Nach den ersten schweren Wirbelstürmen vom Wochenende fegte am Montag erneut ein Tornado durch den US-Staat Oklahoma. Eine Grundschule wurde völlig zerstört, zahlreiche Kinder werden vermisst. Präsident Obama erklärt Region zum Katastrophengebiet.

Moore/Oklahoma City/Washington. Nach den ersten schweren Stürmen vom Wochenende hat es Oklahoma am Montag (Ortszeit) erneut schwer getroffen: Ein verheerender Tornado mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 320 Kilometern in der Stunde hat in dem US-Bundesstaat mindestens 91 Menschen in den Tod gerissen. Die Zahl nannte eine Gerichtsmedizinerin der Stadt Oklahoma City der „New York Times“. Mehr als 230 Menschen seien verletzt worden, berichtete der Lokalsender KFOR-TV unter Berufung auf Behörden. Die Suche nach Vermissten dauerte bei Anbruch der Nacht an. Die Opferzahlen könnten noch steigen, hieß es. Zwei Grundschulen und ein Krankenhaus wurden verwüstet.

In Moore, einer Vorstadt von Oklahoma-City, wurde eine Grundschule dem Erdboden gleichgemacht. Rettungskräfte suchten mit bloßen Händen nach Überlebenden. Unter den Trümmern wurden weitere Leichen befürchtet. Einem Fernsehbericht zufolge werden etwa 20 bis 30 Schulkinder vermisst. Einige hätten sich an sichere Zufluchtsorte retten können, berichtete der Sender CNN. Unter den Toten seien 20 Kinder, bestätigten die Behörden.

Die Zahl der Opfer könnte noch steigen, sagte die Chefin der örtlichen Gerichtsmedizin, Amy Elliott. Es wird befürchtet, dass sie unter den Trümmern der Plaza Towers Elementary School liegen.

Das Dach der Grundschule wurde aufgerissen, mehrere Mauern stürzten ein. Ein Anwohner der Schule, James Rushing, berichtete, er sei nach Berichten über den nahenden Tornado in die Schule gerannt, in der sein fünfjähriger Stiefsohn Unterricht hatte. Er habe gedacht, das Schulgebäude sei sicherer. „Gut zwei Minuten, nachdem ich dort ankam, wurde die Schule auseinandergenommen“, sagte er.

Der Tornado hinterließ außerhalb von Oklahoma City eine mehr als drei Kilometer breite Schneise der Verwüstung. Er wirbelte Autos durch die Luft und hinterließ ein Trümmerfeld. Mehr als 300 Häuser seien zerstört worden, hieß es. Ganze Häuserblocks wurden eingeebnet, Feuer brachen in Gebäuden aus. Die Polizei warnte vor Gefahren durch herabgerissene Strom- und aufgerissene Gasleitungen. Autos und Lastwagen wurden zermalmt. Krankenhäuser berichteten, sie behandelten mehr als 140 Verletzte, darunter rund 70 Kinder.

Obama erklärt Region zu Katastrophengebiet

US-Präsident Barack Obama erklärte die betroffene Region zum Katastrophengebiet. Das Büro des staatlichen Leichenbeschauers teilte mit, es müsse damit gerechnet werden, dass die Zahl der Opfer noch steigt.

Obama drückte in einem Telefonat mit der Gouverneurin von Oklahoma, Mary Fallin, seine Besorgnis über den Monster-Tornado aus, der am Nachmittag (Ortszeit) über Moore und andere Vororte hereingebrochen war und ganze Häuserzeilen dem Erdboden gleichmachte. Der Twister schlug eine gut einen Kilometer breite Schneise der Verwüstung, schätzte der Nationale Wetterdienst. Der Region sicherte Obama bereits finanzielle Unterstützung zu.

Basketball-Star Durant betet für Opfer

Auch die NBA-Profis der Oklahoma City Thunder und viele andere US-Sportler zeigten sich betroffen und riefen zu Hilfe auf. „Bete für die Opfer des Tornados in OKC die letzten Tage. Passt auf euch auf“, twitterte Basketball-Superstar Kevin Durant.

Wie sein Teamkollege Serge Ibaka oder Kobe Bryant von den Los Angeles Lakers verbreitete der Olympiasieger den Aufruf, über eine Textnachricht Geld für die Opfer zu spenden. „Die Stadt wird zusammenrücken wie es schon bei vergangenen Unglücken war. Das ist Standard in Oklahoma und das macht diesen Ort aus“, sagte Thunder-Manager Sam Presti.

Bei dem Tornado im US-Bundesstaat Oklahoma sind nach offiziellen Angaben mindestens 91 Menschen ums Leben gekommen, sagte eine Gerichtsmedizinerin der Stadt Oklahoma City der „New York Times“.

„Es ist herzzerreißend und traurig und ich wünschte ich wäre da“, sagte Baseball-Pitcher Jeremy Hefner von den New York Mets laut einem Bericht von „espn.com“. Hefner hatte seinerzeit die Schule in einer Vorstadt von Oklahoma City besucht, die der verheerende Sturm nun dem Erdboden gleichmachte.

Tornado weit oben auf der Skala

Der Wetterdienst stufte den Tornado als „EF-4“ auf der erweiterten Fujita-Skala ein - die zweitstärkste Stufe auf dieser fünfstufigen Skala. Moore war zuletzt 1999 schwer getroffen worden - mit den bislang größten nahe der Erdoberfläche gemessenen Windgeschwindigkeiten von bis zu 486 Kilometern pro Stunde. Damals kamen 36 Menschen ums Leben, mehr als 8000 Gebäude wurde beschädigt.

„Oklahoma City hat mehr Tornados erlebt als jede andere Stadt in den Vereinigten Staaten“, heißt es auf der Webseite der Stadt. Der schwer getroffene Vorort Moore liegt in der sogenannten Tornado Alley. Windgeschwindigkeiten wie der Twister am Montag erreichen weniger als ein Prozent aller Tornados.

Bereits am Wochenende wurde Oklahoma von mehreren Tornados heimgesucht. Mindestens zwei Menschen kamen dabei ums Leben.