Familienmitlieder der Backnang-Opfer wollen nicht wahrhaben, dass Fahrlässigkeit die Ursache für das verheerende Feuer gewesen sein soll. Sie fordern Gutachter aus der Türkei.

Istanbul. Angehörige der acht türkischen Todesopfer des Wohnungsbrands von Backnang haben den Bericht der deutschen Behörden zum Unfallhergang kritisiert. Die Europa-Ausgabe der türkischen Zeitung „Sabah“ zitierte Familienmitlieder am Montag mit der Einschätzung, nicht Fahrlässigkeit, sondern ein elektrischer Defekt sei für das Feuer verantwortlich gewesen. Unterstützer der Familie forderten, Gutachter aus der Türkei sollten die Brandursache untersuchen. Bei dem Feuer am 10. März waren die 40-jährige Nazli Özcan und ihre sieben Kinder ums Leben gekommen.

Polizei und Staatsanwaltschaft hatten am Donnerstag in Stuttgart erklärt, die Befunde der Brandermittler deuteten darauf hin, dass es entweder durch den fahrlässigen Umgang mit offenem Feuer oder einem glimmenden Gegenstand in der Wohnung zu dem Brand gekommen sei. Hatice Özcan, die Mutter von Nazli Özcan, sagte laut „Sabah“ dazu, im deutschen Polizeibericht sei zu lesen gewesen, dass das Feuer von dem Sessel in der Wohnung ausgegangen sei, in dem sie zur fraglichen Zeit gesessen habe. „Warum bin ich dann nicht in diesem Sessel verbrannt?“ fragte sie.

Auch der Witwer von Nazli Özcan, Sami Soykan, wies die Vermutung zurück, dass das Feuer etwa durch eine brennende Zigarette ausgelöst worden sei. Er lebe seit zwölf Jahren mit seiner Schwiegermutter Hatice Özcan zusammen und habe diese noch nie spätabends in der Wohnung eine Zigarette rauchen sehen, sagte Soykan laut „Sabah“. Er sei sicher, dass das Feuer durch einen Kurzschluss entstanden sei. Das hatten die deutschen Ermittler aber ausgeschlossen.

Unmittelbar nach dem Feuer war in der Türkei der Verdacht eines fremdenfeindlichen Anschlags laut geworden. Die Ermittler fanden aber keine Hinweise darauf, dass jemand den Brand absichtlich gelegt haben könnte. „Sabah“ zufolge will die Familie nach Vorlage des Untersuchungsberichts rechtliche Schritte prüfen. Eine Gruppe von Türken, die sich zur Unterstützung der Familie in Backnang versammelte, forderte laut dem Zeitungsbericht die Entsendung von Gutachtern aus der Türkei.