Der 59-jährige Motorradfahrer stürzte in Niederbayern an einer Stelle, die sich einen halben Meter aufgewölbt hatte. Bundesweit sind inzwischen schon sieben Autobahnen durch die extreme Hitze beschädigt.

Abensberg. Die extremen Hitzewerte lassen bundesweit immer mehr Straßenbeläge aufplatzen. Am Donnerstag wurde in Sachsen-Anhalt eine weitere beschädigte Autobahn gemeldet.

Der Riss auf der A 9 nahe Droyßig (Burgenlandkreis) sei zwischen zwei Platten entstanden, sagte ein Sprecher des Verkehrsministeriums in Magdeburg. Ein Auto sei beim Überfahren der Stelle beschädigt worden, sagte ein Sprecher der Autobahnpolizei in Weißenfels. Verletzt wurde niemand. Bauarbeiter hätten den Bruch am Vormittag repariert. Von den übrigen Straßen des Landes seien keine ähnlichen Vorfälle bekannt.

Auch auf Autobahnen in Bayern und Baden-Württemberg sprengte die Gluthitze bereits die Fahrbahnen auf, etwa ein Stück der A 8 bei Remchingen nahe Karlsruhe oder auch die A 7 in Baden-Württemberg.

Auf der A 93 bei Abensberg (Niederbayern) wurde eine aufgesprengte Fahrbahn für einen Motorradfahrer zum tödlichen Verhängnis. Nach Angaben der Polizei war der 59-Jährige in Richtung Regensburg über eine halbmeterhohe Aufwölbung gefahren. Der Mann geriert mit seiner Harley Davidson ins Schleudern, prallte gegen die Leitplanke und erlitt so schwere Brustverletzungen, dass er noch am Unfallort starb. Zuvor waren vier Autos über das Hindernis gefahren, das wie eine Sprungschanze wirkte. Vier Menschen wurden leicht verletzt, die Wagen beschädigt. Der Schaden wird auf über 250.000 Euro geschätzt.

Auch auf den Autobahnen A 3, A 7, A 92 und A 94 wölbte sich die Fahrbahn vor Hitze. Experten sprechen von „Blow-Ups“. Betroffen seien vor allem Abschnitte mit Betonplatten, sagte der Sprecher der Autobahndirektion Südbayern, Josef Seebacher. „Dass das heute so schnell an so vielen Stellen auftritt, ist außergewöhnlich. Alle Verkehrsteilnehmer werden dringend aufgefordert, auf allen Betonstrecken äußerst vorsichtig zu fahren.“

Die Fahrbahn bei Abensberg habe sich plötzlich geöffnet, „wie wenn eine Tür aufgeht“, sagte ein Autofahrer der Zeitung „Mittelbayerische“. Während der Aufräumarbeiten bildete sich ein sieben Kilometer langer Stau. Das Bayerische Rote Kreuz versorgte die Wartenden mit Getränken. Auch auf den anderen Autobahnen kam es zu Verkehrsbehinderungen und Staus. Wegen der Vielzahl der Fälle sei es schwierig, innerhalb kurzer Zeit an jeden betroffenen Abschnitt Spezialfirmen zur Fahrbahnreparatur zu schicken, sagte Seebacher.

Blow-Ups auch in Baden-Württemberg

Auf der A 8 musst in der Nacht zum Mittwoch zunächst die linke Fahrbahn der A 8 Richtung Karlsruhe in einer Blitzaktion repariert werden, wie Matthias Leitold vom Regierungspräsidium Karlsruhe mitteilte. Bei Temperaturen von rund 40 Grad auf der Fahrbahn hätten sich am Dienstag die Betonplatten bei Remchingen ausgedehnt, seien aneinandergestoßen und dann gebrochen.

An den Bruchkanten hätten sie mehrere Zentimeter hoch gestanden, sagte er. Die Spur musste gesperrt werden. Der Verkehr staute sich zeitweise auf mehr als zehn Kilometern. Nach der Reparatur konnte die Fahrbahn am Morgen wieder freigegeben werden. Nach erster Schätzung kostet die Ausbesserung rund 20.000 Euro.

Nachdem das Verkehrsministerium zunächst noch mitgeteilt hatte, weitere Hitzeschäden seien nicht bekannt, meldete am Mittwochnachmittag auch das Regierungspräsidium Stuttgart seinen ersten sogenannten „Blow-up“. Ähnlich wie auf der A8 habe es auf der A7 bei Heidenheim in Fahrtrichtung Würzburg eine „Aufsprengung“ zweier Betonplatten gegeben.

Häufig seien solche Schäden nicht, waren sich die Experten beider Regierungsbezirke einig. Es sei der erste größere Hitzeschaden auf den Straßen des Karlsruher Bezirks in diesem Jahr, so dessen Sprecher. „Aber es ist ja auch noch nicht sehr lange heiß.“ Der Hitzeschaden bei Heidenheim sei ebenfalls der erste größere seiner Art in diesem Jahr, hieß es im Regierungspräsidium in Stuttgart.

Meist treffe es die alten Fahrbahnen mit Betonplatten, sagte der Sprecher in Stuttgart. Neue Asphalt-Autobahnen seien dagegen selten betroffen. Nur in Ausnahmefällen werde der Belag durch die Hitze weich und werfe Blasen. Wenn, dann passiere das eher mal bei kleineren Straßen, bei denen die Asphaltdecke dünner sei oder die schon andere Schäden hätten, etwa nach längerem Frost.

Ozonwarnschwelle überschritten

Am bislang heißesten Tag des Jahres in Deutschland hat Sahara-Hitze die Menschen am Mittwoch ordentlich ins Schwitzen gebracht. Der heißeste Ort war nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) Kitzingen im Norden Bayerns - mit 37,1 Grad. Der deutsche Juni-Rekord vom 27.6.1947 in Frankfurt am Main (38,2 Grad) wurde damit aber nicht geknackt.

In einigen Regionen purzelten am Mittwoch die Wärmerekorde für einen 19. Juni, etwa in München, aber auch in Sachsen-Anhalt, Thüringen oder Sachsen. Die Hitze sprengte auch Autobahnbelag und verursachte einen tödlichen Unfall in Bayern. US-Präsident Barack Obama sagte bei seinem Besuch im Kanzleramt: „Ich bin durchaus beeindruckt von den hohen Temperaturen hier in Berlin.“

Hinter Kitzingen lagen am Mittwoch laut DWD Waghäusel (Baden-Württemberg) mit 36,5 Grad sowie Schmalkalden (Thüringen) und Frankfurt am Main, die jeweils auf 36,3 Grad kamen. Der Mittwoch war laut DWD zumindest in einigen Regionen der bislang heißeste Tag des Jahres.

Bereits vormittags um 11 Uhr habe die gefühlte Temperatur die 40-Grad-Marke geknackt, sagte der Meteorologe Andreas Friedrich vom DWD in Offenbach. Für Karlsruhe errechneten die Meteorologen gefühlte 40 Grad, für Artern in Thüringen sogar 41 Grad.

Für die gefühlte Temperatur - sie liegt um rund zehn Grad über der tatsächlich gemessenen - werden Faktoren wie Sonneneinstrahlung, Luftfeuchtigkeit und Wind einbezogen. Je mehr Sonne und Feuchtigkeit und je weniger Wind es gebe, desto höher falle der gefühlte Wert aus, sagte Friedrich.

Die Saharawerte ließen auch die Ozonwerte in die Höhe schnellen. In Eggenstein (Kreis Karlsruhe) wurde die Warnschwelle von 180 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft überschritten. Dort wurden 210 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter gemessen, in Mannheim 197 und in Pforzheim 190.

Schauer noch bis Sonnabend

Am Mittwochabend gab der Wetterdienst für Teile der Bundesländer Thüringen, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen Unwetterwarnungen heraus. Spätestens ab diesem Donnerstag beenden die Tiefs „Manni“ und „Norbert“ im Westen die Hitzewelle mit Blitz und Donner, Starkregen, Hagel und Sturmböen. In der Nacht zum Freitag ziehen die Gewitter dann auch nach Osten. Am Sonnabend müsse überall mit Schauern und Gewittern gerechnet werden, hieß es vom DWD.

Die Hitze machte die Deutschen auch durstiger als sonst: In Berlin war der Wasserverbrauch bereits am Dienstag um 30 Prozent höher als an einem durchschnittlichen Tag, wie die Wasserbetriebe mitteilten.

Heiße feuchte Luft sorgte in manchen Orten für Gewächshauswetter. Was manchen Wetterfühligen zu schaffen machte, war die hohe Luftfeuchtigkeit von 60 bis 70 Prozent - etwa in Teilen Nordrhein-Westfalens. Das Wetter wurde als sehr schwül und stickig empfunden.

Bereits am Dienstagabend hatte am Bodensee ein Unwetter mit orkanartigen Böen, Starkregen und Hagel gewütet - Segler und Surfer gerieten in Seenot. Eine Fischerhütte auf der Lindauer Insel wurde weggeweht, es gab zwei Verletzte. Laut Polizei stürzten am bayerischen Bodensee-Ufer Bäume auf Autos, mehrere Straßen wurden überschwemmt und Gullydeckel nach oben gedrückt. Ein Baum fiel nach Angaben der Bahn auf eine Oberleitung, so dass der Zugverkehr zwischen Bregenz und Lindau vorübergehend eingestellt werden musste.