Der Fabrikeinsturz in Bangladesch mit Hunderten Toten bleibt auch für Deutschland ein Thema. Der NDR berichtet jetzt, dass in dem Gebäude wohl auch die KiK-Kollektion von Verona Pooth produziert wurde.

Dhaka. Der Einsturz eines Hochhauses mit mehreren Textilfabriken beschäftigt die Behörden in Bangladesch weiterhin. Mittlerweile wurden bereits über 800 Leichen aus den Trümmern des Gebäudes bei Dhaka geborgen.

Am Mittwoch wurden 36 verweste Leichen zu genetischen Untersuchungen in eine Klinik gebracht, weil sie anders nicht mehr zu identifizieren seien, wie die Polizei mitteilte. Nach den Protesten von Überlebenden und Angehörigen begannen die Behörden zudem damit, ausstehende Löhne auszuzahlen.

Die Bergungsarbeiten werden fortgeführt, deshalb ist mit weiter steigenden Opferzahlen zu rechnen. Noch immer ist unklar, wie viele Menschen sich zum Zeitpunkt des Unglücks am 24. April in dem eingestürzten Komplex aufgehalten hatten. Rund 2500 konnten flüchten oder wurden lebend gerettet.

4500 Fabriken sollen überprüft werden

An anderer Stelle hat das verheerende Unglück zu einer Überprüfung der Sicherheit geführt: 18 Textilwerke wurden aus Sicherheitsgründen geschlossen.

Auch die Arbeit in weiteren Fabriken solle eingestellt werden, sagte Textilminister Abdul Latif Siddique am Mittwoch vor Journalisten. Viele Fabriken hätten sich nicht an die Bauvorgaben gehalten, sagte der Minister nun. Siddique sitzt einem neu eingerichteten Komitee vor, das die rund 4500 Fabriken des Landes überprüfen soll, um weitere Unglücke zu vermeiden.

Die Textilindustrie in Bangladesch ist die drittgrößte weltweit und setzt jährlich umgerechnet rund 15 Milliarden Euro um. Wegen der niedrigen Löhne lassen dort viele große internationale Mode- und Kaufhausketten Kleidung produzieren. Darunter ist offenbar auch ein deutscher Hersteller. Wie bereits mehrfach berichtet wurde, fand sich in den Trümmer auch eine Bluse des Textildiscounters KiK aus dessen aktueller Kollektion.

„Jetzt müssen wir kritisch hinterfragen“

Das NDR-Politmagazin „Panorama“ greift dies in seiner aktuellen Ausgabe noch einmal auf. In der vergangenen Woche hatte sich KiK noch „überrascht“ gezeigt, dass sich in den Trümmern Textilien des Unternehmens befanden. Es habe „seit 2008 keine direkten Geschäftsbeziehungen zwischen KiK und den im Rana Plaza ansässigen Lieferanten gegeben“, erklärte ein Sprecher gegenüber „Panorama“.

Nun liegt „Panorama“ nach eigenen Angaben aber auch noch ein Foto einer Bluse aus der „Verona Pooth Kollektion 2013“ vor, die ebenfalls aus den Trümmern stammt.

Dazu erklärt KiK auf neuerliche Anfrage von „Panorama“: „Unsere Nachforschungen haben jetzt aber ergeben, dass indirekt über einen unserer Importeure bis Anfang dieses Jahres dort produziert wurde. Obwohl zum Zeitpunkt des Unglücks alle unsere Waren bereits verschifft und auch über diesen Importeur keine neuen Aufträge platziert waren, müssen wir jetzt kritisch hinterfragen: Warum ließ dieser Importeur dort Ware produzieren?“

Die Unternehmerin Verona Pooth wirbt seit Jahren für den Textil-Discounter, der unter ihrem Namen auch eine eigene Kollektion vertreibt. Im kommenden Herbst, so verrät die mittlerweile 45-Jährige in einem Interview mit dem hauseigenen Blog der Firma, wird bereits die elfte Verona-Pooth-Kollektion auf den Markt kommen.