gingen am Donnerstag zwischen 21 und 23 Uhr bei Polizei und Feuerwehr über 1000 Notrufe ein. Der Schaden könne in die Millionen gehen, sagte ein Polizeisprecher. Am Freitagmorgen entwurzelte das Unwetter einen Baum im Stadtteil Mühlburg und krachte auf fünf Autos, die an der Straße geparkt waren. Bereits am Donnerstag war ein 40 Meter hoher Baum eingeknickt und hatte sechs Autos unter sich begraben. Der Sturm wehte Gasflaschen über eine Straße, die von der Feuerwehr aber gesichert werden konnten. Selbst Baukräne hielten den Böen nicht stand. Im Nordwesten der Stadt stürzte ein Baukran auf einen unbewohnten Neubau. Das schwere Gerät richtete Schaden von mehreren Hunderttausend Euro an dem Gebäude an. Durch einen herabstürzenden Ast wurden zwei Menschen im Auto eingeklemmt und mussten von der Feuerwehr befreit werden. Sie zogen sich leichte Verletzungen zu.

Der Karlsruher Verkehrsverbund stellte gegen 22 Uhr den gesamten Straßenbahnverkehr in der Innenstadt ein. Äste und zum Teil ganze Bäume seien auf die Oberleitungen gekracht, sagte ein Sprecher der Behörde. Schwere Schäden an den Leitungen oder Gleisen seien jedoch nicht zu verzeichnen. Um 3 Uhr wurden die Gleise wieder freigegeben. Landesweit lief der Regionalverkehr im Südwesten nach Angaben eines Bahnsprechers am Freitag ohne größere Beeinträchtigungen.

Auch die Polizei in Freiburg, Heidelberg und Baden-Baden berichtete von umgeknickten Bäumen, vollgelaufenen Kellern und umgefallenen Bauzäunen. In Plankstadt (Rhein-Neckar-Kreis) hob der Wind ein Kindertrampolin über eine Mauer. Es fiel auf ein fahrendes Auto, verletzt wurde dabei niemand. Das Auto eines 65-Jährigen in Freiburg wurde während der Fahrt von einem großen Ast getroffen. Der Mann kam mit dem Schrecken davon.

Die baden-württembergische Landeshauptstadt Stuttgart blieb weitgehend verschont. Zehnmal musste die Feuerwehr ausrücken, etwa um entwurzelte Bäume zu zersägen. Auf der B 10 in Stuttgart-Wangen stand das Wasser zwischenzeitlich zehn Zentimeter hoch. Die Straße war kurzzeitig gesperrt.

Die Menschen in Baden-Württemberg können mit Linderung rechnen: Für das Wochenende erwarten die Meteorologen wechselhaftes Wetter im Südwesten, sagte ein Sprecher des Deutschen Wetterdiensts. Die Kaltfront sei in den Norden gezogen. Am Sonnabend soll es bei 22 bis 24 Grad deutlich weniger regnen. Auch am Sonntag versprechen die Experten weitgehend trockenes Wetter bei über 20 Grad.

+++ So war es in Bayern +++

In Bayern wurden mehrere Menschen verletzt. Polizei und Feuerwehr berichteten von überfluteten Straßen, vollgelaufenen Kellern und umgestürzten Bäumen. Allein im Landkreis Augsburg gingen im Lauf des Abends rund 2600 Notrufe ein. Im Bahnverkehr kam es wegen umgestürzter Bäume und Schäden an den Oberleitungen zu Sperrungen auf den Strecken zwischen Augsburg und Ulm sowie zwischen Regensburg und Ingolstadt. Im unterfränkischen Miltenberg stürzte auf einem Campingplatz ein Baum auf ein Zelt – ein Mann wurde dabei schwer verletzt.

Im niederbayerischen Kollnburg (Kreis Regen) erlitt ein Quadfahrer schwere Kopfverletzungen, vermutlich traf ihn ein herumfliegender Ast. Ein weiterer Quadfahrer wurde bei Aldersbach (Landkreis Passau) leicht verletzt, als ein Ast gegen sein Fahrzeug flog.

In Atting (Kreis Straubing-Bogen) gab es einem kleinen Erdrutsch, der eine Straße komplett blockierte. Bei Abensberg (Landkreis Kelheim) und in Hagelstadt (Kreis Regensburg) fuhren Züge gegen umgestürzte Bäume – verletzt wurde dabei niemand.

Die Feuerwehr in der Oberpfalz berichtete von zahlreichen Blitzen, die in Dächer einschlugen. In Weiden klaffte nach einem Blitzeinschlag im Dach eines Wohnhauses ein eineinhalb Meter großes Loch, in einem anderen Haus sprengte der Blitz den Kamin. Die Bundesstraße 8 auf Höhe Pfatter (Kreis Regensburg) war wegen umgestürzter Bäume für etwa eine Stunden komplett gesperrt. In Grafenwöhr erlitt ein Hausbewohner eine Rauchvergiftung – ein Blitzschlag hatte die Verkabelung des Hauses beschädigt. In Pressath (Neustadt an der Waldnaab) wurde ein Bewohner durch einen Stromschlag nach einem Blitzeinschlag in sein Haus leicht verletzt.

In Roding (Kreis Cham) setzte ein Blitz das Dach eines Kuhstalls in Brand. Die Kühe waren im unteren, gemauerten Teil des Stalls und blieben unverletzt. In Chamerau wurde ein Mann leicht verletzt, als der Blitz ins Nachbarhaus einschlug. Er hatte sich in seinem Garten aufgehalten. Im Landkreis Amberg-Sulzbach hagelte es so stark, dass Dachfenster zu Bruch gingen.

In Augsburg waren nach Polizeiangaben mehrere Stadtteile zeitweise ohne Strom, weil Bäume auf Leitungen gefallen waren. 700 Helfer waren im Einsatz, um die Schäden zu beseitigen. In Neusäß wurde das Metalldach einer Schreinerei abgerissen und gegen ein Wohnhaus geschleudert. Das Haus wurde nach Angaben einer Sprecherin des Landratsamtes Augsburg schwer beschädigt und ist einsturzgefährdet.

In Oberfranken waren vor allem die Landkreise Bayreuth, Kronach und Coburg von vollgelaufenen Kellern, umgestürzten Bäumen und herausgespülten Gullydeckeln betroffen.

+++ So war es Berlin +++

Eine entgleiste S-Bahn, brennende Häuser nach Blitzeinschlägen und viel Arbeit für die Rettungskräfte: Das schwere Unwetter am Donnerstagabend hat in Berlin den Ausnahmezustand ausgelöst. Verletzt wurde aber niemand, wie ein Sprecher der Feuerwehr am Freitagmorgen sagte. Zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) war am Freitag der Zugverkehr beeinträchtigt. Etwa 1000 Feuerwehrleute waren in Berlin im Dauereinsatz.

In Zehlendorf rammte eine aus Potsdam kommende S-Bahn einen umgestürzten Baum und entgleiste. Die rund 250 Fahrgäste kamen mit dem Schrecken davon. „Auf dem Bahnsteig erlitt dann eine Frau einen Schwächeanfall. Das war wohl die Aufregung“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr.

Die S-Bahn mit sechs Waggons sprang nach Angaben einer Bahn-Sprecherin von den Schienen. Feuerwehrleute zerrten den Baum von den Schienen. Auch auf anderen Bahnstrecken blockierten umgestürzte Bäume die Gleise. Betroffen waren die Linien S3, S8, S9, S46, S46 und S47, sagte ein Bahnsprecher. Die Störungen hätten sich aber bereits in der Nacht zum Freitag wieder erledigt.

In Karow ging das Dach eines Hauses in Flammen auf. Vermutlich sei dort ein Blitz eingeschlagen, sagte der Sprecher weiter. Daneben gab es etwa 270 kleinere Einsätze: Die Feuerwehr musste vollgelaufene Keller auspumpen und umgestürzte Bäume wegschaffen.

Sturmböen und Starkregen hielten in der Nacht zum Freitag auch die Rettungskräfte in Brandenburg in Atem. Besonders betroffen war der Landkreis Ostprignitz-Ruppin, wie die Polizei in Potsdam am Morgen mitteilte. In Walsleben sei ein Blitz in ein Haus mit Reetdach eingeschlagen. Das Gebäude ging sofort in Flammen auf. Verletzt wurde niemand.

„In Papenbruch fiel wegen des Unwetters der Strom aus“, sagte ein Polizeisprecher. In Wittstock brannte eine Scheune nieder. Auch hier sei zuvor ein Blitz eingeschlagen, hieß es. In Oranienburg (Oberhavel) wurden mehrere Autos durch herabfallende Äste beschädigt. Außerdem mussten vollgelaufene Keller ausgepumpt werden.

Nahe des Bahnhofs Hangelsberg (Oder-Spree) wurde eine Oberleitung durch umgestürzte Bäume und herabfallende Äste beschädigt, wie die Deutsche Bahn mitteilte. Deshalb war der Zugverkehr zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) am Freitagmorgen beeinträchtigt. Der Fernverkehr auf der Strecke wurde über Cottbus umgeleitet. Die Höhe des Schadens stand am Freitagmorgen noch nicht fest.

+++ So war es in Brandenburg +++

In Brandenburg war besonders der Landkreis Ostprignitz-Ruppin betroffen, wie die Polizei in Potsdam am Morgen mitteilte. In Walsleben sei ein Blitz in ein Haus mit Reetdach eingeschlagen. Das Gebäude ging sofort in Flammen auf. Verletzt wurde niemand. „In Papenbruch fiel wegen des Unwetters der Strom aus“, sagte ein Polizeisprecher. In Wittstock brannte eine Scheune nieder. Auch hier sei zuvor ein Blitz eingeschlagen, hieß es. In Oranienburg (Oberhavel) wurden mehrere Autos durch herabfallende Äste beschädigt. Vollgelaufene Keller mussten ausgepumpt werden.

+++ So war es in Bremen und Niedersachsen +++

Sturzflutartige Regenfälle haben die Feuerwehren und andere Rettungskräfte in großen Teilen Niedersachsens und Bremens in der Nacht zu Freitag auf Trab gehalten. Vielerorts liefen Keller voll, Straßen wurden überflutet und Bäume knickten um. Im emsländischen Dörpen musste sogar ein Supermarkt evakuiert werden, weil unter den Wassermassen zeitweilig das Dach einzustürzen drohte, sagte ein Sprecher der Einsatzleitstelle im Meppener Kreishaus. Zum Glück blieb es überall bei Sachschäden.

Zwischenzeitlich konnte die Notaufnahme des Klinikums Emsland nicht mehr angefahren werden. In Esens (Kreis Wittmund) brannte ein Wohnhaus nach einem Blitzeinschlag. Auch im Kreis Rotenburg wurde ein Haus durch einen Blitz vollständig zerstört. Die Bewohner, eine Familie mit zwei kleinen Kindern, blieben nach Polizeiangaben unverletzt.

In Bremen gingen bei der Feuerwehr innerhalb kürzester Zeit 100 Notrufe ein. Zwölf Freiwillige Feuerwehren wurden zur Unwetter-Unterstützung angefordert.

In Bremen und Norddeutschland sei bei der Unwetterserie in 36 Stunden mehr Regen gefallen als sonst in einem Monat, teilte das Bremer Abwasserunternehmen Hansewasser mit. Teilweise seien deutlich mehr als 70 Liter pro Quadratmeter Regen gemessen worden. Zur Entlastung des Kanalnetzes wurden 400 Millionen Liter in bremische Gewässer eingeleitet und 270 Millionen Liter in Speicherbecken zurückgehalten.

+++ So war es in Hessen +++

Ein Unwetter hat die Feuerwehr in weiten Teilen Hessens am Donnerstagabend stundenlang in Atem gehalten. Vor allem in Südhessen entlud sich ein heftiges Gewitter mit Blitz und Donner. Ein Autofahrer wurde schwer verletzt, als ein Baum zwischen Groß-Zimmern und Spachbrücken auf seinen fahrenden Wagen stürzte, teilte die Polizei mit. Ein Mädchen stieß mit ihrem Fahrrad gegen ein Auto, weil es in Trebur – so vermutet die Polizei – vor dem Regen flüchten wollte und nicht auf den Verkehr achtete. „Die angekündigte Sturmfront hat uns voll erwischt“, sagte ein Sprecher in der Nacht zum Freitag.

Dutzende Bäume knickten ab und blockierten Straßen, mehrere Keller wurden überflutet. Während das Unwetter in den Landkreisen Bergstraße, Odenwald, Darmstadt-Dieburg und der Stadt Darmstadt niederging, wurde der Kreis Groß-Gerau lediglich gestreift. Glück gehabt: „Bisher wurden nur wenige, kleine Gebäudeschäden gemeldet“, teilte die Polizei mit. Am frühen Freitagmorgen waren nach Polizeiangaben nur noch kleinere Straßen betroffen.

Durch starken Wind und schweren Regen wurden zudem sechs Menschen leicht verletzt. In Lindenfels und Reichelsheim fielen Bäume auf Autos, insgesamt drei Menschen verletzten sich, darunter ein Feuerwehrmann. In Fürth-Kröckelbach wurde ein Fußgänger von einem Baum gestreift und ebenfalls leicht verletzt. In ihrem Auto wurde auch eine schwangere Frau am Weiterfahren gehindert. Zur Vorsorge kam sie zunächst in ein Krankenhaus. In Lindenfels evakuierte die Feuerwehr ein Jugendlager, 27 Menschen wurden in einem Freizeithaus untergebracht.

Und auch die Polizei blieb vom Unwetter nicht verschont: Bei den Polizeistationen Bensheim und Heppenheim kam es nach Blitzeinschlägen zeitweilig zu technischen Störungen, hieß es. In Ober-Ramstadt drang Wasser über den Kanal in die Kellerräume der Polizei ein, die Freiwillige Feuerwehr musste zum Auspumpen anrücken.

„Die Höhe der Schäden kann zur Zeit nicht abgeschätzt werden“, sagte ein Polizeisprecher am Freitagmorgen. „Sie werden sich erst mit Tageseinbruch im vollem Maße offenbaren.“

Von der plötzlichen Abkühlung nach tagelanger tropischer Hitze wurde Hessen keineswegs überrascht: Die Meteorologen hatten Hagel, Sturm und Regen vorausgesagt und sogar vor „Tornadogefahr“ gewarnt. Trotz des kalendarischen Sommerbeginns am (heutigen) Freitag war es das auch erst mal mit der Hitze: Denn auch am Wochenende geht es nicht über 23 Grad hinaus – bei „moderaten“ Temperaturen ist Durchatmen angesagt.

+++ So war es in Nordrhein-Westfalen +++

Nach den heftigen Unwettern vom Donnerstag hat sich die Lage in der Nacht in Nordrhein-Westfalen wieder weitgehend beruhigt. Nur in Ostwestfalen gab es noch viel Regen. Laut Deutschem Wetterdienst fielen in Gütersloh und Paderborn mehr als 40 Liter pro Quadratmeter. In Bielefeld liefen durch die Wassermassen vier Unterführungen unter dem Ostwestfalendamm voll. Der Bahnverkehrs war am Freitagmorgen noch auf einigen Strecken gestört.

In Bielefeld fuhren sich sieben Autos in den Wassermassen fest, wie ein Polizeisprecher sagte. Einer Autofahrerin flüchtete auf das Dach ihres Wagens. Von dort rettete sie die Feuerwehr mit einem Schlauchboot. Die Frau blieb unverletzt. Eine der Unterführungen war auch am Freitagmorgen noch gesperrt.

In Bochum zählte die Feuerwehr bis in die Nacht mehr als 400 Einsätze, einige davon waren dramatisch. So retten die Helfer nach eigenen Angaben eine Rollstuhlfahrerin aus ihrer überfluteten Wohnung und brachten sie mit Verdacht auf Unterkühlung in ein Krankenhaus. Das Technische Hilfswerk (THW) setzte Hochleistungspumpen ein, um gegen die Wassermassen in Gebäuden vorzugehen.

Überall im Land waren die Feuerwehren in der Nacht noch damit beschäftigt, die Schäden der Unwetter vom Tag zuvor zu beseitigen, Keller leerzupumpen und umgestürzte Bäume fortzuräumen. Mehrere Bahnstrecken hatte der Starkregen überspült. Der Verkehr war dadurch gestört, teilte die Deutsche Bahn am Freitag mit. Bei Königswinter standen Gleise unter Wasser. Bei Rheine waren auch Oberleitungen beschädigt worden.

Am Donnerstag hatten Gewitter und Sturmböen über NRW gewütet und Chaos hinterlassen. In Dülmen im Münsterland war ein 80 Jahre alter Mann in seinem überfluteten Keller ums Leben gekommen. Die Feuerwehren waren hundertfach im Einsatz. In Köln befreiten Rettungskräfte einen Mann aus einer vollgelaufenen Tiefgarage.

Insgesamt hatte sich die Wetterlage bis Freitag wieder normalisiert. „Die erwarteten Orkanböen blieben aus“, sagte Meteorologin Cornelia Urban vom Deutschen Wetterdienst der dpa. Nur in der Eifel wurde in der Nacht eine Böe mit rund 100 Stundenkilometern gemessen. Auch im Sauerland pfiff der Wind teils heftig. „Die Kaltfront ist inzwischen nach Nordosten abgezogen. Es bleibt aber unbeständig“, kündigte Urban an.

+++ So war es in Sachsen +++

Nach dem kräftigen Unwetter mit Hagelschauern und starkem Regen am Donnerstagabend sind in Sachsen mehrere Bundesstraßen gesperrt worden. In Ostsachsen betraf es die B97 und B96 – wegen umgestürzter Bäume und angespülten Schlamms, wie die Görlitzer Polizei am Freitag mitteilte. In Pirna war wegen einer Schlammlawine die B172 nicht mehr befahrbar. In Leipzig setzte der Starkregen Straßen unter Wasser und legte zeitweise den Straßenbahnverkehr lahm. In Hoyerswerda und Zittau blieben Autofahrer auf den überfluteten Straßen stecken und mussten zu Fuß weiter gehen.

+++ So war es in Sachsen-Anhalt +++

In Teilen von Sachsen-Anhalt kam es zu Stromausfällen und blockierten Straßen. Im Saalekreis stürzten in Leuna und Beuna mehrere Strommasten um, wie ein Polizeisprecher am Freitag in Halle sagte. Ein umgestürzter Baum blockierte kurzzeitig die Bundesstraße 91 bei Merseburg. Zahlreiche Keller liefen voll. Auch in mehreren Stadtteilen von Dessau-Roßlau fiel am Donnerstagabend für kurze Zeit der Strom aus. Verletzt wurde nach Polizeiangaben niemand.

Laut DWD fiel bei den Unwettern binnen weniger Stunden der meiste Regen mit 61 Litern pro Quadratmeter im Jerichower Land bei Burg. Auch in Zerbst und in Köthen prasselte mit 49 beziehungsweise 46 Litern jede Menge Regen je Quadratmeter herunter.

+++ So war es in Thüringen +++

In Thüringen haben die Unwetter einen Erdrutsch ausgelöst und zu Behinderungen im Straßenverkehr geführt. Zahlreiche Straßen wurden überschwemmt oder von Schlamm- und Gerölllawinen blockiert. Besonders heftig wütete das Unwetter im Kreis Weimarer Land. Ein Erdrutsch blockiert seit Donnerstagabend die B85 bei Weimar-Legefeld. Auch die Ortsverbindung zwischen Tonndorf und Tiefengruben war wegen Überflutung nicht passierbar.

Laut DWD fielen in Weimar binnen weniger Stunden 30 Liter Regen pro Quadratmeter. Mehr meldete nur der Ort Ponitz im Altenburger Land mit 42 Litern je Quadratmeter und Harth-Pöllnitz (Kreis Greiz) mit 41 Litern, wie ein Wetterdienst-Meteorologe am Freitag in Leizig sagte.

Ein Blitzeinschlag hat in Roßleben (Kyffhäuserkreis) den Dachstuhl eines Mehrfamilienhauses in Brand gesetzt und 50.000 Euro Schaden verursacht. Die 22 Bewohner des Hauses konnten unverletzt in Sicherheit gebracht werden, wie ein Polizeisprecher in Nordhausen sagte.

In Ostthüringen liefen zahlreiche Keller voll, einige Straßen standen unter Wasser. In Triebes (Kreis Greiz) stand das Regenwasser am Abend bis zu 30 Zentimeter hoch. Am Morgen war es laut Polizei in Gera aber bereits abgeflossen. Im Saale-Orla-Kreis blockierte eine Geröll- und Schlammlawine am Donnerstagbend für einige Stunden die Ortsdurchfahrt von Saalburg. Zudem nahmen im Saale-Orla-Kreis zwei Kuhherden in Panik Reißaus, konnten von ihren Besitzern jedoch unverletzt wieder eingefangen werden.